DER EINGEBILDETE KRANKE
Argan leidet. Er leidet an seinen unzähligen Krankheitssymptomen ebenso wie an seiner Einbildung. Er ist ein Hypochonder. Und als solcher kann er sich nicht anders denn als leidenden Mittelpunkt der Welt sehen. Ein Team von Ärzten und Apothekern seines Vertrauens rückt ihm mit dubiosen Heilungsmethoden zu Leibe: Einläufe, Aderlass und Reinigungssäfte stehen für ihn auf der Tagesordnung. Doch seine selbstische Fixierung macht ihn blind für alle anderen, die nicht weniger egoistisch zu sein scheinen: Seine Frau Béline spielt die fürsorgliche Gattin und hat es doch nur auf sein Geld abgesehen; seine Tochter, die er unbedingt mit einem Arztsohn verheiraten will, hat nur Augen für den jungen Cléante. Argan aber sucht Heilung und Liebe. Leider sucht er beides mit Geld zu erzwingen. Zum Glück schmiedet das Dienstmädchen Toinette einen pfiffigen Plan, um dem Egomanen die Augen zu öffnen. Sie überredet ihn, sich tot zu stellen, um die Wahrheit über seine Umgebung zu erfahren. Doch dabei wird ihm auch die Erfahrung der eigenen Entbehrlichkeit nicht erspart bleiben.
Molière gilt als der Schöpfer der französischen Charakterkomödie. Er widmete sich bevorzugt den allzumenschlichen schlechten Eigenschaften seiner Zeitgenossen: Heuchelei, Dummheit, Geiz waren der Stoff für seine Komödien. DER EINGEBILDETE KRANKE, seine in Prosa verfasste, letzte Komödie aus dem Jahre 1673, ist eine herrlich scharfe Satire auf das Geschäft mit der Krankheit (»Bei den Preisen kann es sich ja bald keiner mehr leisten, krank zu sein!«), die medizinische Wissenschaft und maßlosen Egoismus.
Inszenierung: Janusz Kica, Bühne: Jürgen Lancier, Kostüme: Karin Fritz, Musik: Stanko Juzbasic, Dramaturgie: Elke Maul
Mit: Andrea Cleven, Nora Leschkowitz, Christina Weiser; Andreas Beck, Jochen Drechsler, Nico Link, Mike Olsowski, Uwe Rohbeck, Uwe Steinbruch, Jürgen Wink
BAUERN STERBEN
»Umstellen, modernisieren, ändern!« - so fordert es der Sohn von seinem Vater. »Umstellen von der Milch auf die Bullenmast«, damit der Hof eine Zukunft hat. Doch der Vater wehrt sich gegen jede Veränderung. Alles soll bleiben, wie es ist. So machen sich Sohn und Tochter auf, ihr Glück in der Stadt zu suchen. Aber schon auf dem Weg stehen die Zeichen nicht günstig. »Die Stadt hat keine Arbeit für dich«, bekommt der Sohn gesagt, doch er lässt sich nicht beirren. In der Stadt angekommen, ist das Geld schnell verbraucht und die Geschwister wissen nicht mehr ein noch aus. Ihre Wohnung vermüllt, ihre Sitten verrohen und ihre Sehnsucht nach der Heimat wächst von Tag zu Tag …
In der Form eines Stationendramas beschreibt Franz Xaver Kroetz den Niedergang bäuerlicher Traditionen und Lebensweisen. Anhand einer Familiengeschichte erzählt er in drastischen archaischen Bildern von einem verzweifelten Kampf, das Menschliche zu bewahren.
Inszenierung: Florian B. Reiter, Bühne: Jens Terlinden, Kostüme: Ulrike Obermüller, Dramaturgie: Horst Busch
Mit: Birte Leest, Karin Nennemann; Hannes Fischer, Axel Holst