Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Stellungnahme der Leiterin der TheaterFABRIK Gera Tabea Hörnlein zur Streichung der Förderung durch die StadtStellungnahme der Leiterin der TheaterFABRIK Gera Tabea Hörnlein zur...Stellungnahme der...

Stellungnahme der Leiterin der TheaterFABRIK Gera Tabea Hörnlein zur Streichung der Förderung durch die Stadt

Ein Gerücht geht um in Gera: die TheaterFABRIK schließt endgültig, denn die Stadt Gera hat angekündigt, ihre Fördergelder zu streichen, um den Stadthaushalt zu sanieren.

Neu ist diese Meldung indes für die TheaterFABRIK nicht. Seit November vorigen Jahres kämpfen die Jugendlichen, die Mitarbeiter der theaterpädagogischen Einrichtung und die Leitung des Theaters gemeinsam für den Erhalt ihrer Spielstätte.

Grund ist die fehlende Finanzierung der Stelle eines geprüften Veranstaltungstechnikers, der zwingend nötig ist, um den Proben- und Vorstellungsbetrieb, sprich die öffentlich wirksame Arbeit der TheaterFABRIK und damit ihr Kerngeschäft abzusichern.

Der Zuschuss für die Technikerstelle war bereits 2008 verbindlich durch die Stadt Gera zugesagt worden. Seither bezahlte jedoch das Theater diese Stelle, denn Geld aus der Stadt Gera ist nie geflossen.

Die nun angekündigte Streichung der Fördergelder ist damit nicht viel mehr als ein formaler Akt – es ist ohnehin kein Geld an die Jugendeinrichtung im Stadtzentrum Geras geflossen.

Schaut man in die finanziellen Strukturen der TheaterFABRIK wird die Lage der Einrichtung immer absurder. In den letzten Wochen gelang es den Projektverantwortlichen der TheaterFABRIK Konzepte zu entwickeln, die in der Thüringer Amateurtheater- und Bildungslandschaft als innovativ und damit förderwürdig zu bezeichnen sind. Mit dieser grundsätzlich positiven Nachricht geht einher, dass in der laufenden Spielzeit neue Projekte angestoßen werden können, die vornehmlich durch das Kultusministerium, das Theater Rudolstadt (im Zuge einer Koproduktion) und die Sparkassenkulturstiftung Hessen-Thüringen finanziert werden. Die Finanzierung einer lokal agierenden Jugendeinrichtung wird also derzeit von überregionalen Partnern und thüringenweiten Finanzierungsmöglichkeiten gestemmt.

Die TheaterFABRIK sieht es als ihren konzeptuellen Schwerpunkt an, in ihren (Theater-)Projekten den Lebensraum der Jugendlichen – Gera – in den Mittelpunkt ihrer Arbeit zu stellen. Zuletzt zeigte dies das Straßenbahnprojekt „TRAM“, zukünftig wird dies das generationenübergreifende Tanztheaterprojekt „unter der haut“ tun. Die Einrichtung versucht sich immer wieder mit dem negativen Selbstbild der Stadt Gera auseinanderzusetzen und den Projektteilnehmern neue Blicke auf ihren Lebensraum zu eröffnen, ihn neu und positiv zu besetzen. Die TheaterFABRIK macht damit innovative gedankliche Experimente, die einen Zukunftsweg der Stadt beschreiben könnten. Darüber hinaus belebt sie mit dem Standort in der Tonhalle ein umstrittenes Gebäude im Zentrum der Stadt und gewährleistet dessen Konzeption als Begegnungs- und Bildungsort für Kinder und Jugendliche.

Wie der überregionale Förderungszuspruch zeigt, ist dies ein Konzept, das es zu unterstützen gilt. Allein die Stadt Gera verweigert sich immer wieder echter Positionierungen zu oder gegen die TheaterFABRIK. Vielmehr können die jüngsten formalen Streichungen der Fördergelder als weitere öffentliche Positionierung eines „dagegen“ gelesen werden.

Aber auch das eigene Haus – die Theater&Philharmonie Thüringen GmbH – muss sich der kritischen Frage stellen: Will man zukünftig die umfangreiche Jugendarbeit und eine aktive Spielstätte für die TheaterFABRIK? Wenn ja, wo ist man bereit im Rahmen der anderen Sparten zu sparen, um gegebenenfalls die Technikerstelle aus eigenen Ressourcen zu bezahlen?

Tabea Hörnlein

Leiterin TheaterFABRIK von Theater&Philharmonie Thüringen

04.04.2011

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 16 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

BEMERKENSWERTE PREMIERE -- Chor-Open-Air bei den Bayreuther Festspielen

Zum ersten Mal ist der Bayreuther Festspielchor unter der Leitung des neuen Dirigenten Thomas Eitler de Lint im Festspielpark aufgetreten. Das Konzert begann mit dem Choral aus Richard Wagners "Die…

Von: ALEXANDER WALTHER

IMPOSANTE TREPPENAUFGÄNGE UND SPÄRLICHES FEUER -- Richard Wagners "Walküre" bei den Bayreuther Festspielen

Der Regisseur Valentin Schwarz überträgt die Handlung der "Walküre" zwar in die heutige Zeit, es gelingt ihm jedoch, dank einer klugen Personenführung neues Licht ins Geschehen zu bringen. Der Raum…

Von: ALEXANDER WALTHER

STIMMUNGSVOLL UND BEWEGEND -- "sparda klassik open air" auf der Freilichtbühne Killesberg STUTTGART

Die Singenden Grundschulen "SingGrund" Filderstadt sowie die Band "POPcorn" unter der kompetenten Leitung von Monika Grauschopf eröffneten dieses Open-Air-Konzert mit "Jetzt geht's los" von Uli Führe.…

Von: ALEXANDER WALTHER

KÖNIGSTHEMA VOLLER ERHABENHEIT -- Neue CD mit Bachs "Kunst der Fuge" mit dem Ensemble il Gusto Barocco bei Berlin Classics

Die kunstvoll-abwechslungsreichen Fugen von Johann Sebastian Bach werden vom Stuttgarter Ensemble il Gusto Barocco sehr ausgewogen und transparent musiziert. Unter der inspirierenden Leitung von Jörg…

Von: ALEXANDER WALTHER

WALZER IN ALLEN SCHATTIERUNGEN -- Monrepos Open Air bei den Schlossfestspielen LUDWIGSBURG

Unter dem Motto "Turned up" eröffnete das Orchester des Goethe-Gymnasiums Ludwigsburg unter der inspirierenden Leitung von Benedikt Vennefrohne diesen besonderen Abend mit der Konzertsuite aus…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑
StartseiteBeiträgeKritikenHintergründeTheatermacherServiceFachbegriffeSuche