Es widmet sich einem kaum untersuchten und nie zusammenhängend dargestellten Kapitel aus dem Dritten Reich – der »Säuberung« der deutschen Opern- und Schauspielhäuser von »jüdischen« und »politisch untragbaren« Ensemblemitgliedern. Dieser Eingriff bedeutete für Tausende Berufsverbot, Exil oder Deportation wie etwa für Fritz Busch oder Kurt Weill. So steht die Ausstellung auch in thematischem Zusammenhang mit der Dresdner Erstaufführung von Kurt Weills Oper »Street Scene« am 19. Juni 2011.
»Verstummte Stimmen« wurde erstmals 2006 im Auftrag des Hamburger Abendblatts und der Hamburgischen Staatsoper erarbeitet. Nach der Aufarbeitung der Geschichte der Theater in Hamburg, Berlin, Stuttgart und Darmstadt werden 2013 die Bayreuther Festspiele Thema sein.
Ein kleinerer und bereits fertig gestellter Teil der Ausstellung rückt die Schicksale von 44 prominenten Künstlern – Komponisten, Dirigenten, Intendanten und Solisten – in den Mittelpunkt. Der zweite Teil, eine Fallstudie, die in Dresden recherchiert und produziert wird, rekonstruiert die Geschichte der Semperoper und des Schauspielhauses in dieser Zeit sowie die Biografien der damals Vertriebenen. Neben den Solisten und Solistinnen der Oper werden auch die verfolgten Schauspieler und Schauspielerinnen des Sprechtheaters vorgestellt. Es wird aber auch an die vielen bisher Namenlosen erinnert, die entlassen wurden – Chor und Orchestermitglieder, Kapellmeister und Korrepetitoren, Dramaturgen und Assistenten, Verwaltungsangestellte und Handwerker, Bühnenarbeiter und Putzfrauen, alle aus der zweiten Reihe, vor und hinter der Bühne.
Die Semperoper und das Staatsschauspiel Dresden zeigen die Ausstellung »Verstummte Stimmen« ab 15. Mai 2011 bis Spielzeitende in ihren jeweiligen Häusern. Das Ausstellungsprojekt »Verstummte Stimmen« wird im Auftrag der Sächsischen Staatsoper und des Staatsschauspiels Dresden in Kooperation mit dem Kunsthaus Raskolnikow e.V. durch »exhibit - ausstellungsprojekt europäische identität« realisiert. Die Autoren der Ausstellung sind Hannes Heer, Jürgen Kesting, Peter Schmidt und Sven Fritz. Hannes Heer ist als Projektleiter wie bei den vorangegangenen Stationen für die Fallstudie verantwortlich, Jens Hommel ist ihr Co-Leiter.
Der Katalog zur Ausstellung kostet 16,60 Euro und ist in den Verkaufsstellen von Oper und Schauspiel erhältlich.
Öffnungszeiten Oper
16. Mai bis 1. Juli: MoSa, 1113 Uhr (Zwingerseite). Freier Eintritt. Außerdem vom 16. Mai bis 13. Juli in Kombination mit einer Führung von SEMPEROPER ERLEBEN sowie mit einem Vorstellungsbesuch in der Semperoper.
Öffnungszeiten Schauspiel
16. Mai bis 13. Juli: täglich ab 12 Uhr bis nach Vorstellungsende bzw. an vorstellungsfreien Tagen von 1218 Uhr. Freier Eintritt.