Persönliche Beweggründe gaben den Ausschlag bei dieser Entscheidung. „Beruflich gibt es für mich in Stuttgart keine unerfüllten Wünsche,“ betont der Erste Solist „das ist es auch, was mir diesen Schritt so unglaublich schwer macht. Was ich als Tänzer bin, verdanke ich dieser Compagnie und Reid Anderson, der mich gefördert und vor allem gefordert hat, und
der mir immer wieder die Gelegenheit gab, über mich hinaus zu wachsen, durch die Rollen, die ich hier tanzen durfte. Ich war erst 17, als ich von Toronto nach Stuttgart ging und Reid ist für mich immer mehr gewesen, als mein Ballettdirektor: Er hat sich um all die Dinge gekümmert, um die sich meine Eltern aus der Entfernung nicht kümmern konnten. Im Hinterkopf hatte ich eigentlich immer die Vorstellung, dass ich mindestens so lange in Stuttgart bleibe, wie er die Compagnie leitet.
Aber ich werde im nächsten Jahr dreißig, da muss man als Tänzer darüber
nachdenken, wie man sich seine weitere Zukunft vorstellt. Ich hatte immer vor, nach Beendigung meiner Bühnekarriere wieder in Kanada zu leben. Natürlich hoffe ich, noch einige, vielleicht sogar viele Jahre tanzen zu können. Und, ganz klar, würde ich dies am liebsten hier bei der Compagnie tun, mit der ich als Tänzer groß geworden bin und wo ich mich als Künstler zu Hause fühle. Doch wurde mir in letzter Zeit immer bewußter, dass ich den darauf folgenden Lebensabschnitt nicht einfach auf mich zukommen lassen kann. Ich bin der Meinung, dass es wichtig ist, die kommenden Jahre dazu zu nutzen, mir in Kanada Perspektiven aufzubauen und Kontakte zu knüpfen, bevor ich mich von der Bühne verabschiede. Hinzu kommt, dass mir die Trennung von meiner Familie immer schwerer fällt. Ich habe mich viele
Jahre lang auf meine Karriere konzentriert und plötzlich wurde mir klar, wie viele wichtige Ereignisse im Leben meiner Eltern und Geschwister ich verpasst habe. Das ist für mich der wichtigste Grund, nach Kanada zurückzukehren: bei meiner Familie zu sein.“
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Jason Reilly wird ab der Spielzeit 2009/2010 beim National Ballet of Canada in
Toronto als Erster Solist tanzen. Direktorin Karen Kain empfängt den brillanten
Alleskönner mit offenen Armen: "Schon als junger Mann an Kanadas Staatlicher Ballettschule hat Jason bei mir einen tiefen Eindruck hinterlassen. Ich bewunderte sein großes Talent und habe im Lauf der Jahre mit großer Freude seine Karriere und seine Erfolge in Europa verfolgt. Später hatte ich dann das Vergnügen, zu beobachten, wie er unser Publikum bei einer Reihe von Gastauftritten begeisterte. Unter der Führung und Fürsorge von Reid Anderson hat er sich zu einem außergewöhnlichen Tänzer entwickelt und sein Künstlertum wird eine große Bereicherung für unsere Compagnie sein. Ich freue mich sehr, dass er mit der kommenden Spielzeit als Erster Solist zum National Ballet of Canada kommt. Es ist wunderbar, dass er nach Hause zurückkehrt“, so Karen Kain, die Künstlerische Leiterin des National Ballet of Canada, Toronto.
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Ganz und gar wird Stuttgart jedoch nicht auf den Publikumsliebling verzichten
müssen: Die Spielzeiten des Kanadischen Nationalballetts sind in Blöcke geteilt, bei denen jedes Programm ein bis zwei Wochen lang aufgeführt wird, gefolgt von einer mehrwöchigen Spielpause. Spielraum für Gastauftritte in Stuttgart ist also gegeben.
