Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
URAUFFÜHRUNG: CON GARBO NEI GRIGIONI von und mit HANS PETER LITSCHER im Theater Chur URAUFFÜHRUNG: CON GARBO NEI GRIGIONI von und mit HANS PETER LITSCHER im...URAUFFÜHRUNG: CON GARBO...

URAUFFÜHRUNG: CON GARBO NEI GRIGIONI von und mit HANS PETER LITSCHER im Theater Chur

Premiere Fr 14. Jan. 2011 20Uhr

 

Was bewegt eine atemberaubend schöne, weltweit erfolgreiche Hollywood-Ikone wie Greta Garbo, im Alter von 37 Jahren ihre Filmkarriere abrupt zu beenden und fortan bis an ihr Lebensende den Sommer zuhinterst im bündnerischen Prättigau zu verbringen?

Garbo, eine der grossen Diven der Filmgeschichte, war bereits zu

Lebzeiten eine Legende, und bis heute umweht die «schwedische Sphinx» eine

geheimnisvolle Aura. Tatsache ist: Nach Abbruch ihrer Karriere 1942 bis zu ihrem Tod führte die «Göttliche» in Klosters ein zurückgezogenes, ja geradezu

«klösterliches» Leben. Anfänglich in einfachen Hotels, später in einer Ferienwohnung einquartiert, verbrachte sie die Tage mit ausgedehnten Spaziergängen und YogaÜbungen.

 

Von Zeit zu Zeit unternahm sie Ausflüge ins Engadin oder nach Chur.

Comeback-Angebote, von wem auch immer sie kamen, lehnte sie rigoros ab.

Journalisten empfing sie nicht. Regelmässig lauerten ihr Paparazzi auf, fotografierten sie beim Einkaufen in der Metzgerei Spiess, auf ihren Wanderungen durch das Prättigau und beim Alpenblumenpflücken auf den Bergwiesen. Die dabei entstandenen Schnappschüsse fanden, begleitet von allerlei spekulativen Geschichten, den Weg in die Regenbogenpresse. Bis Greta Garbo schliesslich mit 85 Jahren am 15. April 1990 starb. Mehr war da nicht. Oder doch?

 

Den Schweizer Regisseur, Autor und Ausstellungsmacher Hans Peter Litscher

haben eben diese Leerstellen rund um den geheimnisvollen Gast in Klosters gereizt. Er machte sich auf, die Spuren, welche die Garbo in Graubünden hinterlassen hat, zu finden, und ihr Leben Mosaikstein für Mosaikstein auferstehen zu lassen. In seinen Arbeiten, die er regelmässig an internationalen Theaterfestivals (Spielzeit Europa Berlin, Wiener Festwochen) und in Museen (Kunsthalle Schirn Frankfurt, Kunsthaus Zürich) zeigt, hat sich Litscher immer wieder als begnadeter Weltensucher, Weltensammler und Weltenschöpfer erwiesen. Seine jüngste Produktion, die er an drei Garbo-trächtigen Orten in Graubünden präsentiert, beweist: Die Garbo beflügelt noch immer die Fantasie. Litschers Recherchen vor Ort, bei denen ihn neben der Muse der Erinnerung und dem Kommissar Zufall auch der ortskundige Bündner Dramaturg und Produzent Mathias Balzer tatkräftig unterstützten, brachten Erstaunliches zutage.

 

Höhepunkt ist zweifellos die Entdeckung der Hinterlassenschaft des einheimischen Schuhverkäufers und Fussfetischisten Chasper Caflisch (1947 - ca. 1990). Fasziniert von Garbos Körpersprache, die er «entschlüsseln» wollte, hat dieser die Diva bei ihren Bündner Aufenthalten auf Schritt und Tritt beobachtet und ihr Leben bis in kleinste Details ausgekundschaftet und dokumentiert. Kurz vor seinem Tod - er schied aus bisher ungeklärten Gründen an ihrem Todestag aus dem Leben - errichtete Caflisch in einem Wohnwagen ein eigentliches Garbo-Mausoleum. Dieses Prättigauer «Taj

Mahal» auf Rädern bildet das Kernstück von Hans Peter Litschers Garbo-Produktion.

