Auch den Text zum Werk lieferte Prokofjew selbst, zum Teil wortwörtlich aus Dostojewskis Roman übernommen. Er gliederte die Handlung – wie in der literarischen Vorlage spielt die Oper im fiktiven Ort Roulettenburg, wo sich ins Trudeln geratene Figuren tummeln, die allesamt nach Geld, Glückspiel und Zuneigung gieren – in vier Akte und legte ein besonderes Augenmerk auf den Deklamationsstil und die sehr durchdachte Orchestrierung der Oper.
Das Werk wurde aufgrund der politischen Verhältnisse allerdings erst über zehn Jahre nach seiner Fertigstellung uraufgeführt: 1929 in Brüssel und in französischer Sprache.
Musikalisch geleitet wird die Neuproduktion von Simone Young. Sie dirigierte an der Wiener Staatsoper seit ihrem Debüt 1993 mit La Bohème bisher insgesamt 30 Werke, darunter die Premieren von Osud / Le villi, La Juive und des Ballettabends Das Lied von der Erde, mehrere Wiederaufnahmen bzw. musikalische Neueinstudierungen und zahlreiche Repertoireabende.
Die international erfolgreiche österreichische Regisseurin Karoline Gruber präsentiert mit Der Spieler ihre zweite Arbeit für das Haus am Ring, wo sie schon 2005 für die Inszenierung von Le villi (unter dem Dirigat von Simone Young) verantwortlich zeichnete.
Für die Neuproduktion schufen Bühnenbildner Roy Spahn und Kostümdesignerin Mechthild Seipel eine Welt rund um ein Ringel-Spiel. Dramaturg Alexander Meier-Dörzenbach erläutert: „In Prokofjews ebenso wie in Dostojewskis Spieler geht es nicht um Rot/Schwarz beim Roulette, sondern um das Aushebeln verlässlicher Kategorien auf der Drehscheibe des Lebens; die ins Extrem gesteigerten Affekte lassen Polaritäten bis zur Gleichheit ähnlich werden: Liebe und Hass, Reinheit und Laster, Glück und Unglück, Glaube und Unglaube, Verlust und Gewinn – eine verlässliche Dichotomie scheint aufgehoben wie bei einem Reiter auf dem Karussellpferdchen, der im Kreise drehend galoppiert und sich eben doch nicht fortbewegt – es ist die strukturelle Gleichheit von »Rot« und »Schwarz«, die hier im Vordergrund steht – so wie Polina und Alexej sich aus Liebe hassen und aus Hass lieben.“ Alle Figuren in dieser Produktion „treibt die Erwartung an und um, dass morgen alles zum guten Ende kommen wird – unabhängig davon, wie durchschaubar diese Illusion oder wie weit hergeholt die Hoffnung eigentlich ist …“.
Der Spieler bildet den Auftakt zum diesjährigen Premierenreigen an der Wiener Staatsoper. Es ist die erste Eigenproduktion von Sergej Prokofjews Oper im Haus am Ring, wo diese bisher nur zwei Mal erklang: Als Gastspiel des Nationaltheaters Belgrad im Jahr 1964.
OPER IN VIER AKTEN UND SECHS BILDERN
TEXT: SERGEJ PROKOFJEW NACH FJODOR M. DOSTOJEWSKI
Dirigentin: Simone Young
Regie: Karoline Gruber
Bühne: Roy Spahn °
Kostüme: Mechthild Seipel °
Choreographie: Stella Zannou °
Dramaturgie: Alexander Meier-Dörzenbach °
General a. D. Dmitry Ulyanov °
Polina Elena Guseva °
Alexej Misha Didyk
Babulenka Linda Watson
Marquis Thomas Ebenstein
Blanche Elena Maximova
Mr. Astley Morten Frank Larsen
Fürst Nilsky Pavel Kolgatin
Baron Wurmerhelm Marcus Pelz
Potapitsch Clemens Unterreiner
Casino-Direktor Alexandru Moisiuc
Erster Croupier: Vladimir Potansky | Zweiter Croupier: Raoni Hübner de Barros
Dicker Engländer: Slavis Besedin | Großer Engländer: Christian Pursell
Bunte Dame: Regine Hangler | Blasse Dame: Ileana Tonca
Dame comme ci comme ça: Alexandra Yangel^ | Verehrungswürdige Dame: Sabine Kogler
Verdächtige Alte: Viktoria Schwindsackl | Hitziger Spieler: Leonardo Navarro#
Krankhafter Spieler: Santiago Sánchez | Buckliger Spieler: Wolfram Igor Derntl
Erfolgloser Spieler: Manuel Walser | Alter Spieler: Marcus Pelz
6 Spieler: Alejandro Pizarro-Enriquez, Wataru Sano, Martin Müller, Franz Gruber, Konrad Huber, Dominik Rieger
Orchester der Wiener Staatsoper
° Debüt an der Wiener Staatsoper | Alle Solistinnen und Solisten geben ihr Rollendebüt an der Wiener Staatsoper.
Reprisen: 7.Δ, 10., 14., 17., 20. Oktober 2017 (Δ WIENER STAATSOPER live at home)
Die Vorstellung am 7. Oktober 2017 wird live auf Radio Ö1 übertragen.