Auf dem Weg in die Stadt begegnet er im Gang des Zuges der aparten Séverine, der Frau des Bahnhofsvorstehers Roubaud, die offensichtlich etwas zu verbergen hat. Und tatsäch-lich hat Roubaud, vor Eifersucht rasend, soeben vor Séverines Augen in einem Abteil ihren Paten er-mordet, einen wohlsituierten und angesehenen Adligen, nachdem er erfahren hat, dass Séverine ein Verhältnis mit ihm hatte. Der Tote wird bald entdeckt. Séverine fleht Lantier mit Blicken an, sie und ihren Mann zu schützen. Da raufhin sagt der Lokführer gegenüber der Polizei aus, er habe niemanden auf dem Gang gesehen.
So entsteht eine verschworene Verbindung zwischen den dreien und rasch entwickelt sich eine innige Affäre zwischen Lantier und Séverine, die das Leben mit ihrem Mann kaum noch erträgt. Für die quälende Situation scheint es nur eine Lösung zu geben: Roubaud muss beseitigt werden, damit Séverine und Lantier eine befreite, gemeinsame Zukunft haben können. Doch am Ende dieser Geschichte steht die Tragödie.
Émile Zola zeichnet in seinem Roman ein genaues psychologi-sches Bild zwischenmenschlicher Beziehungen und individueller Verlorenheit. Jede seiner drei Hauptfiguren liebt oder möchte geliebt werden. Aber diese drei Menschen leben im Konflikt mit der Welt um sie herum, voller unerfüllter und uneingestandener Sehnsüchte, ohne dass sie die Fähigkeit hätten, sie zu realisieren. Zola trägt ihre Liebesempfindungen Schicht für Schicht ab und entdeckt darunter Hass, Wut, Verzweiflung, Eifersucht, Verlorenheit und Trauer. Herausgerissen aus dem Refugium der Zweisamkeit, das sie um sich errichtet haben, wird die ungeheure Zerstörungskraft entfesselt, die sie in sich tragen. Bis schließlich die Liebe zur Legitimation des Verbrechens herhalten muss. Das Herz wird vom Verstand abgekoppelt. Nicht die Welt ist grausam, sondern der Mensch. Bestie Mensch.
Regie und Bühne Clemens Mädge,
Kostüme Bettina Sandmann,
Dramaturgie Michael Propfe,
technische Produktionsleitung Marcel Didolff,
Regieassistenz und Video Joscha Sliwinski,
Es spielen Marco Albrecht, Maria Magdalena Wardzinska, Sören Wunderlich.
Ermöglicht durch die Freunde des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg e.V.
Eintrittspreis: 8-18 €
Karten: Telefon 0 40.24 87 13 (Mo.-Sa., 10-19 Uhr) oder online unter www.schauspielhaus.de