Doch so oberflächlich-reißerisch hat der Komponist Camille Saint-Saëns seine Oper nicht angelegt – im Gegenteil, geplant war sie als seriöses Oratorium für die Kirche, wovon die umfangreichen Chorpassagen mit ihren teils fugenartigen, teils choralartigen Satzstrukturen Zeugnis ablegen. Dazu gesellt sich – zum exotischen Stoff passend – im Orchester ein harmonischer und instrumentatorischer Farbenreichtum, der auf den musikalischen Impressionismus vorausweist. Auch wenn der Chor – das Volk der Israeliten und ihre Gegenspieler, die Philister – stets ein gewichtiges Wörtchen mitzureden hat, konzentriert sich doch das Interesse auf die beiden Hauptpersonen und ihren, dem Unfrieden im Gazastreifen entsprungenen, fanatisch ausgetragenen „Kampf der Geschlechter“.
Gelingt es Dalila, dem israelischen Volkshelden Samson das Geheimnis seiner Kraft zu entreißen, die nicht nur eine körperliche, sondern auch eine charismatische ist? Der Komponist jedenfalls lief zur Höchstform auf, als er die Verführungskraft der „Femme fatale“ Dalila in Töne goss: Ihre Arie „Sieh, mein Herz erschließet sich“ hat jedenfalls ihren Platz in der ewigen Arien-Hitliste gefunden.
Dass „Samson und Dalila“ als einzige der Opern von Saint-Saëns im Theaterspielplan „überlebt“ hat, ist dem mutigen Einsatz von Franz Liszt zu verdanken, der die Uraufführung 1877 in Weimar ermöglichte, während in Frankreich und anderen Ländern religiöse Bedenken eine Aufführung verhinderten.
Musikalische Leitung: Stephan Tetzlaff; Inszenierung und Bühne: Stefan Heinrichs; Kostüme: Esther Bätschmann; Choreinstudierung: Ilia Bilenko
mit: Zdravka Ambric (Dalila); Kai-Moritz von Blanckenburg (Oberpriester des Dagon), Ken-neth Chan (Bote), Dong-Sung Cho (Philister), Giorgi Darbaidze (Abimélech), Daniel Dimitrov (Philister), Manolito Mario Franz (Samson), Slavin Peev (Alter Hebräer); Statisterie, Städtisches Orchester Bremerhaven
Die nächsten Vorstellungstermine im freien Verkauf: 15. April, 8., 15., 21., 26. Mai 2010