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DAS ERDBEBEN IN CHILI von Heinrich von Kleist im Landestheater Tübingen Reutlingen

Donnerstag, 27. Juni 2013 / 20.00 Uhr / LTT-Werkstatt Tübingen. -----

Josephe, Tochter eines der angesehensten Edelmänner in St. Jago, und der Hauslehrer Jeronimo befinden sich in „zärtlichem Einverständnis“ miteinander. Als diesem unehelichen Liebesbund eine Schwangerschaft entspringt, ist der Zorn der Öffentlichkeit nicht zu bändigen.

Den beiden Sündern wird umgehend der Prozess gemacht, gleich nach der Niederkunft ihres Sohnes soll Josephe enthauptet werden und Jeronimo muss im Gefängnis büßen. Während am Tag der Hinrichtung tausende Schaulustige gespannt auf das tödliche Spektakel warten, will sich Jeronimo in seiner Zelle das Leben nehmen.

 

In diesem Moment größter Verzweiflung wendet ein plötzlich ausbrechendes Erdbeben das Blatt – auf die Zerstörung folgt innige Liebe und die Vision einer menschlichen Urgemeinschaft, die religiöser Fanatismus jedoch sogleich wieder zersprengt und in die nächste unfassbare Katastrophe treibt.

 

1806 von Heinrich von Kleist (1777–1811) verfasst, wurde die Novelle DAS ERDBEBEN IN CHILI im Jahr darauf zunächst unter dem Titel „Jeronimo und Josephe – Eine Szene aus dem Erdbeben zu Chili vom Jahr 1647“ in Cottas Morgenblatt für gebildete Stände veröffentlicht, 1810 erschien sie dann unter dem heute bekannten Titel in Kleists erstem Erzählband. Vor dem Hintergrund der Französischen Revolution, Bezug nehmend auf das Erdbeben in Santiago de Chile von 1647, steht Kleist mit dieser Novelle vor allem in der Tradition der philosophischen Auseinandersetzung mit dem Theodizee-Problem, der „Rechtfertigung Gottes“; einer Diskussion, die das katastrophale Erdbeben von Lissabon von 1755 neu befeuert hatte. Im Sinne Voltaires folgt bei Kleist auf die Überwindung des natürlichen Übels der Untergang durch das moralische Übel, anders als in der Theologie,

wo das natürliche eine Folge des moralischen Übels ist.

 

Regie führt Martin Kreidt, der nach LIEBE UND GELD von Dennis Kelly und LETZTES TERRITORIUM von Anne Habermehl zum dritten Mal am LTT inszeniert. Kreidt studierte Schauspiel an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart sowie ab 1988 Regie an der Universität Hamburg. Seit 1992 inszeniert Kreidt sowohl fremde als auch eigene Stücke an verschiedenen Thea tern, u. a. in Hamburg, Zürich, Braunschweig, Oldenburg und Stendal. In Zusammenarbeit mit dem Thalia Theater und Kampnagel realisierte er Theaterprojekte mit Jugendlichen und Senioren. Neben seiner Tätigkeit als Autor und Regisseur arbeitet er zudem als Dozent für Schauspiel und Regie. Seit 2012 ist Kreidt Repräsentant der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“.

 

Regie: Martin Kreidt

Bühne und Kostüm: Ulrich Frommhold

Musik: Ernst Bechert

Dramaturgie: Maria Victoria Linke

 

mit: David Lise, Julienne Pfeil, Steffen Riekers, Ines Schiller.

 

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