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Jason Reilly wurde in Toronto, Kanada, geboren. Seine Ausbildung erhielt er an der National Ballet School in Toronto, wo er bereits als Schüler in Balletten wie Der Nussknacker und Pastorale (beide: James Kudelka) tanzte und Choreographen wie Glen Gilmour (in Boys Dance), John Neumeier (in Yondering) und David Nixon (in Sudden Impulse) Rollen für ihn kreierten.
1997 machte er seinen Abschluss in Toronto und wurde anschließend Mitglied beim Stuttgarter Ballett. Nachdem er in der Spielzeit 2001/02 zum Halbsolisten
aufgestiegen war, wurde er eine Spielzeit später zum Solisten befördert. Seit
2003/04 ist Jason Reilly Erster Solist beim Stuttgarter Ballett.
Aufgrund seiner herausragenden Interpretation klassischer Rollen sowie seiner Ausdrucksstärke und technischen Brillanz in modernen Balletten wurde Reilly wiederholt in den jährlichen Kritikerumfragen der Fachzeitschrift ballettanz zu den profiliertesten Tänzern gezählt.
Beim Stuttgarter Ballett hat sich Jason Reilly in kurzer Zeit ein beachtliches
Repertoire an Hauptrollen in großen Handlungsballetten bedeutender
Choreographen erarbeitet, mehrfach schufen zeitgenössische Choreographen
Hauptrollen in Uraufführungen eigens für ihn. Er tanzte die Titelrollen in Onegin, in Romeo und Julia (beide: John Cranko) sowie in Othello (John Neumeier). Außerdem verkörperte er Prinz Siegfried in Schwanensee, Petrucchio in Der Widerspenstigen Zähmung (beide: John Cranko), den Stierkämpfer in Carmen (John Cranko, Neuinszenierung: Reid Anderson und Georgette Tsinguirides), Herzog Albrecht in Giselle (Inszenierung: Reid Anderson, Valentina Savina), Prinz Desiré und Carabosse in Dornröschen (Márcia Haydée nach Marius Petipa), Stanley Kowalski in Endstation Sehnsucht, Gaston Rieux und des Grieux in Die Kameliendame (beide:
John Neumeier). Zahlreiche Choreographen haben Rollen speziell für Jason Reilly geschaffen, zuletzt Kevin O’Day die Titelrolle in seinem 2008 beim Stuttgarter Ballett uraufgeführten Hamlet. Mauro Bigonzetti choreographierte in I fratelli – Die Brüder die Rolle des Simone für ihn, außerdem Rollen in seinen Balletten Quattro Danze per Nino und Orma, Jean Christophe Blavier in E=mc², die Kanadierin Dominique Dumais in still.nest, Nicolo Fonte in Gambling, x 5, Marco Goecke in Sweet Sweet Sweet, Daniela Kurz in Schere Stein Papier, Douglas Lee in Curtain of Hands und Siren Sounding, Wayne McGregor in Nautilus, Marc Spradling in melodious gimmick to keep the boys in line und The Shaking Tent. Christian Spuck erarbeitete mit Jason Reilly Rollen in seinen Stücken Passacaglia, Amores I, dos amores, das siebte blau,
Carlotta´s Portrait, Songs, nocturne und Sleepers Chamber. In seinem ersten
abendfüllenden Ballett Lulu. Eine Monstretragödie schuf Christian Spuck die Rolle des Rodrigo für Jason Reilly, in Der Sandmann, dem zweiten Handlungsballett für die Stuttgarter Compagnie, kreierte Christian Spuck die Rolle des Coppola für ihn. In ..., la peau blanche... schuf Christian Spuck die Rolle des Henri IV. für Jason Reilly.
Im Rahmen der Reihe Junge Choreographen der Noverre-Gesellschaft wurden
ebenfalls wiederholt Rollen für Jason Reilly geschaffen: von Marco Goecke in Demi Gods, von Eric Gauthier in Ballet 101 und Air Guitar, von Paul Julius in After Rain and Dreams, von Alejandro Cerrudo Martinez in David’s Law und von Yoko Tani in Slipped Boy.
Im Februar 2006 erhielt Jason Reilly den Deutschen Tanzpreis Zukunft 2006 im Bereich Tanz.