Als wir sagten, ja, her mit den Arbeitskräften, und zwar mit hochqualifizierten, hat da irgendwer gedacht, dass auch Faule kommen können? Als wir sagten, unsere Fahne weht für die Freiheit, haben wir da Freizügigkeit gemeint? Als wir sagten, wir sind das christliche Abendland, wer hat da gehört, jeder könne sich einfach ins gemachte Nest setzen? Rumänen nehmen uns die Putzjobs weg, Bulgarinnen dumpen uns im Baubusiness und selbst das Bayerische Staatsschauspiel engagiert die billigen Arbeitskräfte.
So ist Regisseur und Autor Oliver Frljić, geboren 1976, bekennender Teil des Problems. Als 16-jähriger flüchtete er aus Bosnien nach Kroatien und studierte Philosophie und Regie an der Akademie der Dramatischen Künste in Zagreb. Früh fällt er mit seinen energetischen und wachen Inszenierungen auf, die oft ihn selbst zum Thema haben. Seit dieser Spielzeit ist er außerdem Intendant des Kroatischen Nationaltheaters in Rijeka und sorgt für Reibung mit Aufführungen, die Kriegsverbrechen und -traumata in den Blick nehmen und mittlerweile in vielen Ländern zu sehen bzw. nicht zu sehen sind, da sie immer wieder zensiert werden: Sie hinterfragen die Dramaturgien der jüngeren Geschichtsschreibung, Ethnotechniken und nationale Identitäten und überdehnen diese gerne. In seinem Münchner Debüt beschäftigt er sich mit der Auslöschung seines Selbst.
Regie, Bühne + Musik OLIVER FRLJIĆ
Kostüme KATJA KIRN
Licht BARBARA WESTERNACH
Dramaturgie und Übersetzung MARIJA KARAKLAJIĆ + GÖTZ LEINEWEBER
mit
LEONARD HOHM
ALFRED KLEINHEINZ
JÖRG LICHTENSTEIN
FRANZ PÄTZOLD
MARSTALL
23. MAI 15, 20:00 Uhr
28. MAI 15, 20:00 Uhr
08. JUN 15, 20:00 Uhr
25. JUN 15, 20:00 Uhr