Obwohl keiner den anderen sonderlich mag, versucht man, gemeinsam Zeit, Traurigkeit und Melancholie totzuschlagen – man flirtet, man lacht, man ist borniert, zynisch oder selbstmitleidig, man quält sein Gegenüber. Vor allem aber redet man, redet, um zu überleben. Platonows Ausruf „Das Leben! Warum leben wir nicht so, wie wir könnten?“ steht exemplarisch für die Unfähigkeit des Einzelnen, Entscheidungen zu treffen und die eigenen Sehnsüchte Realität werden zu lassen.
Mit seiner ursprünglich namenlosen Komödie, die er auch als „Enzyklopädie des russischen Lebens“ bezeichnete, wollte Anton Tschechow nach eigener Auskunft den Menschen nur eines ehrlich begreiflich machen: „Schaut, wie schlecht und langweilig ihr lebt!“ Diese Erkenntnis hat ironischerweise niemand tiefer verinnerlicht als der Titelheld, der zum Dorfschullehrer herabgesunkene Liebling der Frauen Platonow …
Anton Tschechow vermittelt uns in PLATONOW tiefe Einsichten in das
menschliche Dasein, in Figuren, die auch in Momenten grösster Lächerlichkeit
mit liebevoller Zuneigung gezeichnet werden. Er widmete sein erstes, 1880 entstandenes Stück der Schauspielerin Marija Jermolowa. Er gab das von seinem Bruder akribisch abgeschriebene Manuskript persönlich am Maly-Theater ab, wo die Künstlerin zu dieser Zeit engagiert war; es wurde abgelehnt. Enttäuscht vernichtete Tschechow das Manuskript, so dass das Stück erst 1923, zwanzig Jahre nach seinem Tod, entdeckt wurde. Die ursprünglich namenlose Komödie, die auch unter dem Alternativtitel „Die Vaterlosen“ geführt wurde, hatte ungekürzt eine
Aufführungsdauer von sieben bis acht Stunden.
Für Barbara Frey ist PLATONOW nach „Onkel Wanja“ in München und „Der
Kirschgarten“ in Berlin die dritte Auseinandersetzung mit dem Werk Anton
Tschechows.
Regie Barbara Frey
Bühne Bettina Meyer
Kostüme Bettina Munzer
Licht Rainer Küng
Dramaturgie Thomas Jonigk
Mit:
Anna Petrowna Friederike Wagner
Sergej Pawlowitsch Woinizew Nicolas Rosat
Sofja Jegorowna Yvon Jansen
Porfiri Semjonowitsch Glagoljew Lambert Hamel
Kirill Porfirjewitsch Glagoljew Niklas Kohrt
Pawel Petrowitsch Stscherbuk Siggi Schwientek
Marja Jefimowna Grekowa Franziska Machens
Iwan Iwanowitsch Trilezki Gottfried Breitfuss
Nikolai Iwanowitsch Trilezki Markus Scheumann
Abram Abramowitsch Wengerowitsch Klaus Brömmelmeier
Michail Wassiljewitsch Platonow Michael Maertens
Alexandra Iwanowna (Sascha) Ursula Doll
Ossip Jan Bluthardt
Katja Miriam Maertens
Weitere Vorstellungen im Pfauen:
3. April, 15 Uhr
6./ 12./ 13./ 18./ 30. April, jeweils 20 Uhr
2./ 3. Mai, jeweils 20 Uhr
weitere Vorstellungen im Mai und Juni sind in Planung.