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Zwei Premieren zum Thema Mütter/Töchter im theaterperipherie im TITANIA Frankfurt

"They call her mother" von Ewgenija Weiß und Hannah Schassner

Premiere am 1.9.2017 um 19.30 Uhr,

und

"RIOT MUMS" von Ute Bansemir und Jan Deck

Premiere am 2.9.2017 um 17 Uhr.

Die Mutter-Tochter-Beziehung ist etwas Besonderes, sei sie auch noch so kompliziert. Begibt man sich auf ihre Spur, entdeckt man scheinbar banale und alltägliche Geschichten. Und doch sind es genau diese Geschichten, die einen Ort zu einem Zuhause machen können, die Menschen zu Persönlichkeiten werden lassen und die das Zwischenmenschliche prägen.

Die Mütter selbst bleiben dabei aber meistens im Verborgenen. Gemeinsam begeben wir Töchter uns also auf die Suche nach ihnen, unseren Müttern, und entdecken ihre Ventile, Kräfte, Schwächen und Leidenschaften. Und uns selbst entdecken wir als ihre helfenden Hände, ihre Unterstützerinnen und Retterinnen, als die Bewahrerinnen ihrer Träume und die Analytikerinnen ihrer Beziehung zur eigenen Mutter, unseren Großmüttern. Immer wieder erinnern wir uns daran, dass es darum geht, unsere Mütter verstehen zu wollen und ihre Beweggründe nachzuvollziehen, ohne sie wirklich zu kennen. Denn nur zu oft bleiben diese für uns unsichtbar oder werden von der Gesellschaft als gegeben vorausgesetzt. Unsere Mütter sind eben unsere Mütter.

 

Doch was ist dazwischen? Wer ist eigentlich für unsere Mütter da? Wo verläuft eigentlich die Grenze zwischen Mutter-Sein und Mensch-Sein? Und warum gibt es eigentlich so viele nicht gestellte Fragen?

 

Ob wir wollen oder nicht, all diese Themen haben zwangsläufig auch etwas mit uns zu tun – einfach weil wir Frauen sind. Auch wir müssen irgendwann darüber nachdenken, ob wir Kinder kriegen und Mütter werden, uns fragen, was mit unserem Körper passiert, wenn wir eine Geburt erlebt haben und uns bewusst machen, dass unsere Mütter vielleicht auch irgendwann der Pflege bedürfen...

 

"They call her mother" entstand in einem intensiven Gesprächs- und Improvisationsprozess als Stückentwicklung. Mal witzig, mal melancholisch, sentimental und meistens ziemlich ehrlich erzählt Ewgenija Weiß mit den fünf neuen Spielerinnen von theaterperipherie zugleich von den Rändern des Sichtbaren wie auch vom Allgegenwärtigen: von Nähe, Enttäuschung, Liebe, Alltag, Einsamkeit, Freude, Tradition und Verlust.

 

mit: Shiva Amiri, Nazli Dersüneli, Dimitra Kiosseopoulou, Maren Panzel, Derya Yüksel

 

Regie/Textfassung: Ewgenija Weiß

Dramaturgie/Textfassung: Hannah Schassner

Bühnenbild/Regieassistenz: Hannah von Eiff

Kostümbild/Flyerfoto und -design: Magdalini Savvidou

Bewegungstraining: Annika Keidel

Pressefotografie: Diana Pfammatter

Trailer: Marie Prangenberg

 

weitere Vorstellung am 16.9. um 19.30 Uhr

 

****

 

RIOT MUMS von Ute Bansemir und Jan Deck

Klartexte von fünf ganz unterschiedlichen jungen Müttern: zu ihrem Alltag, ihrem Umgang mit der Mutterrolle, ihren Wünschen, Ängsten, aber auch ihrer Wut auf (Vor-)Urteile und Tabus bezüglich Mutterschaft, ihrer Wut auf eine Emanzipation, die mit dem Beginn des Mutterseins aufzuhören scheint.

