Im Jahre 1993 veröffentlichte der französische Soziologe Pierre Bourdieu mit „Das Elend der Welt“ eine einfühlsame und messerscharfe Beobachtung der Gegenwartsgesellschaft. Im Mittelpunkt stehen Interviews mit Menschen aus allen Schichten, Menschen, die der Gesellschaft abhanden gekommen sind.
Das Projekt „Herz und Mund und Tat und Leben“ wird Kantaten von Johann Sebastian Bach kontrapunktisch mit diesen Textdokumenten verweben. Büro, Fabrik, Nachbarschaft oder Großfamilie werden zum Klangraum für Bachs Musik. Schauspieler, Sänger und Musiker entwickeln aus den Geschichten lebensvolle Theaterfiguren. Unterschiedliche Meinungen und Interessen, Dispositionen und Lebensstile prallen aufeinander. Die vielstimmige Erzählung aus unserem kollektiven Gedächtnis verdichtet sich zu einem Choral der besonderen Art und liefert einen weltlichen Gegenentwurf zu den spirituellen Gesängen der Bachkantaten, die das Bedürfnis nach Hoffnung und Trost reflektieren. „Herz und Mund und Tat und Leben“ ist eine Reise in eine Welt, die uns seltsam vertraut und doch überraschend fremd ist: Es ist eine Reise ins Innere unserer Gesellschaft.
Konzept: Laura Berman und Thomas Krupa
Musikalische Leitung: Andreas Stoehr
Inszenierung: Thomas Krupa
Bühne: Andreas Jander
Kostüme: Valerie von Stillfried
Koproduktion mit der Deutschen Oper am Rhein und den Düsseldorfer Symphonikern
Thomas Krupa inszenierte seit 1992 Schauspiel und Oper u.a. am Deutschen Theater in Göttingen, am Theater Dortmund, am Theater Basel, am Hebbel Theater Berlin und am Meininger Theater. 2001 wurde er mit „Chroma“ von Werner Fritsch zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Von 1996 bis 2000 war er Mitglied der Schauspieldirektion am Staatstheater Darmstadt. Von 2002 bis 2004 war er Oberspielleiter für Oper und Schauspiel am Theater Freiburg.