Ausgerechnet am Weihnachtsabend lernt er Mimi kennen. Die beiden merken sofort, dass sie füreinander bestimmt sind. Doch es bleibt ihnen nicht viel Zeit für ihre Liebe: Mimi ist an Schwindsucht erkrankt. Rodolfo fühlt sich schuldig am Fortschreiten ihrer Krankheit, weil er ihr kein ordentliches Zuhause bieten kann. Um ihm die Gewissensbisse zu ersparen, trennt sich Mimi von ihm. Als sie sich wiedersehen, ist Mimi bereits dem Tode nahe. Rodolfo und seine Freunde können nicht weiter tun, als ihr einen letzten Wunsch zu erfüllen.
Giacomo Puccini wurde 1858 im italienischen Lucca geboren. Aufgrund familiärer Traditionen sollte er seinen Weg als Kirchenmusiker gehen, doch sein Interesse galt der Opernbühne. Giuseppe Verdis Werke faszinierten ihn. Im Alter von 18 Jahren wanderte er sogar zu Fuß von Lucca nach Pisa, um sich eine Aufführung der „Aida“ anzusehen, ein Ereignis, dass ihm nach eigener Aussage, „die musikalische Pforte zur Oper“ öffnete. Er betrat nun ein Terrain, auf dem er sein Leben lang erfolgreich wandeln sollte. Puccini lebte und litt mit seinen Opernfiguren wie kaum ein anderer Komponist, lässt sie intimste psychologische Stimmungen ausdrücken. Wohl deshalb geht den Zuschauern die Musik so nahe. Puccini, der oft seelische Probleme hatte, die ihn sehr zurückgezogen leben ließen, konnte seine Empfindungen, seine Emotionen, seine Vorstellungen vom Glück und von der Liebe in seinen Werken in einer Weise ausleben, die ihm im Leben nie gegeben war.
Das Sujet
Die Suche nach geeigneten Opernstoffen war ein wichtiger Teil von Puccinis Arbeit. „Wenn ein Stoff nicht mein Gefühl anspricht, wenn das Libretto nicht mein Herz berührt, wenn es mich nicht lachen oder weinen macht, wenn es mich nicht erregt oder erschüttert, dann ist nichts zu machen. Dann ist es nichts für mich. Es käme etwas Falsches, ein Missklang heraus.“ Als Puccini begann, „La Bohème“ zu komponieren, hatte er gerade mit „Manon Lescaut“ seinen ersten Welterfolg erlebt und konnte sich von der finanziellen Ausschüttung ein Haus auf dem Land kaufen. Um ihn herum versammelte sich bald ein Kreis von Künstlern, mit denen er in einer baufälligen Schenke den „Bohème-Club“ gründete. Neben der Atmosphäre dieser Zusammenkünfte war es vor allem Henri Murgers Erfolgsroman „Scènes de la Vie de Bohème“ aus dem Jahr 1851, der Puccini Inspiration für seine neue Oper gab.
Komposition und Uraufführung
Noch bevor der Text vollständig vorlag, begann Puccini mit dem Entwurf einzelner Szenen. Als sich 1894 zufällig herausstellte, dass Ruggiero Leoncavallo ebenfalls an einer „Bohème“-Oper arbeitete, setzte ein Wettlauf zwischen den beiden Komponisten ein. Jeder suchte dem anderen zuvorzukommen. Tatsächlich gelang es Puccini, sein Werk zuerst herauszubringen. Am 10. Dezember 1895 beendete er die Partitur, und schon am 1. Februar 1896 ging das Werk in Turin in Szene. Am Dirigentenpult stand Arturo Toscanini, worüber Puccini überglücklich war: „Kein anderer Dirigent holt aus meiner Musik so viel heraus wie er. Seine Interpretation war mehr als eine großartige Wiedergabe - es war eine wirkliche Nachschöpfung. (…) Er ist ein Genie! Unter seinem Zauberstab leuchtet meine und Wagners und Verdis Musik; die Art und Weise, wie er diese Leuchtkraft in Klang verwandelt, entzieht sich jeder Beschreibung.“
Szenen aus Henri Murgers „La Vie de Bohème“ von Giuseppe Giacosa und Luigi Illica
Musik von Giacomo Puccini
Musikalische Leitung: Frank Beermann
Inszenierung: Dietrich Hilsdorf
Bühnenbild: Dieter Richter
Kostüme: Renate Schmitzer
Chor: Mary Adelyn Kauffman
Judith Kuhn (Mimi), Julia Bauer (Musetta), Luis Olivares Sandoval (Rodolfo), Julian Orlishausen (Marcello), Andreas Kindschuh (Schaunard), Kouta Räsänen (Colline), Nikolai Miassojedov (Benoit), Jürgen Mutze (Parpignol) u. a.
Koproduktion mit der Oper Bonn