Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Uraufführung in Zürich: «Bliberg und sweetheart19» von Rimini ProtokollUraufführung in Zürich: «Bliberg und sweetheart19» von Rimini ProtokollUraufführung in Zürich:...

Uraufführung in Zürich: «Bliberg und sweetheart19» von Rimini Protokoll

Premiere am Freitag, 31. März, 20 Uhr, Schiffbau Halle 2

Das dokumentarische Theater des Regiekollektivs Rimini Protokoll sucht seine dramatischen Situationen bei Experten des wirklichen Lebens. Das neueste Werk des Trios dreht sich um geschenkte und gesuchte Herzen.

Wie findet sich das geeignete Herz? Was haben Herztransplantationen und Speedflirting gemeinsam? Wie lassen sich Abstossungsreaktionen vermeiden? Dutzende von Menschen sterben, wenn sie noch auf der Warteliste für eine Herztransplantation stehen. Doch plötzlich ist Schnee und Eis: Spenderwetter! Mit Glück wird das kranke Herz durch ein gesundes ersetzt. Wie bei Philip Blaiberg, der 1967 als erster Mensch sein eigenes Herz von aussen sah. Unter Namen wie «sweetheart19» haben schon über 50 Prozent aller Schweizer Singles in Internetbörsen nach einem Partner gesucht. Die Darsteller des dokumentarischen Theaters von Rimini Protokoll schlüpfen nicht in fremde Rollen, sondern sie rekonstruieren und dramatisieren ihre eigenen Lebensgeschichten. «Blaiberg und sweetheart19» nimmt die Fährte von einsamen und ausgetauschten Herzen auf, und begleitet sie – zwischen Klinik und Dating Pool – in ihr zweites Leben. Auf www.secondlife.com entsteht denn auch parallel zum Stück und seiner realen Ausstattung im Schiffbau ein virtueller Raum, in dem die Experten sich vor den Augen der Zuschauer bewegen.

 

Die Experten sind: Renate Behr (Cardiotechnikerin, die im Triemli-Spital die Herz-Lungen-Maschine bedient); Hansueli Bertschinger (Professor der Veterinärmedizin, pensioniert, Mikrobiologe, spezialisiert auf Schweinekrankheiten); Jeanne Epple (Exilrussin, ehemalige Staatsanwältin, die online heiratswillige russische Frauen an Schweizer Männer vermittelt); Nick Ganz (Veranstalter von Singel-Events und Speedflirting-Abenden); Heidi Mettler (Herztransplantierte, die seit 5 Jahren ein zweites Leben mit einem neuen Herzen lebt); Crista D. Weisshaupt (Sachbearbeiterin, ehemalige Kantonsrätin, die online einen Partner sucht).

 

Rimini Protokoll (Helgard Haug, Stefan Kaegi, Daniel Wetzel) liefern in ihren Arbeiten ein Theater, das auf eine fundamental neue Weise mit der Realität umgeht. Damit gehört das vielfach preisgekrönte Dreier-Kollektiv zur Spitze einer neuen Theatergeneration in Europa. Ihr Projekt «Wallenstein» (das im Juli am Schauspielhaus Zürich gezeigt wird) wurde eben als eine der zehn besten Inszenierungen der Saison für das Berliner Theatertreffen der zehn besten Inszenierungen der Saison ausgewählt. Rimini Protokoll macht Theater ohne Schauspieler, aber nicht mit Laien. Ihre «Experten» spielen sich selbst in einem Kontext, einem Milieu, einer «Geschichte», die ihre eigenen sind. Das Regie-Trio sorgt dafür, dass daraus theatertaugliche Abende werden.

 

Wenn die Realität ins Theater einfällt… Die Arbeit von Rimini Protokoll besteht zu einem grossen Teil aus der Recherche und dem Casting der Darsteller. Die Anforderungen an die Performer sind hoch, müssen sie neben der Fachkompetenz auch über genügend freie Zeit verfügen. Das ist besonders bei medizinischem Personal sehr selten. Letzte Woche konnten wir endlich einen Spezialist für Schweinekrankheiten für unser Projekt gewinnen. Der emeritierte Professor Bertschinger, hat in seiner jetzigen Lebenssituation fast alle Zeit der Welt – ausser eben gerade an dem Tag der geplanten Premiere, am 31.3.2006. Da muss er an ein nichtverschiebbares wichtiges familiäres Ereignis und würde bei Nichterscheinen seine Nächsten stark brüskieren.

 

 

Sonderveranstaltung: Am Samstag, 1. April, 17 Uhr, in der Montagehalle des Schiffbaus werden Rimini Protokoll über ihre Arbeit berichten. Eintritt frei. (Wir werden über diese Veranstaltung noch informieren.)

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 16 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

JAGENDE HORN-PASSAGEN -- Neue CD von Helmut Lachenmann "My Melodies" bei Naxos (BR Klassik - musica viva)

Ein kompositorischer Umgang mit dem Phänomen Melodie steht im Mittelpunkt der Komposition "My Melodies" für acht Hörner und Orchester des 1935 in Stuttgart geborenen Helmut Lachenmann. Unter der…

Von: ALEXANDER WALTHER

VOLLENDETER FORMALER AUFBAU -- Bachs Matthäus-Passion mit den Stuttgarter Hymnus-Chorknaben in der Stiftskirche STUTTGART

Für Karfreitag 1729 schrieb Johann Sebastian Bach seine "Matthäus-Passion" BWV 244 und arbeitete sie dann noch dreimal um. Der vollendet ausgewogene Aufbau dieses Meisterwerks kam in der Aufführung…

Von: ALEXANDER WALTHER

SCHONUNGSLOSE SELBSTERKENNTNIS --- John Gabriel Borkman im Schauspielhaus Stuttgart

Henrik Ibsen ist der Dramatiker der schuldhaft versäumten Selbstemanzipation. Er setzt sich schonungslos mit den Lebenslügen der Menschen auseinander. Seiner Devise "Dichten ist Gerichtstag halten…

Von: ALEXANDER WALTHER

DRAMATISCH GEBALLTER ABLAUF --- Verdi Operngala im Forum am Schlosspark Ludwigsburg

Vorwiegend Spätwerke Giuseppe Verdis standen bei dieser sehr gelungenen Operngala auf dem Programm. Die vorzüglich musizierende Württembergische Philharmonie Reutlingen unter der inspirierenden…

Von: ALEXANDER WALTHER

FEINSTE SCHATTIERUNGEN DES GEFÜHLS -- Stuttgarter Philharmoniker unter Gabriel Feltz mit Berg und Brahms in der Liederhalle Stuttgart

Wieder konnte man als "Minutenstück" eine interessante Komposition eines Studenten der Kompositionsklasse von Prof. Marco Stroppa an der Stuttgarter Musikhochschule hören. Der 1987 in Mailand geborene…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