Aber auch seine Gattin findet den Herrn, der sich als Stallmeister ausgibt und der doch ihr Bruder ist, alles andere als unattraktiv. Doch eigentlich sind des Grafen Schwester und der Stallmeister einander zugetan. Und dann stolpert da auch noch wegen einer dienstlichen Angelegenheit der Schulmeister Baculus ständig durch das Schloss und kommt dabei der adligen Mischpoke bei ihren Liebeswirren mehr als einmal in die Quere.
Es war Albert Lortzing, der dieses Schauspiel des Erfolgsschriftstellers August von Kotzebue für die Opernbühne adaptierte. Etliche Jahrzehnte ließ man sich von der scheinbar oberflächlichen Heiterkeit von Lortzings Werken, für die man die verniedlichende Bezeichnung „Spielopern“ verwandte, nur zu gerne täuschen. Doch bei allem Charme, der seiner Musik zu Eigen ist, darf man nicht vergessen, dass der Komponist ein Repräsentant der politisch unruhigen Zeit des Vormärz war. Und so ist auch sein „Wildschütz“ voller ironischer Spitzen und satirischer Anspielungen, die die Vielschichtigkeit dieser Oper zu einem noch größeren Vergnügen werden lassen.
In ihrer Würzburger Inszenierung von Lortzings beliebter Oper hinterfragt Deborah Epstein auf charmant-vergnügliche Weise die gesellschaftlichen Mechanismen, die in diesem Werk zum Tragen kommen. So kann man beobachten, was passiert, wenn eine in sich geschlossene Dorfgemeinschaft auf die herrschende Klasse trifft und sich beide Sphären vermischen. Dabei geht es der Regisseurin nicht nur darum, dass Werk aus seiner Entstehungszeit heraus zu verstehen, sondern auch die Momente zu untersuchen, die auch für heutige Menschen komisch und von Relevanz sind.
Text von Albert Lortzing nach dem Lustspiel Der Rehbock oder Die schuldlosen Schuldbewussten von August Friedrich Ferdinand von Kotzebue
Musikalische Leitung: Andrea Sanguineti
Inszenierung: Deborah Epstein
Bühne: Bernd Franke
Kostüme: Götz Lanzelot Fischer
Choreinstudierung: Markus Popp
Dramaturgie: Christoph Blitt
Graf von Eberbach: Daniel Fiolka a. G.
Die Gräfin, seine Gemahlin: Barbara Schöller
Baron Kronthal, Bruder der Gräfin: Joshua Whitener
Baronin Freimann, eine junge Witwe,
Schwester des Grafen: Nathalie de Montmollin
Nanette, ihr Kammermädchen: Anneka Ulmer
Baculus, Schulmeister auf einem Gut
des Grafen: Johan F. Kirsten
Gretchen, seine Braut: Anja Gutgesell
Pancratius, Haushofmeister auf dem Schloss
des Grafen: Herbert Brand
Ein Gast: Paul Henrik Schulte
Opernchor des Mainfranken Theaters Würzburg
Kinderchor
Philharmonisches Orchester Würzburg