Aber der Whiskey hat Helen schon immer über vieles hinweggeholfen, und der überraschende Heiratsantrag eines verloren geglaubten Lovers eröffnet ihr plötzlich neue Perspektiven. Als Helen kurz vor Weihnachten mit ihrem Gatten in ein großes Haus umzieht und Jo alleine in der Bude zurücklässt, findet die 17-Jährige Trost in den Armen eines Matrosen. Er nimmt ihr die Angst vor der Dunkelheit und gibt ihr Wärme. Ein erstes Mal kostet sie die Liebe.
Der Nachgeschmack ist bitter. Schnell ist der Matrose weg, und Jo, die die Schule geschmissen hat, muss alleine durchkommen. Ein halbes Jahr später steht Geoffrey, ein schwuler Kunststudent, vor Jos Tür. Seine erklärte Absicht ist es, sich der schwangeren Jo anzunehmen. Sie, die nie eine richtige Mutter hatte, will nicht Mutter sein. Geoffrey setzt alles daran, diese Leerstelle zu füllen: Warum kann er nicht Mutter sein? Die junge Frau kann sich der erdrückenden Fürsorge nicht erwehren. Und schließlich taucht Helen wieder auf und meldet ebenfalls Ansprüche an.
Shelagh Delaney hinterfragt die Familie als Hort der Sicherheit und stellt Geschlechterrollen in einer sich rasant verändernden Welt zur Diskussion. Dieses erfolgreiche Theaterstück schrieb sie als "zornige junge Frau" innerhalb von zwei Wochen, weil sie zeigen wollte, dass sie relevantere Dinge aus ihrer eigenen Geschichte und Wahrnehmung für die Bühne erzählen kann als das, was sie im Theater 1958 zu sehen bekam. "Bitterer Honig" ging danach auf Erfolgstour bis an den Broadway und bescherte ihr zahlreiche Auszeichnungen, u.a. in Cannes für das beste Drehbuch ihrer Filmfassung.
Regie: Tilman Gersch.
Grundraum: Bernd Schneider/Ulrike Bresan.
Ausstattung: Ariane Salzbrunn.
Dramaturgie: Heike Müller-Merten.
Es spielen: Heidi Ecks, Silvia Weiskopf, Oliver Chomik (Studio), Stefan Kaminsky und Torben Kessler