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"Barkouf" - Opéra-comique von Jacques Offenbach - opernhaus Zürich

Premiere: So, 23 Okt 2022, 19.00 Uhr

Bereits im Titel dieser Oper knurrt und bellt es: Hinter dem Namen «Barkouf» verbirgt sich tatsächlich ein Hund. Der Vierbeiner ist sogar Oberhaupt der orientalischen Stadt Lahore. Eingesetzt wurde er vom Grossmogul höchstpersönlich, dem «Herrscher aller Herrscher, Stern aller Sterne», zur Demütigung seines unangenehm aufsässigen Volkes. Ein Hund an der Macht – diese ungeheure Provokation kann nur von einem frechen Künstlergenie wie Jacques Offenbach stammen, der mit diesem Werk 1860 seinen kompositorischen Einstand in der Pariser Opéra Comique gab.

Copyright: Monika Rittershaus

Kein Wunder, dass die Zensur im Paris des Zweiten Kaiserreiches tobte und dieses «fremdartige Werk, das eine fortwährende Verhöhnung der höchsten Autorität unserer Zeit und unseres Landes bildet», zunächst einmal kassierte. Anstössig war auch die Tatsache, dass die eigentlichen Zügel der Macht in diesem Stück eine Frau in den Händen hält. Es ist Barkoufs ehemaliges Frauchen Maïma, eine junge Blumenverkäuferin, die ihren verschollen geglaubten Hund auf dem Thron wiederfindet und sich vom Grosswesir Bababeck zur Übersetzerin des neuen Staatsoberhauptes Barkouf machen lässt. Bababeck möchte durch Maïma seine eigenen Befehle übermitteln, doch Maïma nutzt die Gunst der Stunde und gewährt als Sprachrohr Barkoufs grosszügige Amnestien und Steuersenkungen für das Volk. Während letzteres jubelt, nehmen die Verschwörer Fahrt auf...

Kein Werk Offenbachs ist politisch derart bissig wie dieses erst kürzlich in einem Archiv der Nachfahren Offenbachs wieder aufgetauchte Stück. Auch musikalisch ist Barkouf ein wahres Bijou. Es oszilliert zwischen grosser Oper und Operette, begeistert mit schmissiger Musik, spielt aber auch charmant mit dem Belcanto-Schmelz eines Donizetti oder Rossini. Dass Offenbach dabei gelegentlich zu seinem Antipoden Richard Wagner schielt, verraten kühne harmonische Wendungen in der Partitur.

Die Inszenierung dieser attraktiven Offenbach-Entdeckung liegt in den Händen des deutschen Regisseurs und Schauspielers Max Hopp, für den musikalischen Drive dieses Abends ist der französische Dirigent Jérémie Rhorer verantwortlich. Als Maïma ist die in Zürich bestens bekannte Amerikanerin Brenda Rae zu erleben, während Rachael Wilson als Balkis sowie der Holländer Marcel Beekman als Bababeck ihre Debüts am Opernhaus Zürich geben.

Musikalische Leitung Jérémie Rhorer
Inszenierung Max Hopp
Bühnenbild Marie Caroline Rössle
Kostüme Ursula Kudrna
Kostümbildmitarbeit Sebastian Helminger
Lichtgestaltung Franck Evin
Choreinstudierung Ernst Raffelsberger
Choreografie Martina Borroni
Dramaturgie Kathrin Brunner

Bababeck
Marcel Beekman
Le Grand-Mogul
Andreas Hörl
Saëb
Mingjie Lei
Kaliboul
Daniel Norman
Xaïloum
Andrew Owens
Maïma
Brenda Rae
Balkis
Rachael Wilson
Périzade
Siena Licht Miller
Erzähler
André Jung
Max Hopp (17, 19 Nov)
Verschwörer
Bo Zhao
Utku Kuzuluk
Thomas Luckett
Robert Weybora
Timm de Jong
Piotr Lempa
Tänzer:innen
Sara Pennella
Alessio Urzetta
Alessio Marchini
Lorenzo Soragni
Brittany Young
Soraya Emery
Oriana Zeoli
Gianluca Falvo

Philharmonia Zürich
Chor der Oper Zürich
Statistenverein am Opernhaus Zürich

Vorstellungen: 27 Okt bis 22 Nov 2022

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