Hört und sieht man das Stück, spürt man das förmlich noch: Irgendwie haben sich die Turbulenzen dieser Wochen in den Text und in die Noten geschlichen. In der Komödie um den Grafen Almaviva, dem es mit Hilfe des schlauen Intriganten Figaro gelingt, seine angebetete Rosina aus den Händen ihres potentiellen Gatten Dr. Bartolo zu befreien, scheinen alle Figuren ein bisschen durchzudrehen, verlieren fortwährend die Fassung und gerne auch mal den Überblick. Hinter jeder Tür lauert ein Lauscher, gedeiht die Verleumdung.
List und Lüge, Schaumschlägerei und Erniedrigung sind die Instrumente, die die Geschichte bis zum vorerst glücklichen Ende voranbringen – und das in einem atemberaubenden Tempo. Eine Steilvorlage für Rossini, den unangefochtenen Meister der Geschwindigkeit. Ob in der Ouvertüre, den brillanten Solo-Nummern oder den mitreißenden Ensembles: Die Barbier-Musik geht direkt in den Körper.
Der junge Amerikaner Daniel Billings, seit dieser Spielzeit neu im Ensemble, singt und spielt die omnipräsente Titelfigur, das ungleiche Paar Rosina/Bartolo sind Cornelie Isenbürger und Jacek Janiszewski, und als gräflicher Womanizer Almaviva darf Eric Laporte die Schöne betören.
Melodramma giocoso in zwei Akten // Libretto von Cesare Sterbini nach der Komödie von Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais // In italienischer Sprache mit deutschen Übertexten
Musikalische Leitung Leo Siberski
Inszenierung Immo Karaman
Bühne und Kostüme Fabian Posca, Immo Karaman
Choreographie Fabian Posca
Choreinstudierung Hagen Enke
Dramaturgie Uwe Sommer
Mit Daniel Billings, Cornelie Isenbürger, Jacek Janiszewski, Torben Jürgens, Sarak Kuffner (14., 25.)/Sünne Peters (12.), Eric Laporte, Dirk Mestmacher, Helmuth Westhausser; Herren des Bielefelder Opernchors; Bielefelder Philharmoniker