Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Uraufführung: "Das brennende Haus" von Emilio García Wehbi nach Motiven von Federica García Lorcas „Bernarda Albas Haus“ - Theater BernUraufführung: "Das brennende Haus" von Emilio García Wehbi nach Motiven von...Uraufführung: "Das...

Uraufführung: "Das brennende Haus" von Emilio García Wehbi nach Motiven von Federica García Lorcas „Bernarda Albas Haus“ - Theater Bern

Premiere 19. April 2015, 18:00 Uhr, Vidmar 1. -----

Das international arbeitende, argentinische Regieduo Maricel Álvarez ( u.a. auch Schauspielerin in „Biutiful“ mit Xavier Bardem und “To Rome with love” von Woody Allan) / Emilio García Wehbi ist bekannt für eine gleichermassen bildmächtige und die Darsteller physisch und psychisch fordernde Umsetzung von Themen, die brennen.

 

«Das brennende Haus» ist eine sehr freie Bearbeitung von Lorcas Stück „Bernarda Albas Haus“, das 1936 die Familie als Ort eines Mikrofaschismus zeigte und religiöse Strukturen als Unterdrückungsmechanismen diagnostizierte.

 

Die Inszenierung basiert auf einem von García Wehbi für Bern geschriebenen Text, der eine empörte, feministisch grundierte Anklage ist, die mit einer Vielzahl von historischen und mythologischen Anspielungen und Verweisen arbeitet.

 

Die Produktion bringt alle Theaterkünste zusammen: Tänzerinnen der Tanzcompagnie Konzert Theater Bern sowie Kiri Haardt, Choreografin Lisi Estradas des Ballets C de la B, das Ensemble Eunio, Ensemble für neue Musik, einer Sängerin, ein Mädchenchor, ein Schauspieler und Schauspielerinnen entfachen ein Fest der Theatermittel.

 

DAS BRENNENDE HAUS

Emilio García Wehbi nach Motiven

von Federica García Lorcas „Bernarda Albas Haus“

Die Witwe Bernarda Alba lebt mit ihren fünf Töchtern, ihrer alten Mutter und zwei Mägden zusammen in einem Dorf. Ihr tyrannisches Regiment zielt darauf ab, die Fassade der heilen Familie aufrechtzuerhalten, und macht das Haus zu einem Gefängnis für ihre unverheirateten Töchter.

 

Das argentinische Regieduo Maricel Álvarez und Emilio García Wehbi wird eine Überschreibung des berühmten Stücks vornehmen. García Lorca zeigte 1936 die Familie als Hort eines «Mikrofaschismus», Religion als Unterdrückungsinstanz des freien Willens und das Haus als Ort, an dem die Frauen

sich dem phallokratischen Prinzip unterwerfen müssen. Die spartenübergreifende Produktion von Álvarez und García Wehbi sucht einen zeitgenössischen Zugang und richtet mit vielfältigen Theatermitteln ihren Fokus auf die Unterdrückungsstrukturen der männlich dominierten Gesellschaft, die auch heute noch in vielen Ländern der Erde den weiblichen Körper als Geisel nimmt.

 

Neben Lorca werden Listen von Pharmaka und Texte des zeitgenössischen französischen Philosophen Michel Onfray eine Rolle spielen, der in seiner «Theorie des liebenden Körpers» einen ethischen Hedonismus propagiert, sowie das visuelle und textliche Universum des amerikanischen Künstlers

Henry Darger (1882 – 1973), der nicht von ungefähr an den Berner Adolf Wölfli erinnert. Auch Darger ist ein Vertreter der sogenannten Outsider-Art, dessen Werk «The Story of the Vivian Girls, in What is Known as the Realms of the Unreal, of the Glandeco-Angelinian War Storm, Caused by

the Child Slave Rebellion» 15.145 Seiten umfasst und mit mehreren hundert Zeichnungen und Aquarellen illustriert ist.

 

Der Stücktitel «Das brennende Haus» ist auch inspiriert von einem berühmten Satz des im spanischen Bürgerkrieg gestorbenen Anarchisten Buenaventura Durruti, der sich seinerseits auf einen Ausspruch des russischen Anarchisten Pjotr Kropotkin bezieht, der provokant formuliert hat: «Die einzige Kirche, die erleuchtet ist, ist eine, die brennt.»

 

Regie Emilio García Wehbi, Maricel Álvarez

Bühne Frank Holldack

Kostüme Senta Amacker

Choreographie Lisi Estaras

Dramaturgie Karla Mäder

 

Schauspieler/innen Kiri Haardt, Milva Stark, Mona Kloos, Sophie Hottinger, Jonathan Loosli, Henriette Blumenau

Tänzerinnen Izabela Orzelowska , Beatriz Navarro Baena, Pauline Briguet, Marion Zurbach

Musiker/innen Ellen Fallowfield , Stephen Menotti, Johanna Greulich, Clemens Hund-Göschel, Louisa Marxen

 

Statisterie Konzert Theater Bern Statisterie

 

 

Weitere Vorstellungen 25. Apr / 07., 09., 16., 21. Mai / 12. 16. Juni 2015

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 17 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

EXPLOSIVE KLANGMISCHUNG -- "Eine florentinische Tragödie" von Alexander Zemlinsky bei NAXOS (BR KLassik)

Nicht sonderlich erfolgreich geriet die Stuttgarter Uraufführung der einaktigen Oper "Eine florentinische Tragödie" von Alexander Zemlinsky im Jahre 1917 unter der Leitung von Max von Schillings. In…

Von: ALEXANDER WALTHER

Die ganze Wahrheit? -- „True Crime“ - Andrey Kaydanovskiy | Hege Haagenrud | Demis Volpi in der Deutschen Oper am Rhein

Drei tänzerische Perspektiven zu Wahrheit und Fiktion: Andrey Kaydanovskiy „Chalk“, Hege Haagenrud „The Bystanders“, Demis Volpi „Non-Fiction Études“  

Von: Dagmar Kurtz

SZENEN OHNE ILLUSIONEN -- "Tosca" von Giacomo Puccini in der Staatsoper Stuttgart

Kann Kunst unsere Wirklichkeit beeinflussen? Diese Frage steht als zentrales Thema im Zentrum der Inszenierung von Willy Decker, dessen Figuren sich in Puccinis "Tosca" in einem schwarzen Kasten…

Von: ALEXANDER WALTHER

RETTET DIE FRAUEN! -- Premiere "Zertretung" von Lydia Haider im Schauspiel Nord STUTTGART

Die 1985 in Oberösterreich geborene Lydia Haider hat hier einen radikalen Text vorgelegt, der zuweilen an Rainald Goetz erinnert. Die zentrale Frage lautet: Wie geht man mit einem System um, das…

Von: ALEXANDER WALTHER

ATEMLOSE HÖHENFLÜGE -- SWR Symphonieorchester mit Busoni und Sibelius im Beethovensaal der Liederhalle/STUTTGART

Zwei unterschiedliche Zeitgenossen standen diesmal im Zentrum: Jean Sibelius und Ferrucio Busoni. Immerhin weiß man, dass beide in Helsinki Schumanns Klavierquintett in Es-Dur gemeinsam musizierten.…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