751 Seiten liegen zwischen dem ersten und dem letzten Satz – zwischen „Der Reichtum der Gesellschaft, in welchen kapitalistische Produktionsweise herrscht, erscheint als eine „ungeheure Warenansammlung“, die einzelne Ware als seine Elementarform.“ und „Was uns allein interessiert, ist das in der neuen Welt von der politischen Ökonomie der alten Welt entdeckte und laut proklamierte Geheimnis: kapitalistische Produktions- und Akkumulationsweise, also auch kapitalistisches Privateigentum, bedingen die Vernichtung des auf eigner Arbeit beruhenden Privateigentums, d.h. die Expropriation des Arbeiters.“
Aber was steht dazwischen? Und wer hat es gelesen? Wie oft, wann, und warum?
Die Künstlergruppe Rimini Protokoll ist bekannt geworden durch postdramatische Gegenentwürfe zum Schauspiel und seiner Dramenlastigkeit. Ihre Produktionen „Deadline“ und „Wallenstein“ wurden zum Theatertreffen eingeladen, obwohl weder ein Stück gespielt wurde, noch Schauspieler auf der Bühne standen. Vielmehr setzen ihre Projekte bei Recherchen an, Gesprächen mit Menschen, die mit ihren Biografien und ihrem Fachwissen die Stoffe liefern, aus denen Rimini Protokoll mit einigen Menschen, die sie gefunden haben, Theater machen, „Experten-Theater“, eine "Renaissance und Neudefinition des dokumentarischen Theaters" (Süddeutsche Zeitung). Für ihre erste Arbeit am Düsseldorfer Schauspielhaus haben sie sich auf die Suche gemacht nach Menschen, die dem Ersten Band von Karl Marx´ unvollendetem Hauptwerk etwas abgewinnen können, aus unterschiedlichsten Gründen. Diese Darsteller ihrer selbst stemmen dem schweren Text ihren Witz und ihre Biografien entgegen, flechten sie ein, brechen mit der Theorie und gehen zur Handlung über, und sei es „nur“ auf der Bühne.
Inszenierung, Konzept und Bühne: Helgard Haug & Daniel Wetzel / Rimini Protokoll