Jeden Tag Theater, allerdings ein anderes als im sogenannten „richtigen Leben“. Und vor dem Apollo-Theater steht ein Zelt, in dem das Dionysische, das Kulinarische, das Weinselige Raum findet. Und wenn auf der großen Bühne die Vorstellung des kommenden Tages vorbereitet wird, findet der tägliche Auftritt im Zelt statt. Oder anderswo „Out of Apollo“…
Gast-Bühnen aus Berlin (Deutsches Theater und Schaubühne), Essen (Grillo-Theater), Hannover (Schauspiel Hannover), Köln (Schauspiel Köln), München (Münchner Kammerspiele) und Salzburg (Landestheater) erzählen auf der großen Bühne in preisgekrönten, gelungenen Inszenierungen „vom Verlieren“, von einigen der großen Verlierer, welche in Scharen die dramatische Weltliteratur bevölkern:
Hiob, der Verlust um Verlust erleidet und deshalb seinen Gott, mit dem er per Du ist, heftig in’s Gebet nimmt; Willy Loman, der „Handlungsreisende“, der wider alle Wirklichkeit am „amerikanischen Traum“ festhält bis in den selbst gewählten Tod; Moritz Stiefel, ein tiefsinniger heutiger Jüngling in „Frühlings Erwachen!“, der wie seine Kumpels keinen Raum in Gesellschaft und Leben für sich finden kann; Medea, die Jason zum „Goldenen Vlies“ verhilft, dem geliebten Griechen in seine Heimat folgt, schließlich – als Fremde ausgegrenzt und verlassen – die gemeinsamen Kinder tötet im Liebeshass; Carmen, die – den Augenblicks-Wahrheiten der Leidenschaft folgend – sich selbst und die sie Begehrenden ins Verderben liebt; Woyzeck, das unterdrückte „Subjekt“, der das Letzte, was ihm bleibt – die Geliebte – verliert und mordet; Faust, der Intellektuelle, der – „immer strebend sich bemühend“ – mithilfe eines Teufels das Gefühl von Leben erfahren will und vom „Himmel durch die Welt zur Hölle“ geht; Onkel Wanja, der nach nichts mehr strebt, es sich gemütlich macht im Leid und – nach dem Versanden eines groß gemeinten Aufbruchs
– wieder heimkehrt in die anästhesierende Kraft des Alltags.
Wichtige Regisseure des deutschen und internationalen Theaters – Johan Simons, Luc Perzeval, Nuran David Calis, Karin Beier, David Bösch oder Jürgen Gosch – haben den Aufführungen ihre individuelle Handschrift eingeprägt. Ein gemeinsamer Ton durchzieht die versammelten Bühnenwerke: Sie sprechen uns als Heutige an, ohne ihre Herkunft aus der Vergangenheit zu verleugnen, gehen nahe, ohne ihre Fremdheit zu verlieren, sind auf unsentimentale Weise berührend.
Die Stücke:
"Hiob" (Münchner Kammerspiele, Regie: Johan Simons)
"Tod eines Handlungsreisenden" (Schaubühne, Regie: Luk Perceval)
"Frühlings Erwachen!" (Schauspiel Hannover, Regie: Nuran D. Calis)
"Das goldene Vlies" (Schauspiel Köln, Regie: Karin Beier)
"Carmen" (Salzburger Landestheater, Inszenierung: Peter Breuer)
"Woyzeck" (Schauspiel Essen, Regie: David Bösch)
"Onkel Wanja" (Deutsches Theater Berlin, Regie: Jürgen Gosch)
Alle Termine des Hauptprogramms im Spielplan auf www.apollosiegen.de