Janáček fühlte sich von den Gedichten, die im Geist epischer Volkslieder von der Liebe des Bauernsohnes Janek zur Zigeunerin Zefka erzählen, tief ergriffen. Zefka verführt Janek, wenig später ist sie schwanger. Aus Liebe zu ihr verlässt Janek seine Eltern und folgt den Zigeunern in eine ungewisse Zukunft. In seinem Zimmer findet man ein von ihm verfasstes Gedicht, gleichsam ein Abschiedsbrief, in dem er die Liebe, seine Zerrissenheit und den Entschluss zur Flucht resümiert.
Der Zyklus besteht aus 21 Liedern sowie einem selbstständigen Zwischenspiel für Klavier. Er offenbart sich als ein tief psychologisches Drama zweier einfacher Menschen. Der ganze Kosmos von Janáčeks musikdramatischem Material ist hier zusammengefügt: Gefühlslyrik, dramatische Tragik und expressive erotische Leidenschaft.
Das Libretto der Kammeroper »Sāvitri« basiert auf einer Episode aus dem indischen Heldenepos »Mahābhārata«, die von dem Komponisten Gustav Holst selbst ins Englische übersetzt wurde. Er bearbeitete den etwa 400 v. Chr. entstandenen Text und verdichtete ihn auf die Quintessenz der Erzählung hin – den Sieg der Liebe über den Tod. Der Titelheldin Sāvitri (Mezzosopran) gelingt es, im Dialog mit dem personifizierten Tod (Bass) das Leben ihres Mannes Satyavān (Tenor) zu retten – nicht durch eine List, sondern durch die Reinheit und Integrität ihres Wesens, mit dem sie in der Lage ist, ihren Mann glaubwürdig als Teil ihrer selbst zu behaupten. Mit der 1916 in London uraufgeführten Kurzoper »Sāvitri« gelang es dem an der Kompositionstechnik Henry Purcells geschulten Gustav Holst (u. a. »Die Planeten«), eine ganz eigene Tonsprache zu finden, mit der er sich aus dem Einflussbereich seines Vorbilds Richard Wagner entfernte.
Mit dem Doppelabend „Tagebuch eines Verschollenen“ und „Sāvitri“, in dem zwei in der Zeit des Ersten Weltkriegs entstandene Werke vorgestellt werden, die beide auf dem Grat zwischen Abschied/Tod und Neuanfang/Freude balancieren, liefert die Oper Köln einen musikalischen Beitrag zur aktuellen Ausstellung des Kolumba, „playing by heart“.
Für die Musik in der Kölner Inszenierung zeichnen das Gürzenich-Orchester Köln sowie Studierende der Hochschule für Musik und Tanz Köln verantwortlich.
"Tagebuch eines Verschollenen"
Text basierend auf 23 Gedichten, anonym veröffentlicht 1916 in der Brünner Tageszeitung »Lidové Noviny« ›
Text und Musik von Leoš Janáček (1854 – 1928) ›
Deutsch von Max Brodt ›
"Sāvitri"
Kammeroper in einem Akt › Text und Musik von Gustav Holst (1874 – 1934) › in englischer Sprache
Musikalische Leitung & Klavier Rainer Mühlbach /
Inszenierung Béatrice Lachaussée /
Ausstattung Nele Ellegiers /
Licht Andreas Grüter /
Dramaturgie Georg Kehren
"Tagebuch eines Verschollenen"
Tenor
John Heuzenroeder
Mezzosopran
Adriana Bastidas Gamboa
Drei Frauenstimmen
Justyna Samborska
Judith Thielsen
Maarja Purga
Klavier
Rainer Mühlbach
"Sãvitri"
Satyavãn
Taejun Sun
Sãvitri
Adriana Bastidas Gamboa
Tod
Luke Stoker
Stimmen
Dongmin Lee
Justyna Samborska
Judith Thielsen
Maarja Purga
Keith Bernard Stonum
Orchester
Gürzenich-Orchester Köln
In Kolumba
Vorstellungen 04.*, 06.*, 07., 10., 13.* und 16. Juni (zum letzten Mal) | jeweils 20 Uhr
* Vorstellung bereits ausverkauft