Können wir uns eine offene, von Freiheitsrechten geprägte Gesellschaft überhaupt noch leisten? Wann schlägt die Verteidigung der Freiheit um in ihr Gegenteil? Was definieren wir als das Eigene, wo beginnt das Fremde?
Mit dem Themenmonat „Das Eigene & das Fremde“ soll im Marz/April in verschiedensten Veranstaltungen diesen Fragen nachgegangen werden. Im Zentrum steht die deutschsprachige Erstaufführung von Anders Lustgartens „Lampedusa“. Der britische Autor mit amerikanisch-ungarischen Wurzeln stellt die unaufhaltsame Migrationswelle mithilfe zweier Einzelgeschichten in einen gesamteuropäischen Kontext und hat mit seinem wütenden, bitteren und doch hoffnungsvollen Zwei-Personen-Stück einen der eindringlichsten zeitgenössischen Theatertexte über die vielleicht wichtigste Herausforderung unserer Zeit geschrieben. Die Uraufführung fand im Sommer 2015 im Londoner Soho Theatre statt. Die deutschsprachige Erstaufführung ist am 11. März in den Kammerspielen, Regie führt Schauspielhaus-Chefdramaturg Olaf Kröck.
Ein zweiter Schwerpunkt ist am 9. April die Premiere des neuen Projekts von Hermann Schmidt-Rahmer, der Elfriede Jelineks großes Werk zur europäischen Flüchtlingskrise „Die Schutzbefohlenen“ als Ausgangspunkt seiner neuen Inszenierung nehmen wird. Die drei weiteren Teile des Textkonvoluts, „Appendix“, „Coda“ und der erst im Januar 2016 entstandene Part „Epilog auf dem Boden“, der nun zum ersten Mal in einer Bühnenfassung verwendet wird, werden ebenfalls Teil des Abends werden.
Zudem wird als Teil der bundesweiten Initiative „Die offene Gesellschaft“ zu einer öffentlichen Diskussion in die Kammerspiele eingeladen (13.3.). Außerdem gibt der WorldBeatClub – Tanzen und Helfen e.V. mit „Musik verbindet“ ein Konzert in der Eve Bar (30.3.). Im Rahmen der Matinee zu „Lampedusa“ (6.3.) stellen wir die Frage nach der Situation der Flüchtlinge vor Ort und zur Matinee von „Die Schutzbefohlenen“ (3.4.) beschäftigen wir uns mit den Sorgen, Ressentiments, Abwehrprozessen und der Frage, ob wir einem Krieg der Welten entgegenblicken.
Die Generalversammlung des europäischen Theaterverbands „Union des Théâtres de l’Europe“ (U.T.E.) vom 8.-10. April schließt den Themenmonat mit internationalen Perspektiven ab: Das Schauspielhaus Bochum ist Gastgeber für das Treffen europäischer Theaterintendanten. Zweimal jährlich tauscht sich das internationale Theaternetzwerk aus – diesmal zum Thema „Das Eigene & das Fremde“ – und hält seine Generalversammlung ab. Neben „Hiob“ und der Premiere von „Die Schutzbefohlenen / Appendix / Coda / Epilog auf dem Boden“, die mit englischen Übertiteln zu sehen sein werden, rahmen ein öffentlicher Vortrag von Koen Tachelet, dem Autor der Theaterfassung von „Hiob“ (8.4.) sowie das Diskussionsformat „Café Europa“ (9.4.) den Besuch unserer internationalen Gäste.
Tipp:
In seiner Ausstellung „Bochum – das fremde und das eigene“ bietet das Bochumer Stadtarchiv einen besonderen Zugang zur Stadtgeschichte. Die Ausstellung thematisiert Migration und Fremdheit in Bochum – und für Bochumer – im historischen Längsschnitt. Sie schlägt den Bogen von der Ur- und Frühgeschichte bis zur Gegenwart und wagt damit eine Gesamtschau am lokalen Beispiel. Weitere Informationen unter www.bochum.de/stadtarchiv
Alle Infos www.schauspielhausbochum.de/daseigeneunddasfremde