Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
SCHÖNE BESCHERUNGEN von Alan Ayckbourn, Wuppertaler Bühnen SCHÖNE BESCHERUNGEN von Alan Ayckbourn, Wuppertaler Bühnen SCHÖNE BESCHERUNGEN von...

SCHÖNE BESCHERUNGEN von Alan Ayckbourn, Wuppertaler Bühnen

Premiere 18. November 2011, 19.30 Uhr im Opernhaus. -----

Weihnachten! Das Fest der Liebe! Die Bunkers haben Freunde und Verwandte über die Feiertage eingeladen. Doch es gärt: Hausherr Neville treibt seine Frau Belinda mit seiner Bastelei in den Wahnsinn.

Seine Schwester Phyllis nimmt sich verstärkt der Hausbar an – zum Leidwesen ihres Mannes Bernard, gescheiterter Arzt und Puppenspieler, der alljährlich sein gefürchtetes Marionettenspiel aufzuführen pflegt. Der arbeitslose Eddie verbringt seine Zeit lieber mit Kumpel Neville anstatt seiner schwangeren Frau Pattie beizustehen. Belindas altjüngferliche Schwester Rachel – die im Übrigen wortreich ausführen kann, warum sie ganz gut ohne Sex auskommt – hat einen erneuten Versuch gestartet und den leidlich bekannten Schriftsteller Clive eingeladen.

 

Und über allen thront Nevilles Onkel Harvey, pensionierter Wach- und Schließgesellschaftsangestellter, großer Freund der direkten Sprache und glühender Verfechter einer eher robusten Pädagogik: „Ich schenke jedem ein Gewehr. Jedem, außer Gary, der bekommt eine Armbrust, weil er schon letztes Jahr ein Gewehr bekommen hat.“

 

Die Lage wird brenzlig, als sich Belinda und Clive, zwischen denen es gefunkt hat, ausgerechnet den

Weihnachtsbaum als Ort für ihr mitternächtliches Tête-à-tête ausgeguckt haben – was naturgemäß nicht

unbemerkt bleibt. Derart desavouiert beschließt Clive, vorzeitig und ohne größeres Aufsehen im Morgengrauen zu verschwinden. Doch da hat er die Rechnung ohne Onkel Harvey gemacht, der Clive inzwischen des Geschenk-Diebstahls verdächtigt und zudem einen alten Revolver sein Eigen nennt.

 

Das vollbesetzte Haus der Bunkers wird zum weihnachtlichen Bräter, in dem alle Banalitäten und Eitelkeiten, Egoismen und Verletzungen, leise vor sich hinschmoren. Doch beschleicht den Zuschauer zusehend das Gefühl, dass diese explosive Mischung jederzeit hochzugehen droht. Dabei ist es Ayckbourns große Kunst, die jeweilige Situation nicht bis zur letzten Konsequenz eskalieren zu lassen; seine Figuren kehren ihre Lebenslügen gefasst unter den Teppich und verhalten sich in bestem britischen Understatement auch in den bizarrsten Lebenslagen so, als sei nichts passiert – was sie im gleichen Maße kläglich wie sympathisch macht. Scharfzüngiger, entlarvender und auch komischer als in der 1980 uraufgeführten Komödie „Season’s Greetings“, so der englische Originaltitel, ist der alljährliche Tanz um den Weihnachtsbaum noch nicht beschrieben worden.

 

Der Regisseur der Komödie ist der bekannte Schauspieler Tilo Nest, der seit über 20 Jahren als Protagonist an vielen großen Bühnen spielt (Schauspielhaus Bochum, Schauspiel Köln, Schauspielhaus Zürich, Salzburger Festspiele, Theater Basel, Maxim Gorki Theater Berlin, Burgtheater Wien). Parallel dazu hat er auch immer wieder für Film und Fernsehen gearbeitet (Der große Bellheim, Kaspar Hauser, Tatort, Post Mortem). Im Dezember 2003 erhielt er beim New Yorker IFCT-Festival den Best Actor Award. Tilo Nest gibt mit Alan Ayckbourns Schöne Bescherungen sein Debut als Regisseur.

 

Ihm zur Seite steht mit dem Schauspieler Hanno Friedrich ebenfalls ein bekanntes Gesicht. Der gebürtige Wuppertaler spielte u.a. in Basel und Bonn Theater und ist immer wieder im Fernsehen in diversen Rollen zu sehen (Tatort, Soko Köln, Wilsberg). Von 2003 bis 2009 gehörte Hanno Friedrich zum Team der SAT.1-Kultcomedy Sechserpack.

 

Inszenierung: Tilo Nest

Bühne und Kostüme: Bernhard Siegl

Dramaturgie: Oliver Held

 

Mit: Sophie Basse, Thomas Braus, Hanno Friedrich, Holger Kraft, Maresa Lühle, Georg Marin, Juliane

Pempelfort, Lutz Wessel, Julia Wolff

 

Die nächsten Vorstellungen sind am 26. und 30. November im Opernhaus.

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 17 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

EIN BEWEGENDER FEUERREITER -- Liedmatinee - Verleihung der Hugo-Wolf-Medaille in der Staatsoper Stuttgart

Die New York Times bezeichnete das Liedduo Christian Gerhaher (Bariton) und Gerold Huber (Klavier) als "größte Liedpartnerschaft der Welt". Dies betonte Kammersängerin Christiane Iven in ihrer…

Von: ALEXANDER WALTHER

NEUE SPHÄREN IM LICHTKEGEL -- Sao Paulo Companhina de Danca im Forum am Schlosspark Ludwigsburg

Mit der Deutschen Erstaufführung von "The Eight" gedenkt der Choreograph Stephen Shropshire des 200. Geburtstags von Anton Bruckner. In den Kostümen von Fabio Namatame erklingt das Finale von…

Von: ALEXANDER WALTHER

REIZVOLLES SPIEL MIT KLASSISCHEN FORMEN -- Konzertabend beim deutsch-türkischen Forum mit Gülsin Onay und Erkin Onay im Hospitalhof STUTTGART

Sie ist Staatskünstlerin der Türkei und eine renommierte Pianistin: Gülsin Onay. Sie trat auch mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks auf. Zusammen mit ihrem Sohn Erkin Onay (Violine)…

Von: ALEXANDER WALTHER

EXPLOSIVE KLANGMISCHUNG -- "Eine florentinische Tragödie" von Alexander Zemlinsky bei NAXOS (BR KLassik)

Nicht sonderlich erfolgreich geriet die Stuttgarter Uraufführung der einaktigen Oper "Eine florentinische Tragödie" von Alexander Zemlinsky im Jahre 1917 unter der Leitung von Max von Schillings. In…

Von: ALEXANDER WALTHER

Die ganze Wahrheit? -- „True Crime“ - Andrey Kaydanovskiy | Hege Haagenrud | Demis Volpi in der Deutschen Oper am Rhein

Drei tänzerische Perspektiven zu Wahrheit und Fiktion: Andrey Kaydanovskiy „Chalk“, Hege Haagenrud „The Bystanders“, Demis Volpi „Non-Fiction Études“  

Von: Dagmar Kurtz

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