Der Komponist Berlioz hatte bei der Lektüre von Cellinis autobiographischen Aufzeichnungen in dem genialen Goldschmied und Bildhauer des 16. Jahrhunderts einen seelenverwandten Vorgänger seiner selbst entdeckt, sah doch auch er sich als einen Pioniergeist, der für das unverbrüchliche Beschreiten eigener künstlerischer Wege einen hohen Zoll zu entrichten hatte und sich gleichwohl zeitlebens um konventionelle Erwartungen nicht scheren wollte.
1838 in Paris erstaufgeführt, entzieht sich dieses überbordende, mehrfach überarbeitete, alle Genre-Grenzen sprengende Werk jeglicher endgültigen Einordnung. Franz Liszt veranlasste die Partitur zu der Feststellung, diese Oper erweise sich als ein gelungenes Miteinander von »Ziselierarbeiten« und »originaler Bildhauerkunst«. Zum dramatischen Höhepunkt gerät jene Situation in Cellinis Atelier, bei der sich der Bildhauer vor die nach menschlichem Ermessen unmögliche Aufgabe gestellt sieht, die von Papst Clemens beauftragte Perseus-Statue innerhalb eines einzigen Tages fertigzustellen. Nicht nur seine berufliche Reputation und das Glück an der Seite Teresas – der Tochter seines Hauptgegners, des päpstlichen Schatzmeisters Balducci – stehen bei diesem künstlerischen Himmelfahrtskommando auf dem Spiel, sondern gar sein Kopf. Jedes seiner bisherigen Kunstwerke, deren er habhaft werden kann, nimmt aufgrund der Materialnot den Weg in den Schmelzofen – zugunsten des EINEN, das den Höhepunkt seines bisherigen Schaffens bedeuten soll.
François-Xavier Roth, der neue GMD und Gürzenich-Kapellmeister der Stadt Köln, gibt mit diesem schillernden Werk der französischen Opernliteratur seinen künstlerischen Einstand an der Oper Köln. Für die szenische Realisierung konnten Carlus Padrissa (»La Fura dels Baus«) und seine Weggefährten Roland Olbeter (Bühne) und Chu Uroz (Kostüme) gewonnen werden – nach der Uraufführung von Karlheinz Stockhausens »Sonntag« aus »Licht« und Richard Wagners »Parsifal« ihr drittes musiktheatralisches »Großprojekt« in Köln.
Opéra comique, Pariser Fassung
Libretto von Léon de Wailly und Henri-Auguste Barbier nach Denis Dominique Farjasse
Musik von Hector Berlioz (1803 - 1869)
Inszenierung Carlus Padrissa (La Fura dels Baus)
Bühne Roland Olbeter
Kostüme Chu Uroz
Video Fritz Gnad
Licht Andreas Grüter
Dramaturgie Georg Kehren
Musikalische Leitung
François Xavier Roth / Adrien Perruchon
Chorleitung
Andrew Ollivant
Mit Emily Hindrichs, Katrin Wundsam,
Ferdinand von Bothmer, Vincent Le Texier, Nikolay Borchev, Nikolay Didenko, John Heuzenroeder, Lucas Singer, Alexander Fedin, Wolfgang Stefan Schwaiger,
Chor und Extra-Chor der Oper Köln,
Gürzenich-Orchester Köln
Vorstellungen am 19., 21., 26. und 28. Nov. 2015
Kartentelefon 0221.221 28400 | Fax 0221.221 28249
Kartenservice der Bühnen Köln in den Opern Passagen
Montag bis Freitag 10 bis 18 Uhr, Samstag 11 bis 18 Uhr
Internet: www.oper.koeln | tickets@buehnen.koeln