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Schweizer Erstaufführung: „Die Stadt“ von Martin Crimp - Stadttheater Bern

Samstag, 11. Oktober, 19.30 Uhr, Vidmar:1

 

Auf den ersten Blick ist es eine Idylle, in der sich Clair und Christopher, beide um die Vierzig, eingerichtet haben. Er hat erfolgreich Karriere gemacht, sie arbeitet als freie Übersetzerin.

 

Haus, Garten und eine 10jährige Tochter runden das Bild vom gehobenen Mittelstand ab. Doch langsam beginnt die perfekte Oberfläche zu bröckeln. Christopher verliert seinen Job, und Clair begegnet am Bahnhof einem Schriftsteller, der eine merkwürdige Faszination auf sie ausübt. Die Realität bricht ins Paradies ein und erschüttert leise die Zweierbeziehung. In den Rissen, die entstehen, nisten sich Geschichten ein. Sind diese Geschichten, die man sich über das eigene Leben erzählt, wahr oder erfunden, findet der Krieg, von dem die Nachbarin berichtet, wirklich statt, und wenn ja, warum? Wie sicher ist der Arbeitsplatz, was spielen die Kinder, und was macht die eigene Frau mit dem Autor, den sie übersetzt? Den Figuren zerfällt ihre Existenz, bis zuletzt selbst die Form des Stücks vom Auflösungsprozess erfasst wird. Martin Crimp schreibt auf sehr poetische Art von der Gefährdung des scheinbar Sicheren.

 

Martin Crimp wurde 1956 im britischen Dartford (Kent) geboren. Er studierte in Cambridge englische Literatur. Heute lebt er mit seiner Frau und seinen drei Kindern in der Nähe von London. Seit seinem Debüt in den 80er Jahren mit „Living Remains“ ist Martin Crimp einer der erfolgreichsten und meistgespielten britischen Dramatiker der Gegenwart.

 

Seine Stücke wurden in viele Sprachen übersetzt und werden weltweit gespielt. Neben mehreren preisgekrönten Hörspielen hat Crimp Übersetzungen und Bearbeitungen veröffentlicht, darunter „Le Misanthrope“ nach Molière und Ionescos „Die Stühle“. Für „Der Dreh“ (The Treatment) erhielt er 1993 den John-Whiting-Dramatikerpreis. 1997 war er Hausautor am Londoner Royal Court Theatre, wo mehrere seiner Stücke uraufgeführt wurden.

 

In deutschsprachigen Raum ist Crimp vor allem mit den Stücken „Angriffe auf Anne“ (Attempts on her Life, 1997) und „Auf dem Land“ (The Country, 2000) bekannt geworden. Ausserdem erschienen auf Deutsch „Das stille Kind“ (Getting Attention, 1991), „Der Handel mit Clair“ (Dealing with Clair, 1988), „Spiel mit Wiederholungen“ (Play with Repeats, 1989) und „Weniger Notfälle“ (Fewer Emergencies, 2005). Die Uraufführung von „Cruel and Tender“ (Sanft und grausam) nach Sophokles „Die Trachinierinnen“ fand 2004 unter der Regie von Luc Bondy am Young Vic Theatre in London statt.

 

Crimps neuestes Stück „Die Stadt“ (The City), auf Deutsch übersetzt von Marius von Mayenburg, wurde im März 2008 in der Regie von Thomas Ostermeier an der Schaubühne Berlin uraufgeführt. Katie Mitchell inszenierte im April 2008 die englischsprachige Erstaufführung am Londoner Royal Court Theatre.

 

Der „Independent on Sunday“ beschreibt die Arbeit von Crimp als einen „kaleidoskopischen Angriff auf unsere Manie, etwas so Vorläufiges und Flüchtiges wie das heutige Leben eingrenzen zu wollen.“

 

Inszenierung Erik Altorfer

Bühne, Kostüme Mira Voigt

Musik Martin Schütz

 

Clair Friederike Pöschel

Christopher Philippe Graber

Jenny Julia Schmidt

Mädchen Ella Sägesser

 

 

 

 

 

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