Wagnerianer – das ist nicht etwa der Begriff für ein eingeschworenes Grüppchen weltabgewandter Musikwissenschaftler –, Wagnerianer sind Anhänger einer mächtigen Glaubensbewegung, eingeweihte, die allsommerlich in die oberfränkische Gemeinde Bayreuth pilgern, um dort gestrengen Auges und Ohres die Wiedergabe der Werke des Meisters zu überprüfen.
Jener Meister, das ist Richard Wagner, und er krönte 1876 mit dem Ring des Nibelungen. Ein Bühnenfestspiel für drei Tage und einen Vorabend nicht nur sein Leben, sondern auch dieses hitzige Unternehmen Oper, das 1594 in einem klitzekleinen florentinischen Salon seinen Ausgang genommen hatte. Auch hundertdreißig Jahre nach seinem Hinscheiden ist der große Wagner immer noch ein Born der Spekulationen und Mutmaßungen. Doch diese im Nachtschatten blühenden Gerüchte und Nachrichten brauchen natürlich Nachschub – und für diesen Nachschub sorgt der jeweils in Bayreuth regierende Wagner-Clan mit großem Geschick.
Was geht im Kopf und im Herzen eines Wagnerianers um, der, durchglüht von des Meisters Schaffen und den schon historischen Kabalen seiner Sippe, seine ganzen Ersparnisse zusammensucht, um wenigstens einmal im Leben zu den Bayreuther Festspielen und dann natürlich in die Villa Wahnfried zu pilgern? Mit dieser Recherche beauftragte die RuhrTriennale einen gewitzten und wortgewaltigen Kenner der Szene rund um Walhalla: Der langjährige Spiegelautor und Musikkritiker Klaus Umbach legt hiermit sein erstes Theaterstück vor, das er dem großen Sänger Alan Titus auf den Leib schrieb. Der wird sich in Wahnfried – ein deutsches Stammlokal einen langgehegten Wunsch erfüllen: nicht nur den Wotan, sondern endlich einmal alle Rollen des Ring zu singen.
Regie: Markus Dietze
Musikalische Leitung, Klavier: MORITZ EGGERT
Bühne: Magdalena Gut
Kostüme: Tina Carstens
Mit:
ALAN TITUS, Raphaela Crossey, Dietmar Mues, Jona Mues, Klaus Philipp
Ein Auftragswerk der RuhrTriennale.