Nun ja, »wir warten auf Godot«, wie Wladimir in Becketts wohl berühmtestem Stück sagt, und dieser Satz ist seit der Uraufführung des Stücks 1953 zu einem geflügelten Wort, beinahe zu einer Zustandsbeschreibung einer von Sinn und Hoffnung freien Welt geworden. Zwei Menschen warten auf den ominösen Godot, von dem sie leider zu wenig wissen; sie sind von ihren Gebrechen, ihrer Vergesslichkeit und der allgemeinen Unsicherheit gezeichnet; ihre Lage ist hoffnungslos, aber eben nicht ernst – tragikomisch, wie Beckett selbst sagte, der sich zeitlebens jeder Deutung seines Werks enthielt.
Und doch scheint das Stück mehr Realität zu enthalten, als an der Oberfläche sichtbar. Wie in einer Parabel scheint in ihm ein Lebensgefühl kondensiert, das uns vertraut ist, das uns ängstigt und amüsiert zugleich. Samuel Beckett, der 1969 den Literaturnobelpreis erhielt, und der seine erste große Liebesgeschichte in Kassel erlebte, gehört zu den Autoren, die zu befragen sich immer wieder lohnt.
Inszenierung: Thomas Bockelmann, Bühne: Daniel Roskamp, Kostüme: Wiebke Meier, Musik: Dirk Raulf
Mit: Uwe Steinbruch (Estragon), Jürgen Wink (Wladimir), Lucky (Thomas Sprekelsen), Reinhart Firchow (als Gast: Pozzo), Dirk Raulf (Musiker)