 

"Das wichtigste ist uns irgendwie ruhig und gechillt durch den Alltag und die Nacht zu kommen. Für Riot haben wir keinen Kopf! Echt nicht! Früher ja, aber jetzt! Das ist viel zu laut! Wir haben haben kein Bock auf Stress, weil den gibt es genug, aber ey die strahlend wach und topgestylte Mutter in der Toffifee Werbung, die da so selbstlos ihr Lädcheln verschenkt, fuckt schon ein bisschen ab und der Schwager, der immer dämlich grinsend sagt: "Ach, die Milchbar hat geöffnet", wenn wir mal wieder in irgendeiner Ecke versteckt stillen müssen, nervt auch, aber okay, es geht auch noch schlimmer: "Mutterkuh" und so, Penner, aber pssst. Nix sagen. Geht vorbei, is halt so, na gut, der Aufzug, der mal wieder nicht geht, ausgelaufene Windeln, viel zu breite Kinderwagenreifen, auch kacke, die Brüste, die wie zwei Lappen nebeneinander auf dem Leintuch liegen und das Fett, das an der Seite über die Hose schlabbert, die taube Stelle am Bauch, wo die Kaiserschnittnarbe sitzt, redet man nicht drüber, stimmt, aber warum sagt einem eigentlich keiner irgendwas darüber, was nach der Geburt passiert, vielleicht wäre es dann einfacher, aber schon in der Schwangerschaft in den Ratgebern, dieses Zeug passte einfach nie zu unserer Situation, aber ey, zu wem passt das auch, wurde wahrscheinlich für die Frauen geschrieben, die jetzt in der Mutter-Kind-gruppe angeregt darüber diskutieren, ob Gummi oder Naturkauschuk oder doch besser gar kein Schnulli für s Kind - und uns, weil wir rote Haare haben, mit so einem "Du lässt bestimmt dein Kind verwahrlosen"-Blick anschauen, is auch egal, ob wir uns das einbilden oder nicht - während wir uns vorkommen als wüssten wir teils nicht, wo oben und unten ist und erschrecken, wenn uns jemand beim Vornamen nennt, weil wir eigentlich nur noch auf "Mama" hören, aber sonst ist alles okay, klar, alles easy, so richtige Schreikrämpfe bekommen wir eigentlich auch nur, wenn uns jemand sagt: "Seid nicht gestresst, seid glücklich, dann geht das alles von alleine. Nimm dir Zeit für dich!"

 

Ja wann denn, du Klugscheißer, wollen wir dann sagen und sagen es natürlich nur lautlos in uns hinein. Das ist doch zum Totlachen, was die da labern, wie die Väter, die während der sechswöchigen Elternzeit die Wohnung renovieren und ihre Fremdsprachenkenntisse weiter entwickeln wollen. Viel Spaß dabei! Wir kommen eigentlich zu gar nichts, den ganzen Tag freuen wir uns auf abends und was machen wir dann, wir schauen uns Videos vom Tag mit unseren Kindern an, versuchen die Angst, dass wir irgendetwas falsch machen oder vergessen könnten zu verdrängen und fallen dann wie so kaputte Mumien ins Bett, um möglichst viel Schlaf abzubekommen, um der Puffer zu sein, wenn irgendetwas ist, wenn irgendetwas ist, um das wir uns kümmern sollen, weil wir jetzt Mütter sind und weil das schon immer so war, weil die Mutter alles am besten weiß, aber ey nur mal eine kleine Info am Rande, wir mussten auch stundenlang mit blutenden Brustwarzen ausprobieren, welche Milchpumpe am besten geht und halt die Fresse, wenn du meinst, das sind Kleinigkeiten, sind es ja, aber unser Leben besteht aus diesen Kleinigkeiten, für die wir zuständig sind, bei denen wir verfluchte Scheiße Hilfe brauchen und uns deshalb nicht auch noch schlecht fühlen wollen.

 

Ok, vielleicht haben wir doch Bock auf Stress. Wir kommen, um uns zu beschweren. Be aware of the riot mums!

 

mit: Daniela Andersson, Gina Hauck, Samaneh Mohammadi-Doschanlou, Parvaneh Zourchang, N.N.

 

Regie/Textfassung: Ute Bansemir

Dramaturgie/Textfassung: Jan Deck

Choreografie: Katharina Wiedenhofer

Regieassistenz: Lisa Preugschat

 

weitere Termine: Im Doppel mit "They call her mother" am 10.9. um 17 Uhr und am 1.10. um 17 Uhr

 

theaterperipherie im TITANIA, Basaltstr. 23, 60487 Frankfurt

Karten unter: 069 156 27 404, info@theaterperipherie.de und Abendkasse

www.theaterperipherie.de

 

 

 

 

 

 

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