Sie bringt derzeit 273 Kilogramm auf die Waage, doch ihr Traum: noch rund 200 Kilo mehr. In einem heroischen Akt übermenschlicher Hingabe wirft sich Donna Simpson in ein Rennen gegen sich selbst. Wird ihr, der inzwischen gefeierten Stil-Ikone und Glamour-Lady, der ersehnte Eintrag ins Buch der Rekorde gelingen?
Doch da gibt es noch Raymond, ihren einzigen Sohn. Als die Körperfülle der monströsen Mutter jeden Winkel des gemeinsamen Raumes auszufüllen droht, fasst er einen folgenschweren Entschluss ...
Das Musiktheater Donnas Traum ist eine bitter-böse Groteske, eine sarkastische Parabel auf die zeitgenössische Kunst schlechthin. Es ist die symbolistische Geschichte einer Frau, die sich über ihren eigenen Körper sprichwörtlich zum Kunstwerk stilisiert. Bedeutend zu sein, um jeden Preis - und sei es auch um den des eigenen Lebens - das ist der Traum der Donna Simpson. Das Musiktheater Donnas
Traum ist aber auch die Geschichte einer übermächtigen Mutter und des von ihr vereinnahmten Sohnes Raymond, der als Maschinen-Teil der ungeheuren Fress- Maschine Donna Simpson schon längst sein Eigenleben aufgegeben zu haben scheint. Auch dieser pflegt seinen Traum – seine Termitenkolonie - und hat sich in der bizarren Symbiose mit seiner Mutter schon längst in die Abgeschiedenheit seiner inneren Welt zurückgezogen.
Dem schon historischen Diskurs Sprache-Musik entsprechend, trifft in Donnas Traum Musik- auf Sprechtheater, Körper auf Geist, Kunst auf Kitsch oder, wenn man so will: faszinierendes Kult- bzw. Kunstobjekt und gefeierte Stil-Ikone auf menschliche Kloake. Es ist die Banalität rein körperlicher Vorgänge, die, in ihrer Trivialität alleinig nicht abendfüllend, nach künstlerischer Sublimierung verlangen.
Die Rolle der Donna Simpson ist, im Gegensatz zum banalen dramaturgischen Vorgang ihrer Selbst-Modellierung, als lyrische Sopran-Partie, die ihres Sohnes Raymond hingegen als nüchterne SchauspielerSänger-Partie angelegt. In diesem weit aufgerissenen Spannungsfeld zwischen den Polen Sprech- und Musiktheater entsteht erst die für die Umsetzung des Stoffes so wichtige Reibung und Fallhöhe.
Auch die musikalische Besetzung (Violoncello, Bass-Klarinette/Alt-Saxophon, Klavier) ist in der Gesamttextur des Werks ein weiterer Kommentar zur Fabel. Führt die Figur der Donna Simpson ihren lyrischen Dialog auf der phantastischen, sprich: opernhaften Ebene mit dem Solo-Cello, so korrespondiert Raymond mit dem trockenen, geräuschhaft-nüchteren Ton der Bass-Klarinette und des Klaviers. Wenn schlussendlich die Figur der Donna Simpson unter der Last ihres Gewichts zusammenbricht, aufgrund des stringenden Charakters der dramaturgischen Entwicklung zusammenbrechen muss, so fällt auch die surreale Oper wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Wir erwachen gewissermaßen, verlassen die phantastische Erzählebene und tauchen auf aus einem Traum, der vielmehr ein Albtraum war.
Alexander Kukelka
Komposition, Regie: Alexander Kukelka
Bühne, Kostüm: Maria Theresia Bartl
Es singen und spielen:
Elisabeth Linhart, Rudolf Widerhofer
Es musizieren:
Maria Frodl (Violoncello)
Wolfgang Kornberger (Bassklarinette/Alt-Saxophon)
Alexander Kukelka (Klavier)
Regieassistenz: Lisa Niederwimmer
Regiehospitanz: Nadja Ragendorfer
Musikalische Hospitanz: Lana Janjanin, Natalia Villanueva Garcia
Dramaturgie: Kathrin Kukelka-Lebisch
Technische Beratung: Thomas Sandri
Libretto vom Komponisten
Rechte beim Librettisten/Komponisten