Sie widerspricht allen, die an ihr ein Beispiel für vorbildliche Gattentreue und ideales Liebesopfer statuieren, und denen, die nur feiern wollen, wie die starke Alkestis für ihren schwächlichen Ehemann Admetos in den Tod geht und zur Belohnung für ihren tragischen Mut von Herakles wieder aus der Unterwelt zurückgeholt wird. Sie verhöhnt alle, die eine mutige und sogar überlegene Frau loben als Rückgrat der Familie und entscheidende Stütze des Mannes.
Izy Kusches ALKESTIS-THEOREM wechselt die Perspektive. Hier geht es nicht mehr um Gattentreue, sondern um Revolte, um Ausbruch aus einer finanzkapitalistischen Männergesellschaft. Alkestis erzählt ihre eigene Variante, von Verschwörungstheorien, strategischen Hochzeiten, Fluchtversuchen, Untergrund und alternativen Lebensmodellen. Sie liefert eine schlagkräftige Antithese auf ihren eigenen großen Mythos.
Die Schauspielerin Astrid Meyerfeldt hat sich dieser Persona Alkestis und dem Theorem-Text in Form einer Performance auf Video genähert. Als fiktive Ikone, als trügerisches Abbild ihrer selbst, als der Geist der feministischen, antikapitalistischen, künstlerischen Revolte, die im Theaterraum umgeht, ist sie auf Video gebannt. Als Schauspielerin ist sie ebenso Subjekt und Objekt ihrer Erzählungen zur gleichen Zeit. Sie ist anwesend abwesend und übt sich hier im latenten Verschwinden. Selbst abwesend, aber für immer aufgezeichnet in einer Vielzahl von simultanen Bildsequenzen, die im Endlosloop abgespielt werden und sich ihrer Kontrolle entziehen. Die Bilder kehren wieder und schaffen immer neue Konstellationen und Begegnungen, die einander gleichen und doch verschieden sind. Kein Entkommen nirgends. Anti-Alkestis forever.
ASTRID MEYERFELDT absolvierte ihre Ausbildung an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Rostock. Nach ihrem ersten Engagement am Theater der Freundschaft in Berlin, gehörte sie von 1992 bis 2008 dem Ensemble der Berliner Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz an. Hier spielte sie zahlreiche Rollen in Inszenierungen von Frank Castorf, Christoph Schlingensief, Leander Haußmann, Andreas Kriegenburg und René Pollesch. Seit 2008 war sie als freie Schauspielerin tätig und gastierte am Theater Oberhausen, Opernhaus Kiel, Hebbel am Ufer Berlin und Theater Basel. 2012 gab sie mit „I hired Tristan und Isolde“ ihr Regiedebüt am Theater Basel. Außerdem wirkt sie in zahlreichen Film-, Fernseh- und Hörspielproduktionen mit. Für die Rolle der Marianne in „Szenen einer Ehe“ war Astrid Meyerfeldt in der Kategorie beste darstellerische Leistung bei dem Theaterpreis DER FAUST 2014 nominiert.
Izy Kusches Theatertext steht in einer Reihe von seinen zeitgenössischen Aneignungen antiker Mythen: Trashig-leger projiziert er alte Götterwelten auf aktuelle Eliten und schickt seine tragischen Helden in die Subkultur. Mit feiner Kenntnis mythischer Konstruktionen und Mechanismen erarbeitet er so einen bösen Kommentar auf die arbiträren Kräftelagen der Gegenwart.
Mit Astrid Meyerfeldt Kamera, Schnitt Niko Eleftheriadis Sound Anouschka Trocker Assistenz Sarah Brodbeck
Termine:
Fr 29.04. | Mo 02.05. | Mi 04.05. | Do 05.05.
Di 14.06. | Do 16.06. | Di 21.06. | Do 23.06.
Presseinformationen ALKESTIS-THEOREM, Premiere: 28.04.16,
Theater Rampe