Pfitzner beschäftigt sich in seiner Oper „Das Herz“ mit Problemen, die heute eine neue Aktualität haben. Die ethischen Fragen von Organ-Transplantation geraten in den Mittelpunkt, weil die medizinischen immer weniger ein Problem darstellen. Die Frage welches Leben ist es wert, dass ein anderes dafür geopfert wird, ist heute brisanter als vor 70 Jahren, weil es „technisch“ machbar ist. Gleichzeitig ist Pfitzner aber auch Kind seiner Zeit. Der Expressionismus, die neuen Medien haben ihn stark beeinflusst. Sirene, Filmeinspielungen, Tonverstärkung finden ihren Niederschlag als Anklang an die Moderne. Wesentliches Moment ist die Entindividualisierung des Menschen. Im Gegensatz zu Goethes „Faust“ wird hier eine fremde Seele verkauft, wird ein abstraktes Herz getötet. Abstraktion begründet jedoch die
Industrialisierung des Tötens, die Barbarei in der Moderne. Darüber hinaus gleicht „das Herz“ einem Märchen, weil es von den großen Mythen der Gegenwart handelt: Liebe, Hass, Leidenschaft, Tod, Magie, Erlösung!
1931 erlebte „das Herz“ an der Staatsoper Berlin unter der Leitung von Wilhelm Furtwängler und am Nationaltheater München unter der Leitung von Hans Knappertsbusch eine Doppeluraufführung. Zunächst wurde das Werk von vielen Bühnen nachgespielt, erschien aber bald nur noch sporadisch auf den Spielplänen der Opernhäusern. Bis heute ist es eine zu Unrecht sehr selten gespielte Oper geblieben.
Musikalische Leitung: Martin Braun
Regie: Stephan Suschke
19. März 2006 | 11 Uhr | Mainfranken Theater, Oberes Foyer
Matinee zu Hans Pfitzner: „Das Herz“
Die musikalische Leitung von „das Herz“ übernimmt Martin Braun, der Erste Kapellmeister des Mainfranken Theaters. Der gebürtige Berliner studierte zunächst in seiner Heimatstadt Violine, anschließend in Wien Dirigieren. Er arbeitete als erster Kapellmeister an den Theatern von Olmütz (CZ), Wuppertal und Heidelberg.
Gastdirigate führten ihn unter anderem an die Volksoper in Wien, an die Nationaltheater von Prag und Brünn, zu den Bochumer Symphonikern und der Mährischen Philharmonie. Neben seiner Tätigkeit am Mainfranken Theater ist Martin Braun Lehrbeauftragter an der Musikhochschule Leipzig.
In der laufenden Spielzeit übernahm er unter anderem die musikalische Leitung in „Orpheus in der Unterwelt“ (Regie: Bernhard Stengele).