„Wie, wenn der große Unbekannte, welcher hindert, dass die Rechnung aufgeht, ich selber bin? Wenn ich, peile ich Umwelt und Verhältnisse auf der Suche nach dem Störfaktor an, ihn nie werde finden können, weil natürlich ich der Störfaktor bin?“
In Kühnel/Kuttners Inszenierung „Mentallica“ ist der Störfaktor neben dem Drogisten eine in die Jahre gekommene Heavymetalband, die das unternehmerische Selbst bildet. Da besteht kein großer Unterschied: Beide müssen sich auf dem Markt beweisen und beiden wird zunehmend klar, dass heutzutage eine gute psychische Hygiene ausschlaggebend für Erfolg ist: Empowerment, Kreativität und Qualität stärken das unternehmerische Ich des homo contractulis. Dass Unternehmen eine Seele haben, sei „wirklich die größte Schreckensmeldung der Welt“, schimpfte der französische Philosoph Gilles Deleuze Anfang der 90er Jahre und im neuen Jahrtausend lässt sich hinzufügen: Inzwischen haben Unternehmen nicht nur eine Seele, sondern auch einen stabilen Therapeuten.
Mit Robert Dölle, Paul Faßnacht, Andreas Grötzinger, Jürgen Kuttner, Knarf Rellöm und Suse Wächter
Regie: Tom Kühnel, Co-Regie: Jürgen Kuttner, Bühne: Jo Schramm, Puppen: Suse Wächter, Kostüme: Marysol del Castillo, Musik: Knarf Rellöm, Dramaturgie: Lucie Ortmann, Götz Leineweber