Tatsächlich wird Hagar schwanger und auch Sara erwartet wider alle Erwartungen ein Kind. Abrahams Machtansprüche scheinen gesichert, aber die Saat des Konfliktes – nicht nur zwischen den beiden Frauen – ist gelegt.
Zum ersten Mal seit langem präsentiert das Theater Magdeburg die Uraufführung einer eigenen Auftragskomposition. Nach ihrer ersten erfolgreichen Zusammenarbeit mit »Noach«, 2001 uraufgeführt in Bremen, haben sich der amerikanische Komponist Sidney Corbett und der deutsche Schriftsteller und Dramatiker Christoph Hein erneut einem biblischen Stoff zugewendet. Sie entkleiden die biblische Geschichte über den Stammvater der Juden und der Muslime ihrer religiösen Überhöhung und führen sie auf die Grundfragen des menschlichen Zusammenlebens zurück: Wie skrupellos kämpfen wir um unsere Macht? Wie lebenswert ist eine Ordnung, die daraus resultiert?
Sidney Corbett
Der US-amerikanische Komponist mit katholischen und jüdischen Wurzeln lebt seit 1985 vorwiegend in Deutschland und unterrichtet seit 2006 Komposition an der Mannheimer Hochschule für Musik und Darstellende Kunst. Sein breitgefächertes und international aufgeführtes Werk umfasst Bühnen-, Orchester-, Instrumental-, Solo- und Vokalliteratur und wurde mit zahlreichen Preisen im In- und Ausland ausgezeichnet. Ein besonderer Schwerpunkt seiner jüngeren Arbeit liegt im Bereich des Musiktheaters. Zuletzt entstanden zwei Opern für das Theater Bremen (2002 »Noach« in Zusammenarbeit mit Christoph Hein und 2007 »Keine Stille außer des Windes« nach Texten von Fernando Pessoa), 2012 »Ubu: Eine Groteske« für das Musiktheater im Revier Gelsenkirchen sowie 2013 »Das große Heft« nach dem Roman von Ágota Kristóf für das Theater Osnabrück.
Christoph Hein
Der deutsche Schriftsteller, Übersetzer und Essayist, der aus einem sächsischen Pfarrhaus stammt, zählt seit seiner Novelle »Der fremde Freund« von 1982 zu den wichtigsten zeitgenössischen Autoren. Der erste Präsident des gesamtdeutschen PEN-Clubs ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und der Sächsischen Akademie der Künste. Sowohl in seinen Erzählungen als auch in seinen dramatischen Werken beschäftigt er sich mit historischem oder mythologischem Geschehen, das er aus der Sicht von Randfiguren schildert bzw. unter neuen Gesichtspunkten betrachtet. Zuletzt erschien mit »Vor der Zeit: Korrekturen« seine Neuinterpretation verschiedener griechischer Mythen. Mit Sidney Corbett verbindet ihn seit Ende der 1980er Jahren eine künstlerische Zusammenarbeit, als Corbett über die innerdeutsche Grenze Kontakt zu ihm aufnahm: 1990 wurden Corbetts »Lieder aus der Dunkelkammer« nach Heins Texten uraufgeführt, 2001 entstand die gemeinsame Oper »Noach«.
Kammeroper in acht Szenen
Libretto von Christoph Hein
Kompositionsauftrag des Theaters Magdeburg
Musikalische Leitung Michael Wendeberg
Regie/Bühne Ulrich Schulz
Kostüme Falk Bauer
Dramaturgie Ulrike Schröder
Abraham Roland Fenes
Sara Ks. Undine Dreißig
Hagar Julie Martin du Theil
Nachor Manfred Wulfert
Die drei Räte Kim Schrader, Kai Preußker, Paul Sketris
Weitere Vorstellungen So. 27. 3. / Do. 7. 4. / Sa. 14. 5. 2016, jeweils 19.30 Uhr
Premierenfieber zur Uraufführung
So. 13. 3. 2016, 11.00 Uhr, Opernhaus/Wagnerfoyer
Regieteam, Komponist, Librettist und Sänger stellen auf dieser Einführungsmatinee im Gespräch mit Dramaturgin Ulrike Schröder die neue Produktion vor. mit Sidney Corbett, Christoph Hein, Michael Wendeberg, Ulrich
Kolloquium zur Uraufführung
Fr. 26. 2. 2016, 16.00 bis 19.00 Uhr,
Vertretung des Landes Sachsen-Anhalt in Berlin, Sachsen-Anhalt-Saal
Die Geschichte von Abraham, Sara und Hagar fordert bis heute heraus.
In dem Kolloquium beleuchten renommierte Wissenschaftler bzw. Publizisten
sowie die Autoren der Kammeroper in vier Impulsreferaten das
Werk und die Thematik aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Eine abschließende
Podiumsdiskussion soll auch das Publikum mit in die für
die abendländische Kultur grundlegenden Streitfragen einbeziehen.
Ablauf:
16.00 Uhr Begrüßung
Dr. Michael Schneider, Staatssekretär für Bundes- und Europaangelegenheiten
des Landes Sachsen-Anhalt
Marc Stefan Sickel, stv. Generalintendant des Theaters Magdeburg
16.15 Uhr »Jüdische Themen in der Oper«
Julia Spinola, freie Musikjournalistin u. a. für »Die Zeit«, »Fonoforum«,
»Deutschlandfunk« und SWR 2
16.35 Uhr »Abraham, Hagar und Sara aus theologischer Sicht«
Guido Erbrich, Pädagogischer Leiter des Roncalli-Hauses Magdeburg
16.55 Uhr »Von der Bibel zum Libretto«
Christoph Hein, Schriftsteller
17.15 Uhr »Politische Oper im Verständnis junger Menschen«
Prof. Dr. Manuela Schwartz, Professorin für Historische Musikwissenschaft
an der Hochschule Magdeburg-Stendal
17.30 Uhr Empfang mit musikalischem Beitrag
18.00 Uhr Podiumsgespräch
über den Kompositionsauftrag des Theaters Magdeburg mit
Sidney Corbett Komponist
Christoph Hein Librettist
Michael Wendeberg Musikalische Leitung
Stefan Conradi Musikverlag C. F. Peters
Ulrike Schröder Dramaturgin
Anmeldung erbeten unter:
veranstaltungen@lv.stk.sachsen-anhalt.de