“Radek”: Im Mahlstrom seiner Zeit
Eine Uraufführung von Richard Dünser
Seine Uraufführung feiert Richard Dünsers Kammeroper Radek am 12. August auf der Bregenzer Werkstattbühne. Karl Radek war einer der brillantesten Demagogen der kommunistischen Bewegung der 1920er und 30er Jahre. In ihm ist die Schreckensgeschichte des 20. Jahrhunderts personifiziert. Er verhilft den großen Massenmördern seiner Zeit - Hitler und Stalin - sehenden Auges zur Macht. In dieser Terrormaschinerie geht er selbst unter. "Radek stellt meine Abrechnung mit den grauenhaften Verbrechen und radikal gescheiterten Utopien des 20. Jahrhunderts dar, die sich bis heute auswirken und ohne die unsere Gegenwart kaum zu verstehen ist", macht Dünser seine Intentionen deutlich.
Mit Radek wollte der 1959 in Bregenz geborene Komponist eine Musik schaffen, die "auf den Hörer und Seher zugehen, Resonanz und soziale Relevanz erzielen, das Publikum als Partner gewinnen will, ohne sich anzubiedern". Für die szenische Umsetzung von Radek auf der Werkstattbühne zeichnet Gil Mehmert verantwortlich, Walter Kobéra leitet den
Wiener Concert-Verein, als Karl Radek ist der dem KAZ-Publikum bestens bekannte Georg Nigl zu sehen und zu hören.
Karl Radek wurde 1885 als Karol Sobelsohn in Lemberg geboren und zählte in den 1920er Jahren zu den führenden Köpfen der polnischen und deutschen Sozialdemokratie. Als Kritiker von Rosa Luxemburg schloss er sich nach seinem Ausschluss aus der SPD schon vor dem Ersten Weltkrieg Lenin an und wurde zu einem seiner engsten Vertrauten im Schweizer Exil. Später gehörte Radek als Mitglied des Zentralkomitees der KPdSU der Opposition um Trotzki an. 1927 wurde er aus der Partei ausgeschlossen und nach Sibirien verbannt. Nach Rückkehr und Selbstkritik war er ab 1929 als international geschätzter Journalist und Kulturfunktionär tätig. 1934 gab ein Prawda-Artikel von Karl Radek das Startsignal zur Vergöttlichung Stalins. Von 1936 bis 1938 kam es zu den drei Moskauer Schauprozessen, deren Hauptangeklagte die engsten Mitarbeiter Lenins aus der Zeit der Oktoberrevolution waren. Radek verfasste das Drehbuch zum zweiten Schauprozess, dessen Angeklagter er selbst war. Obwohl schuldig gesprochen, wurde er nur zu zehn Jahren Lagerhaft verurteilt, während der er 1939 starb.
Richard Dünser
Radek Uraufführung
Kammeroper in einem Prolog, 12 Szenen und einem Epilog
Libretto von Thomas Höft
Ein Auftragswerk der Bregenzer Festspiele und der Neuen Oper Wien
Uraufführung Bregenz: 12. August 2006, 20.00 Uhr
Weitere Vorstellung Bregenz: 13. August 2006, 20.00 Uhr
Spielort: Werkstattbühne der Bregenzer Festspiele
Einführungsgespräch jeweils um 19.00 Uhr mit Markus Greussing // ORF
Premiere Wien: 25. Januar 2007
Weitere Vorstellungen:
27., 28., 29. Januar 2007 // Halle E im Museumsquartier, Wien
18. April 2007 // Nederlands KamerOpera Festival in Zwolle, NL
Musikalische Leitung: Walter Kobéra
Inszenierung: Gil Mehmert
Ausstattung: Steffi Bruhn
Lichtdesign: Norbert Chmel
Karl Radek: Georg Nigl
Frau I: Rebecca Nelsen
Frau II: Anna Clare Hauf
Mann I: Bernhard Landauer
Mann II: Manfred Equiluz
Mann III: Stefan Cerny
Wiener Concert-Verein
Eine Koproduktion von Neue Oper Wien und KAZ - Kunst aus der Zeit // Bregenzer Festspiele