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Uraufführung: Kevin O’Days Ballett Film noir im Nationaltheaer Mannheim

Premiere 19. Mai 2010 um 19.30 Uhr im Schauspielhaus

Verstörend und faszinierend zugleich sind die Bilder und Geschichten des Film noir. Durch dunkle Stadtlandschaften quälen sich seine isolierten Protagonisten auf der Suche nach der Wahrheit oder nach dem schnellen Geld.

Mächtig und verführerisch greift die Femme fatale nach ihrem Platz auf der Leinwand – sie entfacht im Helden eine ungezähmte Leidenschaft, aber ihr Drang nach Selbstbestimmung und individueller Freiheit wird scheitern. Die Helden des Film noir sind gebrochene Figuren, unvollkommen, Gesetzlose, Ausgestoßene. Sie sind Menschen ohne jede Chance, und sie sehen blendend dabei aus.

Der Film noir schlägt Brücken zwischen der amerikanischen Filmindustrie und der französischen Filmkritik, die ihm seinen Namen gab, aber auch zwischen den Filmen des Expressionismus, zweitklassigen Groschenromanen,

der italienischen Neorealismus-Bewegung, der Psychoanalyse und den amerikanischen Detektivreihen der frühen 30er Jahre. Charakteristisch sind seine hell-dunkel Kontraste, bizarre Schattenspiele, ungewöhnliche

Kameraperspektiven und eindrucksvolle visuelle Effekte.

In einer düster-schönen Ästhetik feiert der Film noir seine Stars. Sie betreten das Set, um einer dunklen Straße aus Zufällen und Schicksal zu folgen. Selten geht das gut aus. Der Film noir zerrt Existenzängste ans Licht. Er zelebriert das Gebrochene, Rohe, Nüchterne. Er dokumentiert das Scheitern und macht den Zuschauer zum Komplizen. Trotzdem orientiert er sich an hochmoralischen Ansprüchen: Niemals kommt einer mit seinen Verbrechen davon. Aber auch die Wahrheitssucher tragen am Ende Wunden davon. Es bleibt ein bitterer Nachgeschmack. Der Film noir verneint, aber er gibt keine Antworten.

Kevin O'Day interessieren die Leerstellen, die Lücken im System, die Verstrickungen, die unbeantworteten Fragen des Film noir und die Antworten, die sich im Diffusen verlieren. Seine Choreografie spielt mit den ästhetischen

Chiffren des Film noir, seiner gebrochenen Lyrik und Montagetechnik, mit den choreografischen Elementen des Films und den filmischen Momenten des Tanzes.

Choreografie

Kevin O'Day

Bühne und Kostüme

Jean-Marc Puissant

Licht

Mark Stanley

Es spielen

Zoulfia Choniiazowa

Nadège Cotta

Maria Eugenia Fernández

Mami Hata

Sigmund Hegstad

Hitomi Kuhara

Louis Laberge-Côté

Tyrel Larson

Brian McNeal

Julie Pécard

Ching-Yi Ping

Luis Eduardo Sayago

Evan Teitelbaum

Agata Zajac

weitere Aufführungen

25. Mai 2010

09. Juni 2010

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Lesezeit für diesen Artikel: 11 Minuten



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