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Uraufführung von Bernhard Langs neuem Musiktheater "Montezuma – Fallender Adler" im Nationaltheater Mannheim

am 26. März, 19.30 Uhr, Opernhaus

Die Eroberung Mexikos und die Zerstörung der aztekischen Kultur durch die Spanier am Anfang des 16. Jahrhunderts ist eine der Schlüsselszenen am Beginn der Neuzeit.

Die Begegnung des spanischen Eroberers Cortéz mit dem aztekischen Herrscher Montezuma und die zwielichtige Rolle der indianischen Dolmetscherin Malintzin, die Cortez’ Geliebte wird und ihr eigenes Volk verrät, hat seit dem 18. Jh. verschiedene Musiktheatervertonungen inspiriert.

Der österreichische Komponist Bernhard Lang hat sich nun erneut diesem Thema zugewandt und zeigt in seinem neuesten Musiktheaterwerk die Begegnung von Cortéz und Montezuma als Aufeinandertreffen zweier Welten im Zeichen gegenseitiger Nicht-Wahrnehmung, die auf beiden Seiten aggressiv ist. Der spanische Eroberer erscheint als ein von Zahlen besessener Finanz-Bürokrat, während der Azteken-König als wirklichkeitsferner Poet immer mehr dem Wahnsinn zutreibt, je weiter die Zerstörung durch die Spanier fortschreitet. Lang erweitert die Dimension der Kolonisierung und Zerstörung einer Kultur durch eine andere durch die wahn- und rauschhafte Überkreuzung von aztekischem und christlichem Mythos, die unsere Vorstellung von Realität, von kultureller Identität und der Überlieferung von Geschichte musiktheatralisch in Frage stellt.

Das Libretto schrieb der österreichische Schriftsteller Christian Loidl (1957 – 2001), ein wichtiger Vertreter der experimentellen Literatur. Es wurde posthum von Peter Leisch unter Verwendung von Gedichten Loidls ergänzt und erweitert. Bernhard Langs Komposition verwendet einen Orchesterapparat, der durch eine Jazz-Band und einen Turntable-Spieler erweitert ist und arbeitet mit Loop-Verfahren aus der Jazz- und Rockmusik ebenso wie mit elektronischen Zuspielungen und Improvisationen. Die Partien von Montezuma und dem spanischen Mönch Damiano sind mit Countertenören besetzt.

Für Inszenierung und Ausstattung zeichnet der belgische Regisseur Peter Missotten verantwortlich, der sich – ursprünglich aus der bildenden und der Video-Kunst herkommend – inzwischen sowohl im Theater als auch im zeitgenössischen Musiktheater profiliert hat.

Libretto von Christian Loidl / Peter Leisch

Musikalische Leitung: Walter Nußbaum - Inszenierung, Bühne, Kostüme: Peter Missotten - Dramaturgie: Regine Elzenheimer - Chor: Tilman Michael

mit: Cornelia Ptassek (Malintzin), Katrin Wagner (Tlaloc / Malintzins Schatten); Ekkehard Abele (Cortéz), Martin Busen (Pinotzin / Cortéz’ Schatten), Daniel Gloger (Montezuma), Tim Severloh (Damiano / Montezumas Schatten); Wolfgang Fuchs (Turntables)

Bernhard Lang

wurde 1957 in Linz geboren und studierte in Graz Philosophie, Germanistik, Jazztheorie, Klavier, Harmonielehre und Komposition. Er arbeitete mit diversen Jazzgruppen als Komponist, Arrangeur und Pianist und setzte sich am IEM Graz mit Elektronischer Musik und Computertechnologie auseinander.

Seit 2003 ist er Professor für Komposition an der Kunstuniversität Graz. Er komponierte bereits mehrere Werke für das Musiktheater: „Das Theater der Wiederholungen“ (Graz 2003), „I hate Mozart“ (Wiener Mozartjahr 2006), „Der Alte vom Berge“ (Schwetzinger Festspiele 2007) und „Haydn bricht auf“ (Theater an der Wien 2008/09). 2007/08 war er 'composer in residence' am Theater Basel, 2008/09 Capell-Compositeur der Sächsischen Staatskapelle Dresden. 2008 erhielt er den Musikpreis der Stadt Wien. Bernhard Lang hatte außerdem Kompositionsaufträge für renommierte Interpreten wie das ensemble recherche, das Klangforum Wien oder das Arditti-Streichquartett.

weitere Vorstellungen: 9. und 16. April, 2. und 30. Juni

Kartentelefon: 0621- 16 80 150, www.nationaltheater-mannheim.de

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