Viola strandet nach einem Schiffsunglück auf einer Insel, auf der eine wohlhabende Gesellschaft herrscht, die sich allein der Sucht hinzugeben scheint: nach Liebe, Musik, Intensität, Unterhaltung, Spaß und Rausch. Wie auf einer ewigen Kreuzfahrt der Träume vergeht hier das Leben in einem permanenten Ausnahmezustand. Viola, die in der fremden Umgebung in der schützenden Tarnung als Cesario auftritt, wird das Zentrum des Begehrens, das sich wie eine Krankheit ausbreitet. Die Gräfin Olivia, die dem endlosen Liebeswerben des Herzogs Orsino beharrlich standhält, verliebt sich auf der Stelle in seinen neuen Boten Cesario, alias Viola, der/die wiederum Orsino heimlich liebt. Liebe entsteht durch Einbildung.
Und Musik bzw. die richtigen Worte sind ihre Nahrung. Das Auftauchen von Violas tot geglaubtem Zwillingsbruder Sebastian löst zunächst weitere Verwirrung zwischen Täuschung und Selbsttäuschung aus. Als zum Ende alle Masken fallen und die „Richtigen“ zueinander finden, bleibt doch die Frage, ob damit die Liebestollen das Ziel ihrer Träume erreicht haben und ob nicht die Illusion als letzte stirbt. Ist Liebe nun Schicksal? Zufall? Eine bürgerliche Erfindung? Der Kick innerhalb eines langweiligen Lebens? Ein Trieb der Natur? Der Stoff, der die Leere füllt? Das höchste Ziel unseres Daseins?
Musik spielt in dieser Shakespeare-Komödie eine besondere Rolle. Rocko Schamoni, bestens bekannt nicht nur als Mitglied von Studio Braun und Autor von „Dorfpunks“, wird sie mit seinem Musikerkollegen Jonas „Jones“ Landerschier komponieren, der zur Band von Jan Delay gehört und für das Theater schon mit Jan Bosse, Schorsch Kamerun u.a. zusammenarbeitete.
Bereits dreimal hat Jan Bosse Shakespeare inszeniert: „Hamlet“, „Viel Lärm um nichts“ und „Othello“. Er findet in den Dramen und Komödien dieses Autors nicht nur die großen Fragen, sondern auch eine Sicht auf das Theater, die seine Arbeiten motivisch bestimmt: das Spiel um Schein und Sein, das das
Bühnengeschehen selbst wie auch sein Verhältnis zum Publikum meint, und die damit verbundenen Fragen: Was ist Wirklichkeit? Was bestimmt unser Sein? Also: Was wollen wir wirklich?
Der Titel, den Shakespeare seiner Komödie der Irrungen und Verwirrungen, der Verwandlung und Täuschung, des Tausches und Rausches gibt, enthält Feststellung, Frage und Provokation als Aufforderung: Was ihr wollt.
Was wollt ihr? Ist es das, was ihr wollt?
Deutsche Fassung von Gabriella Bußacker und Jan Bosse
Regie Jan Bosse
Bühne Stéphane Laimé
Kostüme Kathrin Plath
Musik Rocko Schamoni und Jonas „Jones“ Landerschier
Dramaturgie Gabriella Bußacker
Ensemble Bibiana Beglau (Olivia), Bruno Cathomas (Rülp), Jens Harzer (Malvolio), Mirco Kreibich (Viola & Sebastian), Karin Neuhäuser (Narr & Maria), Jörg Pohl (Bleichenwang), Alexander Simon (Orsino) sowie dem Musiker Jonas „Jones“ Landerschier
Weitere Vorstellung am 30. November um 20 Uhr
Karten 040. 32 81 44 44 / www.thalia-theater.de