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Berliner Theatertreffen 2023: 10 bemerkenswerte Inszenierungen und 10 Treffen

12. bis 28. Mai 2023

Das neue Leitungsteam gab gemeinsam mit der Jury des Theatertreffens die Auswahl der zehn bemerkenswerten Inszenierungen des vergangenen Theaterjahres bekannt, die für eine Einladung zum 60. Theatertreffen nominiert sind. Die neuen Leiterinnen Olena Apchel, Marta Hewelt, Carolin Hochleichter (in Abwesenheit) und Joanna Nuckowska präsentierten mit dem neuen Format '10 Treffen' einen Ausblick auf das geplante Programm ihrer ersten gemeinsam gestalteten Festivalausgabe. Das Theatertreffen der Berliner Festspiele, gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes, findet in seiner 60. Ausgabe vom 12. bis 28. Mai 2023 im Haus der Berliner Festspiele sowie in anderen Spielstätten Berlins statt.

 

Copyright: Berliner Festspiele

Zehn bemerkenswerte Inszenierungen
Die sieben Kritiker*innen Eva Behrendt, Janis El-Bira, Valeria Heintges, Sabine Leucht, Petra Paterno, Katrin Ullmann und Sascha Westphal sichteten und diskutierten im Zeitraum vom 29. Januar 2022 bis 20. Januar 2023 insgesamt 461 Inszenierungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Wie bereits in den vergangenen zwei Jahren berücksichtigte die Jury neben Live-Aufführungen auch Video-Aufzeichnungen und rein digitale Theaterproduktionen. Für den Auswahlprozess galt weiterhin die im Jahr 2020 eingeführte Frauenquote von mindestens 50 Prozent in der Regieposition. Die finale Jurysitzung fand gestern, am 25. Januar 2023, im Haus der Berliner Festspiele statt.

Nominiert für eine Einladung zum 60. Theatertreffen sind:

– „Das Vermächtnis (The Inheritance). Teil 1 und Teil 2“
von Matthew Lopez
aus dem Amerikanischen von Hannes Becker
frei nach dem Roman „Howards End“ von E.M. Forster
Regie und Bühne Philipp Stölzl
Residenztheater, München (Bayerisches Staatsschauspiel)

– „Der Bus nach Dachau. Ein 21st Century Erinnerungsstück“
von De Warme Winkel und Ensemble
Konzept und Regie Vincent Rietveld, Ward Weemhoff (De Warme Winkel)
Eine Produktion von Schauspielhaus Bochum und De Warme Winkel
Koproduzent Internationaal Theater Amsterdam

– „Der Einzige und sein Eigentum“
Ein Stück Musiktheater von Sebastian Hartmann und PC Nackt nach Max Stirner
Regie und Bühne Sebastian Hartmann
Deutsches Theater Berlin

– „Die Eingeborenen von Maria Blut“
von Maria Lazar
Bühnenfassung von Lucia Bihler und Alexander Kerlin
Regie Lucia Bihler
Burgtheater, Wien

– „Ein Sommernachtstraum“
von William Shakespeare
Deutsch von Angela Schanelec in Zusammenarbeit mit Jürgen Gosch und Wolfgang Wiens
in einer Fassung von Antú Romero Nunes und Ensemble
Regie Antú Romero Nunes
Theater Basel

– „Hamlet“    
Tragödie von William Shakespeare
Fassung von Philipp Preuss unter Verwendung der Übersetzung von Marius von Mayenburg
Regie Philipp Preuss
Anhaltisches Theater Dessau

– „Kinder der Sonne“
von Maxim Gorki
Deutsch von Ulrike Zemmer
Regie Mateja Koležnik
Schauspielhaus Bochum

– „Nora“
Ein Thriller von Sivan Ben Yishai, Henrik Ibsen, Gerhild Steinbuch, Ivna Žic
Deutsche Übersetzung Tobias Herzberg, Hinrich Schmidt-Henkel
Regie Felicitas Brucker
Münchner Kammerspiele

– „Ophelia’s Got Talent“
von Florentina Holzinger | Konzept und Regie Florentina Holzinger
Eine Produktion der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin und Spirit in Koproduktion mit Productiehuis Theater Rotterdam, Tanzquartier Wien, Arsenic Lausanne, asphalt Festival, Gessnerallee Zürich, Kampnagel Internationales Sommerfestival und DE SINGEL Antwerpen
Gefördert von der Kulturabteilung der Stadt Wien sowie dem Bundeskanzleramt für Kunst und Kultur

– „Zwiegespräch“
von Peter Handke
Regie Rieke Süßkow
Burgtheater, Wien

Theatertreffen-Jury
Mit der diesjährigen Festivalausgabe beenden die Kritikerinnen Sabine Leucht und Petra Paterno ihre Jurytätigkeit. An ihre Stelle werden Theresa Luise Gindlstrasser und Martin Thomas Pesl berufen. Gemeinsam mit Eva Behrendt, Janis El-Bira, Valeria Heintges, Katrin Ullmann und Sascha Westphal nehmen die Kritiker*innen ab sofort ihre Arbeit für das Theatertreffen 2024 auf. Die den Auswahlprozess betreffende Frauenquote wird um ein Jahr bis 2024 verlängert. Die Berliner Festspiele danken allen Juror*innen für die geleistete Arbeit und das damit verbundene außerordentliche Engagement.

