In der Prosa, auf dem Theater und im Film versuchten und versuchen Künstler sich dieser Figur anzunähern. Ihre Darstellungen oszillieren zwischen Monster und Opfer, zwischen Verbrecherin und Heroine. Wer ist Medea? Wie kann man ihre Geschichte heute erzählen? Wir haben den Regisseur Grzegorz Jarzyna beauftragt, eine neue Version des Mythos zu entwerfen. Seine Sichtweise zeigt Medea als Zeitgenossin, deren Tat nicht moralisch aufzuarbeiten ist.
Eine der wesentlichen Änderungen dieser heutigen, polnischen Version gegenüber dem antiken Original ist die Ungültigkeit und Unwirksamkeit des Fatums. Der Schluss ist das Ende eines komplizierten erotischen Spiels, das Medea und Jason sehr bewusst miteinander spielen. Aber komplexe Spiele können leicht aus der Kontrolle geraten ...
"Mich interessiert am meisten das Psychogramm einer Mörderin. Ich will Medea weder beurteilen, noch entschuldigen, sondern untersuchen, was im Inneren des Menschen vorgeht, der sich plötzlich in einem dunklen Tunnel befindet oder am Abgrund steht. Was ist der Auslöser, was befähigt uns, die verborgene, ungeahnte Grenze zu überschreiten? Ich glaube, es passiert einfach, man geht Schritt für Schritt in diesen Tunnel hinein und steht von Dunkelheit umgeben, völlig verloren da. Am Ende ist jeder von uns fähig zu töten." Grzegorz Jarzyna
Grzegorz Jarzyna, 1968 in Chorzow geboren, ist einer der wichtigsten Theaterregisseure der jüngeren Generation in Polen. Er studierte Philosophie und ab 1993 Regie an der Staatlichen Theaterhochschule in Krakau.
Seit 1998 ist er künstlerischer Direktor des TR Warszawa, eines der innovativsten Theater in Polen.
Im deutschsprachigen Raum wurde er vor allem durch Gastspiele bekannt, z.B. mit seinen Bühnenadaptionen von "Doktor Faustus" (1999 beim Festival "Theater der Welt" in Berlin) und Thomas Vinterbergs "Das Fest" (2002 bei den Wiener Festwochen).
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von Grzegorz Jarzyna
Deutsch von Olaf Kühl
Uraufführung
Regie: Grzegorz Jarzyna
Bühne und Kostüme: Magda Maciejewska
Video: Bartek Macias
Licht: Jacqueline Sobiszewski
Musik: Jacek Grudzien, Mitarbeit Piotr Dominski
Dramaturgie: Andreas Beck
Mitarbeit Dramaturgie: Rita Czapka