Aus einem nördlichen Land, das diese Phänomene kennt, stammen alle Choreografen des Ballettabends; drei Schweden, in deren Werken ebenfalls Kräfte wirken, faszinierende und teils unbegreifliche Kräfte des Tanzes: Pontus Lidbergs Initialzündung für seine Uraufführung ist die assoziationsreiche Liebespoesie des persischen Poeten und Mystikers Rumi aus dem 13. Jahrhundert. Sie ist der Nährboden für eine intime Choreografie, die Nähe zum Zuschauer sucht und durch einen Projektionshorizont durchlässig ist wie eine Membran.
Auch zu einer Membran mutiert eine solide wirkende Holzwand in Johan Ingers »Walking Mad«, die als Spielelement zugleich Trennung und Verbindung zwischen Situationen und Figuren herstellt. Bizarr, surreal, clownesk agieren die Tänzer zum »Boléro« von Ravel – doch das zunächst komödienhafte Treiben kippt und führt in Richtung Abgrund.
Traditionelle Mauern einzureißen, versteht Alexander Ekman mit »Cacti«, indem Musiker eines Streichquartettes und 16 Tänzer gemeinsam sein energetisches Werk darstellen. Impulsiv bewegte Körper, die durch Schläge, Klatschen und Atmung Musik machen, Musiker, die Teil der Choreografie werden – Skurrilitäten inbegriffen: Was machen die Kakteen auf der Szene?
Mehrteiliger Ballettabend
Choreografien von Pontus Lidberg, Johan Inger, Alexander Ekman
Uraufführung
Choreografie: Pontus Lidberg
Kostüme: Rachel Quarmby-Spadaccini
Dramaturgie: Stefan Ulrich
Walking Mad
Choreografie, Bühne & Kostüme: Johan Inger
Musik: Arvo Pärt, Maurice Ravel
Licht: Erik Berglund
Einstudierung: Yvan Dubreuil
Cacti
Choreografie, Bühne & Kostüme: Alexander Ekman
Musik: Franz Schubert, Ludwig van Beethoven, Joseph Haydn
Licht: Tom Visser
Text: Spenser Theberge
Einstudierung: Urtzi Aranburu
Semperoper Ballett
Streichquartett (live) und Musik vom Tonträger
Kostenlose Werkeinführung 45 Minuten vor Vorstellungsbeginn.