Wie alles angefangen hat und wohin es führt, warum die Schlange Adam und Eva den verbotenen Apfel schenkte, was Pocahontas durch ihre Liaison mit Captain Smith der Welt antat, wie Mädchen schon im alten Rom zugerichtet waren, wenn sie nicht Vestalin wurden, dazu haben die Universaldörfler jede Menge zu sagen. Die Geburt schleudert den Menschen eben als Mann oder Frau ins Leben und das verläuft dann entsprechend. Daneben spielen Faktoren wie Herkunft und soziale Lage eine Rolle.
Wovon das Dorf aber nichts weiß, das lauert unterirdisch: „Die da unten“ hat ihr Vater im Keller gut aufgehoben, setzt mit der Tochter ein Kind nach dem anderen in die Welt. 12 sind es schon. Mit Nummer 13 beschließt „die da unten“ aber Schluss zu machen mit dem Kampf unter den Geschlechtern. Noch vor der Geburt gibt sie dem Kind den Auftrag, kein Geschlecht anzunehmen, einen Helm aufzusetzen und neutral zwischen den Fronten durch das Leben zu gehen. Das zerbeulte Hermi, ein Hermaphrodit, verlässt also mit seinem Schutzhelm das Kellerverlies und wird ins Abenteuer Universaldorf geschickt.
Die Sprache richtet die Sprache hin – „Scheiterhaufen für unbedarfte Eigenproduktion“, für Heteronormativität und strukturelle Gewalt. Ein frivol-ironisches Kampftraining, subversive Gedankengymnastik für die Unbetrauerbaren, Nicht-Existenten unter uns.
Das zweite Werk der Schweizer Nachwuchsautorin Katja Brunner, 2012 nominiert beim Heidelberger Stückemarkt, wird zur Spielzeiteröffnung am TheaterRampe uraufgeführt. Das Stück verhandelt die herrschenden Machtverhältnisse der Geschlechter, vom alten Rom bis hin zu aktuellen Vorfällen bekannt unter den Stichworten „der Fall Fritzl“ oder „Natascha Kampusch“. Die Universaldörfler, wie sie in Brunners Stück heißen, haben zu jedem dieser Themen eine Menge zu sagen. Doch geht die Autorin noch einen Schritt weiter. Sie liefert mit dem zerbeulten Hermi eine Utopie der Aufhebung der Geschlechterordnung. Ist der Hermaphrodit das Versprechen einer besseren Zukunft? Und wie gehen die Universaldörfler mit dieser Figur um?
KATJA BRUNNER, geboren 1991 in Zürich, studierte Literarisches Schreiben an der HdK Bern und Szenisches Schreiben an der UdK Berlin. 2010 entstand innerhalb des Dramenprozessors ihr Stück „von den beinen zu kurz“, das am Theater Winkelwiese uraufgeführt wurde. 2012 Teilnahme an den Werkstatttagen des Burgtheaters. 2013 war sie mit ihrem Stück „die hölle ist auch nur eine sauna“ zum Heidelberger Stückemarkt eingeladen und gewann mit der Deutschen Erstaufführung von „von den beinen zu kurz“ den Mülheimer Dramatikerpreis. In der Spielzeit 2014/2015 ist Katja Brunner Hausautorin am Theater Luzern.
Regie Marie Bues
Ausstattung Indra Nauck
Musik Kat Kaufmann
Dramaturgie Martina Grohmann
Licht Joscha Eckert
Mit Niko Eleftheriadis, Janine Kreß, Emma Rönnebeck, Evamaria Salcher
Weitere Termine:
Do 09.10. | Fr 10.10. | So 12.10. | Mi 15.10. | Do 16.10. | Fr 17.10. | Mi 12.11. | Do 13.11. | Fr 14.11.