Doch dann steht Sosias sich selbst gegenüber. Der Gott Merkur hat seine Gestalt angenommen und behauptet nicht nur felsenfest, dass er Sosias sei, er verweigert ihm auch den Zutritt. Merkur hat dafür gute Gründe, immerhin verbringt sein Herr Jupiter gerade in Gestalt Amphitryons eine Liebesnacht mit Alkmene. Die wiederum glaubt, dass ihr Ehemann bereits aus dem Krieg zurück ist, da Jupiter Amphitryons Gestalt angenommen hat. Als schließlich der echte Amphitryon nach Hause kommt, ist die Verwirrung komplett und beide Partner fühlen sich vom anderen betrogen. Es kommt zum Showdown zwischen Jupiter und Amphitryon: Die Feldherren und Alkmene sollen entscheiden, wer nun der Echte von beiden ist. Und das erweist sich als gar nicht so einfach.
Kleists Stück ist ein tragikomisches Verwirrspiel um das „Ich" und „Du", in dem die Frage nach Verlässlichkeit und Entfremdung gestellt wird. Worin ist jeder Einzelne unverwechselbar? In einer Zeit, in der das Gebot der Stunde ist, sich selbst immer wieder neu zu erfinden, stehen wir manchmal ebenso wie die Figuren im Stück vor der Frage, wo das „Ich" angesichts der Anforderungen der anderen anfängt und wo es aufhört.
Kristo Šagor (*1976) arbeitet als Regisseur und Autor u.a. in Hannover, Hamburg, Bochum und am JES in Stuttgart. 2008 erhielt er den Theaterpreis faust für seine Hamburger Inszenierung "Törless" und war mit "Genannt Gospodin" von Philipp Löhle zu den Mülheimer Theatertagen eingeladen. "Amphitryon" ist seine erste Arbeit für das schauspiel stuttgart.
Regie: Kristo Šagor, Bühne: Barbara Kaesbohrer, Kostüme: Sanna Dembowski, Musik: Sebastian Katzer, Dramaturgie: Katrin Spira
Mit: Benjamin Grüter (Amphitryon), Markus Lerch (Merkur), Martin Leutgeb (Sosias), Sarah Sophia Meyer (Alkmene), Elmar Roloff (Jupiter), Stephanie Schönfeld (Charis)
Termine 31.01. | 01.02. | 03.02. | 04.02. | 05.02. | 07.02. | 08.02. | 09.02. | 11.02. | 12.02. | 13.02. | 16.02. | 17.02. | 18.02. | 19.02. | 22.02. | 25.02. | 26.02. | 29.01.
(Vorstellungen nur bis 27. Februar 2011)