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Zum Tod von Walter Schmidinger

In der Nacht zum 28. September 2013 ist Walter Schmidinger im Alter von 80 Jahren gestorben. Seit 2003 gehörte er zum Ensemble des BE und feierte vor allem in Rollen von Regisseur Robert Wilson große Erfolge. So spielte er in Büchners LEONCE UND LENA (2003), in Shakespeares WINTERMÄRCHEN (2005) und zuletzt in Brecht/Weills DREIGROSCHENOPER (2007).

Außerdem war er im BE zu sehen in DIE WILDENTE (2004) von Ibsen, Regie: Thomas Langhoff; MUTTER COURAGE (2005) von Brecht, Regie: Claus Peymann und in YVONNE (2006) von Gombrowicz, Regie: Günter Krämer.

Walter Schmidinger wurde am 28. April 1933 in Linz geboren. Nach seiner Schauspielausbildung bei Helene Thimig am Max-Reinhardt-Seminar in Wien, erhielt er sein erstes Engagement ans Theater in der Josefstadt. An Theatern wie den Bühnen der Stadt Bonn und dem Düsseldorfer Schauspielhaus stand er in jungen Jahren mit den Großen des Schauspiels auf der Bühne: Maria Wimmer, Joana Maria Gorvin, Werner Krauß. Weitere Stationen waren die Münchner Kammerspiele, das Bayerische Staatsschauspiel München, die Berliner Schaubühne, das Schiller Theater, das Deutsche Theater und zuletzt das Berliner Ensemble.

An Häusern, wie dem Deutschen Schauspielhaus Hamburg, dem Wiener Burgtheater und bei den Salzburger Festspielen gastierte Schmidinger. Unter Regisseuren wie Luc Bondy, Horst Siede, Alfred Kirchner, Ingmar Bergman, Dieter Dorn, Peter Stein, Klaus Maria Brandauer und Wilfried Minks spielte er große Rollen, u.a. „Hamlet“, „Lear“, „Nathan“, „Malvolio“, „Shylock“ und „Tartuffe“. Im Film arbeitete er u.a. mit Maximilian Schell, Ingmar Bergman, Peter Schamoni und István Szabó zusammen.

„Dem Mimen flicht die Nachwelt keine Kränze“ heißt es im Prolog zu Schillers WALLENSTEIN, den Walter Schmidinger in Peter Steins Inszenierung 2007 in der Neuköllner Kindl-Halle sprach. Walter Schmidinger wurden viele Kränze geflochten, mehrfach wurde er ausgezeichnet: für seinen „Willi“ in Franz Xaver Kroetz` Uraufführung HEIMARBEIT, 1971 (Regie: Horst Siede) an den Münchner Kammerspielen wurde er zum besten Schauspieler des Jahres gewählt. 1998 wurde er für seinen „Reger“ in Bernhards ALTE MEISTER mit dem Kritikerpreis der Berliner Zeitung geehrt.

Im November 2006 erhielt er in Wien den Nestroy-Theaterpreis für das Lebenswerk. Claus Peymann würdigte Walter Schmidinger zu seinem 80. Geburtstag als „großen verrückten Geistesclown im Reigen der Bernhardschen Bühnenkünstler“,nals „Alpenkönig und Menschenfeind zugleich, musikalisch und böse, intelligent und naiv, ein Wirrkopf und großer Denker, blitzgescheit, belesen und hochgebildet, ein schwieriger Mann und ein geliebtes Kind, ein Verrückter und wie Thomas Bernhard natürlich ein echter Österreicher, der alle und alles hasst und dennoch von allen geliebt werden möchte. Auf der Bühne ist er ein Theaterfabeltier, das die Stücke weiterdichtet. Ich bin stolz darauf, dass der große Schauspieler Walter Schmidinger die letzten Jahre an unserem Theater, dem BE, eine neue Heimat gefunden hat.“

Walter Schmidinger hat eine große Theaterepoche erlebt und mitgestaltet. Er hat große Erfolge und große Misserfolge erlebt, wie er selbst von sich erzählte – aber immer war es außerordentlich, ja auch sensationell. Mit seiner Stimme, mit seinem Sprachgefühl und mit seiner Sprechkunst war er einzigartig.

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