­10 Treffen
Mit Beginn der neuen Intendanz von Matthias Pees Anfang September 2022 wird das Theatertreffen der Berliner Festspiele erstmalig gemeinsam von einem weiblichen, transnationalen Leitungsteam verantwortet und programmatisch gestaltet. Ausgehend von der Fragestellung Who has the privilege to not know…? widmet sich das Theatertreffen 2023 insbesondere gesellschaftlichen Prozessen und politischen Veränderungen, die das Theater heute prägen. Unter dem Titel 10 Treffen werden mit einer Reihe von Veranstaltungen und künstlerischen wie diskursiven Interventionen neue Resonanzräume für das traditionsreiche Festival auf europäischer Ebene eröffnet. Dabei umrahmen die 10 Treffen die zehn bemerkenswerten Inszenierungen und versuchen, (k)einen common ground zu formulieren, auf dem mögliche Perspektiven für die Zukunft des Theatertreffens ausgelotet und gleichzeitig in einem ersten Entwurf erprobt werden können.

So nimmt das Responsibility Treffen den Krieg in Europa, insbesondere den russischen Angriffskrieg in der Ukraine, in den Fokus. Davon ausgehend widmet sich das Solidarity Treffen der belarussischen Protestbewegung und der politischen Repression durch das Lukaschenko-Regime. Während das Herstory Treffen pazifistischen Feminismus vor dem Hintergrund feministischer Kämpfe in militarisierten Gesellschaften diskutiert, widmet sich das Transfeminist Treffen der ganzen Kraft feministischer Solidarität über sämtliche Grenzen hinweg. Das Diversity Treffen fragt nach Möglichkeiten der Teilhabe am kulturellen Angebot und nimmt dabei insbesondere die Vielfalt von Körpern in den Blick. Einen Raum der Reflexion und der Ruhe bietet das Emptiness Treffen.  Programm und perspektivische Ausrichtung dieser Treffen werden in Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb erarbeitet.

Auch bereits bekannte Festivalformate finden sich in den 10 Treffen wieder: Beim Exchange Treffen diskutieren die Stipendiat*innen des Internationalen Forums, das gemeinsam mit dem Goethe-Institut, der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia, dem Deutschen Bühnenverein und weiteren Partnern durchgeführt wird, ihre Perspektiven auf das Festival und stellen sich dem Publikum vor. Kritisch begleitet wird das Theatertreffen von den Akteur*innen des Theatertreffen-Blogs, gefördert von der Stiftung Presse-Haus NRZ, beim Reflection Treffen. Im Zuge des Green Treffen vernetzen sich die Grünen Botschafter*innen des Forums Ökologische Nachhaltigkeit im Theater zu Themen wie u. a. nachhaltiger Kulturproduktion und suchen nach konkreten Handlungsimpulsen. Das Network Treffen setzt auf die Vervielfältigung unterschiedlicher Zusammenkünfte und Perspektiven des Theatertreffens und lädt zu kritischem wie geselligem Austausch und zu Festivitäten, wie beispielsweise Preisverleihungen, ein.

Traditionell werden beim Theatertreffen der mit 20.000 Euro dotierte Theaterpreis Berlin der Stiftung Preußische Seehandlung, der 1991 von Judith und Michael Kerr ins Leben gerufene und mit 5.000 Euro dotierte Alfred-Kerr-Darstellerpreis der Alfred-Kerr-Stiftung sowie der mit 10.000 Euro dotierte und von 3sat gestiftete 3sat-Preis vergeben. Unter dem Titel „Starke Stücke“ präsentiert 3sat als langjähriger Medienpartner des Theatertreffens auch dieses Jahr wieder eigens produzierte Aufzeichnungen von drei bemerkenswerten Inszenierungen in seinem Programm.

Teilhabe
Erneut bietet das Theatertreffen in Kooperation mit Förderband e.V. – Kulturinitiative Berlin bis zu zwei ausgewählte Inszenierungen für blinde und sehbehinderte Menschen mit Audiodeskription an, gefördert von der Herbert Funke-Stiftung und der Paul und Charlotte Kniese-Stiftung. Für das nicht-deutschsprachige Publikum ist eine umfassende englische Übertitelung der zehn eingeladenen Inszenierungen sowie die englische Simultanübersetzung der diskursiven Veranstaltungen des Theatertreffens vorgesehen.
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