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Volkstheater Wien: „Tiefenbohrung – ein Wochenende über Triumph und Tragödie des Ölzeitalters“

vom 23. bis 26. Februar 2023

"Black Flame", "Öl!" und ein spannendes Rahmenprogramm in der Roten Bar. --- Erdöl ist der prometheische Stoff des Jahrhunderts. Das seit circa 100 Jahren währende Erdölzeitalter steht für Freiheitsversprechen, Wohlstandsmehrung und Ausbau von Infrastruktur. Es gibt uns Städte und Straßen, Benzin und Flugzeuge, Plastiksackerl und Kriegsmunition, korrupte Politik und Vinyl-Schallplatten. Es zerstört unser Klima, lässt die Ozeane im Kunststoff ersticken und Meeresvögel im Ölschlick. Erdöl bringt Geld, Fortschritt, Macht. Und es bringt Zerstörung, Verheerung, Krieg.

 

Copyright: Birgit Hupfeld

Begleitend zu den zwei großen Premieren dieses Winters – „Black Flame“ und „Öl!“ – veranstaltet das Volkstheater unter dem Titel „Tiefenbohrung – Triumph und Tragödie des Ölzeitalters“ vom 23. bis 26. Februar ein Schwerpunktwochenende über die Substanz, die wie keine andere die Wirklichkeiten dieses Planeten durchdringt und beeinflusst: das Erdöl. Gemeinsam mit Akteur*innen aus Kunst, Wissenschaft, Justiz und Journalismus werfen wir einen Blick auf unser Zeitalter der Petromoderne: Eine Suche nach post-fossilen Narrativen, nach Möglichkeiten, sich aus den Abhängigkeiten von Öl & Co. zu lösen und zu zeigen, wie die fossile Lobby versucht, ihren Untergang zu verhindern.

Das Programm von „Tiefenbohrung“ im Überblick

Donnerstag, 23. Februar
ERWÄRMENDE AFFEN – Warum wir die Klimakrise falsch erzählen
von und mit Samira El Quassal und Friedemann Karig
20:00 Uhr in der Roten Bar
In ihrem gefeierten Buch „Erzählende Affen“ erzählen Samira El Ousasil und Friedemann Karig die Geschichte vom Geschichtenerzählen. Dabei vergleichen sie zum Beispiel das Narrativ von Adam & Eva mit dem von Harry & Meghan und spannen ihre Analysen von Jesus über Black Panther bis hin zu Greta Thunberg.
Exklusiv für „Tiefenbohrung" gestalten El Ouassil und Karig einen Abend darüber, wie wir derzeit über die Klimakrise erzählen und wie wir uns davon erzählen könnten.

Freitag, 24. Februar
ÖL!
Textfassung von Sascha Hawemann und Anne-Kathrin Schulz
Regie Sascha Hawemann
19:00 Stückeinführung durch die Dramaturgie in der Roten Bar
19:30 Uhr Vorstellung auf der großen Bühne
„Sascha Hawemanns Inszenierung führt eindrucksvoll vom einstigen Ölfieber in die Klimakatastrophe. Das ausgezeichnet Volkstheater-Ensemble zeigt sich wieder einmal von seiner besten Seite.“ (APA)

Samstag, 25. Februar
Panel: DAS BIG OIL PLAYBOOK – Über Greenwashing und fossilen Lobbyismus
mit Katharina Kropshofer und Expert*innen
17:00 Uhr in der Roten Bar
Wie bedient sich die fossile Industrie Greenwashing und Lobbyismus? Wie stark ist die Klimaschutzlobby und was darf sie? Diesen Fragen stellt sich Falter-Redakteurin Katharina Kropshofer in einem Panel mit Expert*innen aus Journalismus, Forschung und Wissenschaft.

BLACK FLAME – A Noise Essay
Text und Regie Manuela Infante
19:00 Stückeinführung durch die Dramaturgie in der Roten Bar
19:30 Uhr Vorstellung auf der großen Bühne
„Es ist ein Theater der Worte, das hier abläuft, eine Wortsonate, aus der die entsprechend düstere Musik organisch entsteht. Oder müsste man anorganisch sagen? Schließlich geht es doch (auch) um die Symbiose von Mensch und Maschine? Ja. Aber letztlich geht's um Energie. Die von der Sonne verschwenderisch geliefert und vom Leben "sinnlos verschwendet" wird, wie es an einer Stelle bei Infante heißt. Womit, kann man folgern, aller Sinn aus der Sinnlosigkeit kommt, auch das Theater. In diesem Fall: kluges Theater.“ (Die Presse)

