die Dramatikerin Yeşim Özsoy Gülan lässt in ihrem speziell für die Wartburg geschriebenen Stück Deutsche und Türken in existentiellen Situationen aufeinander treffen. Nicht immer geht es um Leben und Tod wie in der Schlacht von Gallipoli, in der deutsche Offiziere und türkische Soldaten Seite an Seite kämpfen und in einen Hinterhalt geraten. Doch auch das Warten des Angestellten auf ein Gespräch mit dem Chef, der ihn soeben gefeuert hat oder der nervenaufreibende Versuch, ein Visum zu erhalten, zerrt an den Nerven aller Beteiligten. Im Kampf um das persönliche Dasein stoßen die Figuren auf Sprachbarrieren und Vorbehalte – vor hundert Jahren ebenso wie heute. Und versuchen diese zu überwinden. Mit ganz unter-schiedlichem Erfolg...
Yeşim Özsoy Gülan beleuchtet in ihrer Auftragsarbeit für das Hessische Staatstheater Wiesbaden das Zusammenleben deutscher und türkischer Menschen. Die für ihre surreal anmutenden Inszenierungen bekannte Regisseurin switcht gemeinsam mit türkischen Schauspielern/innen und Mitgliedern des Wiesbadener Schauspielensembles leichthändig durch die Jahrhunderte, wechselt Orte und tauscht Figuren, um doch unabhängig von Zeit und Raum erstaunliche Parallelen im Miteinander der verschiedenen Kulturen festzustellen. Die Zeiten ändern sich – die Menschen nicht?
Yeşim Özsoy Gülan, 1972 in Istanbul geboren, begann schon während ihres Soziologiestudiums, Theaterstücke zu schreiben. In den USA studierte sie Schauspiel und Regie und ar-beitet seitdem an internationalen Theatern als Regisseurin und Autorin. 2002 gründete sie in Istanbul die Theatergruppe VeDST, die auf neue Dramatik und avantgardistische, interdisziplinäre Theaterformen spezialisiert ist. Die VeDST-Theaterprojekte wurden zu verschiedenen internationalen Festivals wie dem ‚New York Fringe Festival’ und ‚Theater der Welt’ in Stuttgart eingeladen. 2004 war ihr Stück ‚Das Haus – ein kakophonisches Stück’ im Rahmen der Theaterbiennale ‚NEUE STÜCKE AUS EUROPA’ in Wiesbaden zu sehen. Yeşim Özsoy Gülan stellte dafür den Nassauischen Kunstverein „auf den Kopf“ und schien in ihrer sowohl zarten als auch komischen Inszenierung die Gesetze der Schwerkraft aufzuheben. Bei den 32. Duisburger AKZENTEN (April / Mai 2009) präsentierte die Künstlerin ihr Stück „Der Notar“.
– In türkischer und deutscher Sprache (mit Übertiteln) –
Inszenierung Yesim Özsoy Gülan
Bühne Basak Özdogan
Dramaturgie Carola Hannusch
Mit Ivan Anderson (Banu), Franziska Werner (Anna, Sibel), Aysun Yontar-Vogel (Atiye, Cornelia); Firat Baris Ar (Adrian Müller), Michael Birnbaum (Johannes, Hans Mayer), Burak Yigit (Yusuf, Ahmet)
Weiterer Termin: 23. Januar 2010, Wartburg