«Das brennende Haus» ist eine sehr freie Bearbeitung von Lorcas Stück „Bernarda Albas Haus“, das 1936 die Familie als Ort eines Mikrofaschismus zeigte und religiöse Strukturen als Unterdrückungsmechanismen diagnostizierte.
Die Inszenierung basiert auf einem von García Wehbi für Bern geschriebenen Text, der eine empörte, feministisch grundierte Anklage ist, die mit einer Vielzahl von historischen und mythologischen Anspielungen und Verweisen arbeitet.
Die Produktion bringt alle Theaterkünste zusammen: Tänzerinnen der Tanzcompagnie Konzert Theater Bern sowie Kiri Haardt, Choreografin Lisi Estradas des Ballets C de la B, das Ensemble Eunio, Ensemble für neue Musik, einer Sängerin, ein Mädchenchor, ein Schauspieler und Schauspielerinnen entfachen ein Fest der Theatermittel.
DAS BRENNENDE HAUS
Emilio García Wehbi nach Motiven
von Federica García Lorcas „Bernarda Albas Haus“
Die Witwe Bernarda Alba lebt mit ihren fünf Töchtern, ihrer alten Mutter und zwei Mägden zusammen in einem Dorf. Ihr tyrannisches Regiment zielt darauf ab, die Fassade der heilen Familie aufrechtzuerhalten, und macht das Haus zu einem Gefängnis für ihre unverheirateten Töchter.
Das argentinische Regieduo Maricel Álvarez und Emilio García Wehbi wird eine Überschreibung des berühmten Stücks vornehmen. García Lorca zeigte 1936 die Familie als Hort eines «Mikrofaschismus», Religion als Unterdrückungsinstanz des freien Willens und das Haus als Ort, an dem die Frauen
sich dem phallokratischen Prinzip unterwerfen müssen. Die spartenübergreifende Produktion von Álvarez und García Wehbi sucht einen zeitgenössischen Zugang und richtet mit vielfältigen Theatermitteln ihren Fokus auf die Unterdrückungsstrukturen der männlich dominierten Gesellschaft, die auch heute noch in vielen Ländern der Erde den weiblichen Körper als Geisel nimmt.
Neben Lorca werden Listen von Pharmaka und Texte des zeitgenössischen französischen Philosophen Michel Onfray eine Rolle spielen, der in seiner «Theorie des liebenden Körpers» einen ethischen Hedonismus propagiert, sowie das visuelle und textliche Universum des amerikanischen Künstlers
Henry Darger (1882 – 1973), der nicht von ungefähr an den Berner Adolf Wölfli erinnert. Auch Darger ist ein Vertreter der sogenannten Outsider-Art, dessen Werk «The Story of the Vivian Girls, in What is Known as the Realms of the Unreal, of the Glandeco-Angelinian War Storm, Caused by
the Child Slave Rebellion» 15.145 Seiten umfasst und mit mehreren hundert Zeichnungen und Aquarellen illustriert ist.
Der Stücktitel «Das brennende Haus» ist auch inspiriert von einem berühmten Satz des im spanischen Bürgerkrieg gestorbenen Anarchisten Buenaventura Durruti, der sich seinerseits auf einen Ausspruch des russischen Anarchisten Pjotr Kropotkin bezieht, der provokant formuliert hat: «Die einzige Kirche, die erleuchtet ist, ist eine, die brennt.»
Regie Emilio García Wehbi, Maricel Álvarez
Bühne Frank Holldack
Kostüme Senta Amacker
Choreographie Lisi Estaras
Dramaturgie Karla Mäder
Schauspieler/innen Kiri Haardt, Milva Stark, Mona Kloos, Sophie Hottinger, Jonathan Loosli, Henriette Blumenau
Tänzerinnen Izabela Orzelowska , Beatriz Navarro Baena, Pauline Briguet, Marion Zurbach
Musiker/innen Ellen Fallowfield , Stephen Menotti, Johanna Greulich, Clemens Hund-Göschel, Louisa Marxen
Statisterie Konzert Theater Bern Statisterie
Weitere Vorstellungen 25. Apr / 07., 09., 16., 21. Mai / 12. 16. Juni 2015