BEAUTY OF OIL.
Ein Gespräch mit Benjamin Steininger über Ästhetik und Politik der Petromoderne.
20:40 Uhr in der Roten Bar (im Anschluss an die Vorstellung „Black Flame“)
Schwarz bis bräunlich, manchmal klebrig, heiß begehrt: Das Erdöl durchdringt und beeinflusst wie kein anderer Rohstoff die Wirklichkeiten dieses Planeten. Als Kraftstoff, Kunststoff, in Kosmetik, Düngemitteln und Arznei wurde die fossile Substanz zum Schmierstoff und Antreiber unserer Epoche. Die Moderne des 20. Jahrhunderts ist eine Petromoderne. Doch ist ein neutraler Blick auf die Substanz kaum möglich – zu groß sind die geopolitischen, historischen, klimatologischen Auswirkungen und Heimsuchungen der fossilen Energie.
Ein Gespräch von BEAUTY OF OIL-Gründungsmitglied Benjamin Steininger mit dem Volkstheater-Dramaturgen Matthias Seier über menschliche, mehr-als-menschliche und auch ästhetische Fragestellungen; ein Nachdenken und Innehalten, vielleicht, an der Abbruchkante des fossilen Zeitalters.

Sonntag, 26. Februar
Die Klimakrise ist kein Schicksal: Warum ich für ein Recht auf Zukunft klage
Vortrag von und mit Mag. Michaela Krömer
16:00 Uhr in der Roten Bar
Zunehmend wird die Klimakrise ein Fall für die Verfassungsjustiz. Der Staat, so das Argument, hätte eine Schutzpflicht für die Grundrechte seiner Bürger*innen. Im März 2021 gibt das deutsche Bundesverfassungsgericht einer Sammelklage recht, dass die Bundesregierung das Recht auf Zukunft ihrer Bürger*innen verletze und sie daher ihre Klima-Maßnahmen nachjustieren müsse. Die St. Pöltner Anwältin Michaela Krömer brachte 2020 die erste österreichische Klimaklage vor dem Verfassungsgerichtshof ein, 2021 folgte eine der ersten Klimabeschwerden vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte und 2022 ein neuer Antrag vor dem Verfassungsgerichtshof gegen klimaschädliche Verkehrssubventionen. Für ihr Engagement wurde sie von der österreichischen Liga für Menschenrechte mit dem Menschenrechtspreis ausgezeichnet.
Im Rahmen von „Tiefenbohrung“ berichtet Michaela Krömer über Theorie und Praxis der Klimaklagen, wie das Recht klimafit gemacht werden kann, und was die Zukunft bereithält.

ÖL!
Textfassung von Sascha Hawemann und Anne-Kathrin Schulz
Regie Sascha Hawemann
17:30 Stückeinführung durch die Dramaturgie in der Roten Bar
18:00 Uhr Vorstellung auf der großen Bühne
„Tiefenbohrung am Volkstheater: Öl! als lustvolles Farewell auf das fossile Zeitalter. (…) Am Wiener Volkstheater, das unter seinem Intendanten Kay Voges (und mithilfe eines fabelhaften Ensembles!) konsequent einen eigenen Weg durchs Wiener Theaterdickicht schlägt, führt der Regisseur Sascha Hawemann gemeinsam mit der Autorin Anne-Kathrin Schulz die Rahmenhandlung zusammen mit Auswirkungen, Ereignissen und Schauplätzen des fossilen Energiestoff-Treibens. [Das Ensemble] als freudvoll agierende Schar, die Hawemanns Konzeption zu einem anregenden Theaterabend formt.“ (Tiroler Tageszeitung)

FINALE #2
ein Bühnenessay von und mit Calle Fuhr
20:30 Uhr in der Roten Bar
Das Finale von „Tiefenbohrung“ bestreitet Calle Fuhr mit Geschichten, die Hoffnung geben: Er erzählt dabei von Wissenschaftler*innen, die Lösungen für die Klimakrise parat haben, von Bier-Bekanntschaften, die echte Solidarität leben und von Journalist*innen, die konstruktiv über die Krisen unserer Zeit berichten.
Eine Stunde lang changiert Calle Fuhr zwischen Stand-Up, TED-Talk und der ursprünglichsten Form des Theaters: Dem puren Erzählen einer Geschichte.

***

Weiteres im Rahmen des Schwerpunkts Öl
„Die Redaktion“, von Calle Fuhr, Premiere am 28. April 2023 im Volkstheater in den Bezirken
Informationen zur Produktion werden rechtzeitig bekannt gegeben.

 

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