In aneinandergereihten Szenen werden Geschehnisse gestreift, in deren Mittelpunkt teils reale, teils fiktive charismatische Frauengestalten vergangener Zeiten stehen: so u. a. Louise Michel während der Pariser Commune 1871, »die russische Mutter«, eine Figur, die Gorki in seinem gleichnamigen Roman erfand; die aus Argentinien stammende Tania Bunke, die an der Seite Che Guevaras kämpfte und im Guerillakampf ihr Leben verlor oder die in den Gedichten Cesare Paveses erdachte Prostituierte Deola aus dem Turin der 40er Jahre. »Al gran sole carico d’amore« ist keine Oper im herkömmlichen Sinn und erzählt auch keine stringent zusammenhängende Geschichte, sondern bringt Schicksale und Ereignisse aus über einhundert Jahren Kampf für eine gerechtere Welt in einen Handlungsspielraum.
Die Berliner Staatsoper begibt sich mit Luigi Nonos Meisterwerk auf neue Wege und verlässt dafür ihr gegenwärtiges Quartier im Schiller Theater. Nach dem großen Erfolg bei den Salzburger Festspielen richten Regisseurin Katie Mitchell und der musikalische Leiter Ingo Metzmacher gemeinsam mit mehr als 200 beteiligten Künstlern die monumentale Oper nun in einem ehemaligen Heizkraftwerk in Berlin-Mitte ein.
Die ebenso subtile wie eindringliche Inszenierung von Katie Mitchell wird unter der musikalischen Leitung von Ingo Metzmacher in einer einmaligen Aufführungsserie fünf Mal im Kraftwerk Mitte | Trafo zu erleben sein. Ungewöhnliche Veranstaltungsorte für seine Musik waren ganz im Sinne Luigi Nonos.
Das beeindruckende Gebäude am Spreeufer gilt als wichtiges architektonisches Dokument der Berliner Industriegeschichte aus den 60er Jahren und ist längst als Veranstaltungsort und Ausstellungsraum für zeitgenössische Kunst etabliert. Mit seinen acht Ebenen, die durch Treppen und Zwischengeschosse verbunden sind, bietet es für »Al gran sole carico d'amore« einen in jeder Hinsicht stimmigen Aufführungsort.
Die Räume des in den Jahren 1960 bis 1964 erbauten Kraftwerks wurden in den vergangenen zehn Jahren entkernt und von Turbinen und anderen Maschinen befreit. In einem Teil des Gebäudes an der Köpenicker Straße residiert seit vier Jahren der Technoclub Tresor. Ein Team von Kulturschaffenden betreibt das Kraftwerk inzwischen als Spielort und Produktionsstätte „trafo – Raum für kulturellen und gesellschaftlichen Wandel in Berlin“.
In der ehemaligen Turbinenhalle, dem mit 3.500m2 größten Raum, wird Luigi Nonos „azione scenica in zwei Teilen“ mit großem Orchester, großer Chorbesetzung, zehn Solisten und vier Schauspielerinnen aufgeführt. Allein 460m2 Fläche werden für Bühnenbild, Orchester und Chor benötigt. 20 Sattelschlepper liefern die Technik und die Dekoration. 350 Scheinwerfer werden installiert. Dazu müssen Künstlergarderoben und Arbeitsplätze für Maskenbildner und Ankleider eingerichtet werden. In der Aufbauzeit kommen bis zu 40 Techniker zum Einsatz.
Mit deutschen Übertiteln
Musikalische Leitung
Ingo Metzmacher
Inszenierung
Katie Mitchell
Director of Photography
Leo Warner for 59 Productions
Regiemitarbeit
Benjamin Davis
Bühnenbild | Kostüme
Vicki Mortimer
Bruno Poet
Klangregie
André Richard
Live-Kamera
Sebastian Pircher
Chor
Eberhard Friedrich
Sopran I und III
Elin Rombo
Sopran III und I
Silke Evers
Sopran I
Tanja Andrijic
Sopran II
Hendrickje Van Kerckhove
Sopran IV
Virpi Räisänen
Alt | Louise Michel
Susan Bickley
Peter Hoare
Bariton | Deolas Kunde
Christopher Purves
Bass I | Sohn der Turiner Mutter
Michael Rapke
Bass II
Hee-Saup Yoon
Tania Bunke
Julia Wieninger
Russische Mutter
Birgit Walter
Deola
Laura Sundermann
Turiner Mutter
Helena Lymbery
Chorsoli
Jaroslaw Rogaczewski
Staatsopernchor
Staatskapelle Berlin