 

Aufrufe in der Lokalpresse förderten weitere unglaubliche Anekdoten und kuriose Fundstücke ans Licht: So hat etwa die Frauengruppe Saas vor Jahren aus Stoffresten einen Wandteppich hergestellt und dabei für die Sonne ein Kleid von Greta Garbo verwendet, das diese einst der örtlichen Theatergruppe für den Kostümfundus schenkte… Anhand dieses riesigen Sammelsuriums von historischen Fakten und Fotografien, Geschichten und Gerüchten, Dokumenten und Devotionalien lässt Hans Peter Litscher in seiner Performance CON GARBO NEI GRIGIONI ein betörend schillerndes Garbo-Panoptikum entstehen. Seine Fabulierkunst, die unmerklich zwischen Fakt und Fiktion oszilliert, lässt die Grenzen der Wahrheit im Dunst der Glaubwürdigkeit verschwinden: Nie war Realität so fantastisch, nie Fantasie so real.

 

Mit unwiderstehlicher Überzeugungskraft bleibt Litscher auch in seiner jüngsten

Arbeit seinem künstlerischen Credo treu: So ist es. So war es. So könnte es

gewesen sein. Hans Peter Litschers WohnwagenıInstallation ist vom 14. Bis 29. Januar auf dem Theaterplatz Chur zu sehen. Jeweils um 19.00 und 21.00 Uhr (an der Premiere um 20.00 Uhr) nimmt der Künstler jeweils 25 Interessierte mit auf die Reise CON GARBO NEI GRIGIONI.

 

Im März 2011 werden Installation und Performance mit ortsspezifischen

Anpassungen in Klosters gastieren, bevor sie dann im August in der Chesa Planta in Samedan gezeigt werden.

 

Idee, Installation & Performance: Hans Peter Litscher

Dramaturgie: Mathias Balzer

Tonmalerei: Andres Bosshard

Assistenz: Chris Hunter

Fussmalerei: Coni Bardill

Mitarbeit: Duri Bischoff

Produktion: Mathias Balzer©Produktion

Koproduktion: Theater Chur, Kulturgesellschaft Klosters, Hotel Pardenn Klosters, Chesa Planta Samedan

Chur Installation: Theater Chur, Theaterplatz, 14. bis 29. Jan. 2011, durchgehend geöffnet, Eintritt frei

 

Performance: 14. Jan., 20.00 Uhr (Uraufführung)

15./21./29. Jan., jeweils 19.00 und 21.00 Uhr

Dauer: ca. 60 Minuten

 

Vorverkauf: Kasse: +41 (0)81 252 66 44, kasse@theaterchur.ch,

www.theaterchur.ch

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 22 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

EXPLOSIVE KLANGMISCHUNG -- "Eine florentinische Tragödie" von Alexander Zemlinsky bei NAXOS (BR KLassik)

Nicht sonderlich erfolgreich geriet die Stuttgarter Uraufführung der einaktigen Oper "Eine florentinische Tragödie" von Alexander Zemlinsky im Jahre 1917 unter der Leitung von Max von Schillings. In…

Von: ALEXANDER WALTHER

Die ganze Wahrheit? -- „True Crime“ - Andrey Kaydanovskiy | Hege Haagenrud | Demis Volpi in der Deutschen Oper am Rhein

Drei tänzerische Perspektiven zu Wahrheit und Fiktion: Andrey Kaydanovskiy „Chalk“, Hege Haagenrud „The Bystanders“, Demis Volpi „Non-Fiction Études“  

Von: Dagmar Kurtz

SZENEN OHNE ILLUSIONEN -- "Tosca" von Giacomo Puccini in der Staatsoper Stuttgart

Kann Kunst unsere Wirklichkeit beeinflussen? Diese Frage steht als zentrales Thema im Zentrum der Inszenierung von Willy Decker, dessen Figuren sich in Puccinis "Tosca" in einem schwarzen Kasten…

Von: ALEXANDER WALTHER

RETTET DIE FRAUEN! -- Premiere "Zertretung" von Lydia Haider im Schauspiel Nord STUTTGART

Die 1985 in Oberösterreich geborene Lydia Haider hat hier einen radikalen Text vorgelegt, der zuweilen an Rainald Goetz erinnert. Die zentrale Frage lautet: Wie geht man mit einem System um, das…

Von: ALEXANDER WALTHER

ATEMLOSE HÖHENFLÜGE -- SWR Symphonieorchester mit Busoni und Sibelius im Beethovensaal der Liederhalle/STUTTGART

Zwei unterschiedliche Zeitgenossen standen diesmal im Zentrum: Jean Sibelius und Ferrucio Busoni. Immerhin weiß man, dass beide in Helsinki Schumanns Klavierquintett in Es-Dur gemeinsam musizierten.…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