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Theater Bremen: "Das schweigende Mädchen" von Elfriede Jelinek

Premiere am 14. Juni 2019 um 20 Uhr im Kleinen Haus

Wie wurden die Opfer ausgesucht? Wer hat bei der Vorbereitung der Taten geholfen? Welche Informationen, die bei der Aufklärung der Mordserie helfen würden, werden unter Verschluss gehalten? Als im Jahr 2014 Elfriede Jelineks Stück „Das schweigende Mädchen“ in den Münchner Kammerspielen uraufgeführt wurde, lief der NSU-Prozess gerade erst seit einem Jahr. Heute, ein knappes Jahr nach seinem Ende, sind noch immer viele der Fragen offen. „Je mehr man erfährt, desto mehr merkt man eigentlich, was man alles nicht weiß“, fasst Regula Schröter, die die Theater Bremen-Produktion als Dramaturgin mit intensiven Recherchen begleitet, das Material zum NSU-Prozess zusammen.

Jelinek umkreist diese offenen Fragen in ihrem Text immer und immer wieder. Bei der Nobelpreisträgerin wird aus dem Prozess ein infernales Gericht biblischen Ausmaßes, ein Sprachgewitter, das gegen das Schweigen der Hauptangeklagten anredet, ein Versuch, die Lücke wortreich zu füllen, der von vorneherein zum Scheitern verurteilt ist und die Größe der Leerstelle ohnmächtig deutlich macht. Regisseur Marco Štorman ist in Bremen vor allem für seine Musiktheater-Inszenierungen bekannt, zuletzt führte er im Januar 2019 bei Bergs „Lulu“ Regie. Mit „Das schweigende Mädchen“ inszeniert er das dritte Jelinek-Stück seiner Laufbahn, das erste aber am Theater Bremen.

„Die Ideen des NSU sind mit dem Urteil ja nicht verschwunden.“, erklärt  Štorman sein Interesse an dem Stück, „Wo ist die Debatte in unserer Gesellschaft ob all der nicht beantworteten Fragen? Akten und Dokumente sind verschollen, zerstört oder für 120 Jahre unter Verschluss: Was ist dieses Schweigen? Erst das Schweigen des Mädchens. Jetzt das Schweigen unserer Gesellschaft. Als würde man einen Schlussstrich ziehen wollen mit dem Ende des Verfahrens. Elfriede Jelinek schreibt: ‚Im Anfang war das Wort, jetzt kommt‘s, kommt es wieder? Ja, es kommt zu uns, dann, irgendwann, wird es zu uns.‘“

Marco Štorman arbeitet als Regisseur in Musiktheater, Schauspiel und Film. Seine Schauspiel-Arbeiten bewegen sich oft im Grenzbereich von Text und Musik. Von Elfriede Jelinek inszenierte er bereits „Wut“ und „Winterreise“, womit er zum Festival radikal jung eingeladen wurde. Marco Štorman arbeitete u.a. am Schauspielhaus Wien, am Luzerner Theater, dem Schauspiel Hannover, dem Thalia Theater Hamburg und der Staatsoper Stuttgart. Am Theater Bremen waren von ihm bisher „Peter Grimes“, Richard Wagners „Parsifal“ sowie „Candide“ und Alban Bergs „Lulu“ zu sehen.

Regie:                                                            Marco Štorman
Bühne:                                                          Jil Bertermann
Kostüme:                                                      Ellen Hofmann
Musik:                                                           Thomas Seher
Video:                                                           Cantufan Klose, Lio Klose   
Dramaturgie:                                               Regula Schröter                   

Mit:                                                               
Karin Enzler, Nadine Geyersbach, Irene Kleinschmidt, Cantufan Klose, Lio Klose, Siegfried W. Maschek, Stephanie Schadeweg, Thomas Seher, Matthieu Svetchine

  

      

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