Von einer Heirat mit Arsace erhofft sie sich Seelenfrieden, doch sie hat sich in den Falschen verliebt: Arsace liebt nicht nur eine andere, er ist auch, wie sich herausstellt, Semiramides und Ninos tot geglaubter Sohn. Dieser sieht sich vor die Entscheidung gestellt: Soll er den Tod des Vaters rächen - und dadurch zum Muttermörder werden?
Gioachino Rossinis letzte Opera seria, im 19. Jahrhundert eines seiner meistgespielten Werke, zeigt seine Protagonisten bei ihren verzweifelten Versuchen, der unerbittlichen Macht des Schicksals zu entkommen, die Kontrolle über die Folgen des eigenen Handelns zu behalten und sich aus den undurchschaubaren Verstrickungen aus Macht, Gewalt und Leidenschaft zu lösen.
Am 3. Februar 1823, feierte Gioachino Rossinis große Oper über Semiramis in Venedig Premiere. Das Werk wurde einer von Rossinis größten Erfolgen. Die erste Münchner Inszenierung von Semiramide gab es schon ein Jahr nach der Uraufführung – es war zugleich die deutsche Erstaufführung. Im selben Jahr war die Oper auch unter anderem in London, Mailand und Berlin zu sehen - im gesamten 19. Jahrhundert gehörte Semiramide zum festen Repertoire der bedeutendsten Opernbühnen Europas. Nach einer weiteren Inszenierung 1832 verschwand das Werk allerdings vom Spielplan der Münchner Oper und wurde nur noch einmal konzertant gegeben (1990 mit Edita Gruberova).
Mit der Opera seria verbindet sich bei Rossini sehr häufig der Anspruch, Stoffe der Weltliteratur auf die Opernbühne zu bringen. Dies gilt auch für Semiramide, ein Libretto, das auf eine Tragödie Voltaires zurückgeht (Sémiramis, 1748). Die ernste italienische Oper ist bei Rossini mit 18 von insgesamt 39 musikdramatischen Werken am stärksten vertreten, welche in einem Zeitraum von nur elf Jahren entstanden (1812 – 1823). Rossini hatte in dieser Zeit seinen entscheidenden Durchbruch.
Mit der Premiere von Semiramide beendete Gioachino Rossini seine italienische Bühnenkarriere. Noch im selben Jahr reiste der Komponist gemeinsam mit seiner Gattin Isabella Colbran, für deren Sopranstimme er die Titelrolle dieser und zahlreicher weiterer Opern geschrieben hatte, nach Paris, wo er sich niederlässt. Semiramide stellt somit Rossinis letzte Opera seria dar. Mit dem Aufkommen der Romantik hat sich die Musik und die Welt um ihn herum verändert. „Rossini wollte nie die Realität abbilden wie die Romantiker. Er wollte die Realität durch seine Poetik filtern.“ (M. Mariotti)
Zusammen mit Regisseur David Alden bringt er Semiramide auf die Bühne der Bayerischen Staatsoper. Alden hat bereits zahlreiche Werke unter anderem von Monteverdi, Händel und Wagner an der Bayerischen Staatsoper inszeniert, zuletzt Händels Orlando im Jahr 2006. David Aldens Inszenierung von Rossinis Semiramide spielt in einer Welt, in der Machtkämpfe und politische Intrigen an der Tagesordnung sind. Alden zeigt mit suggestiv-assoziationsreichen Zitaten aus verschiedenen kulturellen Kontexten, dass sich eine Geschichte wie die von Semiramide nicht nur im antiken Babylon, sondern überall und zu allen Zeiten ereignen kann.
Die amerikanische Mezzosopranistin Joyce DiDonato gibt ihr Rollendebüt in der Titelpartie. Zuletzt war Joyce DiDonato an der Bayerischen Staatsoper 2013 in I Capuleti e i Montecchi zu erleben. In weiteren Rollen sind Alex Esposito als Semiramides Geliebter Assur und Daniela Barcellona als Semiramides totgeglaubter Sohn Arsace zu sehen. Lawrence Brownlee übernimmt die Partie des Idreno.
Musikalische Leitung
Michele Mariotti
Inszenierung
David Alden
Bühne
Paul Steinberg
Kostüme
Buki Shiff
Video
Robert Pflanz
Choreographie
Beate Vollack
Michael Bauer
Regiemitarbeit
Frauke Meyer
Dramaturgie
Daniel Menne
Chor
Stellario Fagone
Semiramide
Joyce DiDonato
Assur
Alex Esposito
Arsace
Daniela Barcellona
Idreno
Lawrence Brownlee
Azema
Elsa Benoit
Oroe
Simone Alberghini
Mitrane
Galeano Salas
L'ombra di Nino
Igor Tsarkov