Ohne Heine, schrieb der "Spiegel", würden wir "anders reden, anders denken, anders seufzen, anders lachen". Der andere, Franz Wittenbrink, lebt und das in Hamburg. Ende der neunziger Jahre hat er ein neues Theatergenre erfunden: den Wittenbrinkabend. Ein Wittenbrinkabend ist eine als Liederabend getarnte, mal liebevoll feine, mal ironisch grobe, immer nachdenklich vergnügliche Menschenbeobachtung. Viele Dutzend Male hat Wittenbrink in seinen Arbeiten auch Verse von Heine verwandt. Die Vertonung stammte dabei jeweils aus seiner Feder, und jedes einzelne Lied hätte das Zeug zum Evergreen. Die spitze und überraschende Pointe, die Wendung vom Tragischen ins Tragikomische, Ironie, Romantik, Dissonanz und Kontrapunkt - dies alles finden wir bei Heine wie bei Wittenbrink. Beide brauchen nicht den hohen Ton, um auf ihre Höhen zu gelangen. Aber sie beherrschen ihn. So gut, dass sie es sich beide leisten können, ihn auch einmal wegzulassen und sich dem zu widmen, was Wittenbrink "stumpfe Achtel" nennt und man bei Heine als Knittelvers bespöttelt hat. Dann aber schwingen sie sich empor zu neuen Höhen. So ist es also mehr als überfällig, dass die beiden sich zu einer ausgiebigen Begegnung treffen. Unter dem Titel "Im Hirn spukt mir ein Märchen wunderfein" wird Wittenbrink Lebensweg und Lebenswerk Heines musikalisch und szenisch in Hannover auf die Bühne bringen. Als wär's ein Stück von ihm.
Regie und musikalische Leitung Franz Wittenbrink
Bühne Raimund Bauer/Irene Ip
Kostüme Nini von Selzam
Dramaturgie Robert Koall
Mit
Mila Dargies
Christian Friedel
Susanne Jansen
George Meyer-Goll
Angela Müthel
Anne Weber
Franz Wittenbrink / Burkhard Niggemeier (Klavier) und Friedrich Paravicini / Susanne Paul (Cello)